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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 02.09.08

Als Rauchen noch ¿in¿ war
Alte Zigarettenschachteln erzählen von der Zeit des Tauschhandels

Lage (lwl). Heute diskutieren wir über Rauchverbote und warnen vor den gesundheitlichen Risiken des Tabakkonsums. Vor etwas mehr als sechzig Jahren sah das ganz anders aus: Kein Kinofilm ohne rauchende Protagonisten, und direkt nach dem Krieg waren Zigaretten eine wichtige Ersatzwährung. Alle hungerten, und Nahrungsmittel waren häufig nur im Tausch gegen Uhren oder Schmuck und vor allem Rauchwaren zu erhalten. So gut wie bares Geld waren bei diesen Tausch- und Schwarzmarktgeschäften vor allem amerikanische Zigaretten. In der Sonderausstellung ¿Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder¿, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) derzeit in seinem Ziegeleimuseum in Lage zeigt, erzählen zwei 60 Jahre alte Schachteln von dieser Zeit.

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Leistungen und Erfahrungen der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten, die mit Arbeitskraft, Know-how und Unternehmergeist zum Wiederaufbau im Westen beitrugen. Von den katastrophalen Versorgungsbedingungen und der Ernährungskrise nach 1945 waren insbesondere auch sie betroffen. Für Flüchtlinge und Vertriebene und alle weiteren Bedürftigen galt: Wer etwas zum Tauschen hatte, konnte bei Hamsterfahrten oder auf den florierenden Schwarzmärkten seine schlechte Versorgungslage verbessern. Zu ¿barem Geld¿ wurden hier bis zur Währungsreform 1948 vor allem Zigaretten.
Die beiden ausgestellten Packungen ¿Chesterfield¿ und ¿Lucky Strike¿ stammen aus dieser Zeit. Sie wurden dem Museum vom Essener Andreas Dorndorf, der zusammen mit seinem Kompagnon Theo Rütter die Historischen Zigaretten- und Tabak-Museen Xanten und Essen betreibt, als Leihgabe zu Verfügung gestellt. Beide Sammlungen verfügen über rund 40.000 Objekte. Die Leidenschaft Zigarettenschachteln zu sammeln, begann bei Andreas Dorndorf vor über 20 Jahren während eines Urlaubs auf Gran Canaria, wo die Schachteln damals besonders billig waren: ¿Sie kosteten dort nur etwa 30 Pfennig und die ausgefallenen Motive gefielen uns gut. Deshalb haben wir in diesem und allen folgenden Urlauben Packungen gekauft, um uns daraus zu Hause eine bunte Collage zu basteln¿, erinnert sich der begeisterte Zigaretten-Sammler.

Auf rund 1.500 Schachteln schätzt der Essener allein die Anzahl seiner Mitbringsel aus den Ferien. Dorndorfs Sammelleidenschaft ging darüber hinaus vor fünf bis sechs Jahren erst richtig los: ¿Ich habe angefangen, im Internet oder bei anderen Sammlern nach weiteren Packungen zu suchen oder war bei Archiv-Auflösungen von großen Firmen dabei¿, erzählt er. Seine Schätze lagert er im ausgebauten Kellerraum, fein und ordentlich sortiert in rund 300 flachen Schubladen, die in einer sieben Meter langen Schrankwand eingebaut sind ¿ eine Spezialanfertigung beim Schreiner. Diese Schubladen fassen an die 18.000 Schachteln mit vielen bekannten, aber auch zahlreichen ausgefallenen und knalligen Motiven. Dorndorfs Kostbarkeiten stammen aus mindestens 100 Ländern. Dabei sind die Exponate aus der Ausstellung ¿Aufbau West¿ noch längst nicht die ältesten Schachteln, wohl aber Schachteln, die viele ältere Besucher noch kennen.

Geschichten zu diesen und den anderen Objekten erzählt Dr. Andreas Immenkamp, wissenschaftlicher Referent für das LWL-Ziegeleimuseum, am Sonntag, den 7.9., um 11 Uhr im Rahmen einer Führung. Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos.

Aufbau West ¿ Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder
bis 21.09.2008
LWL-Industriemuseum
Ziegeleimuseum in Lage
Sprikernheide 77 I 32791 Lage
Geöffnet Di ¿ So 10 ¿ 18 Uhr

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
¿Chesterfield¿ , 1945.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
¿Lucky Strike¿, 1946.
Foto: LWL



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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