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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 31.07.08
Paradiesischer Schein trügt
LWL-Landesmuseum zeigt Bild von Paul Gauguin in Ausstellung ¿Orte der Sehnsucht¿
Münster (lwl). Sein 100jährigen Bestehen feiert das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte In Münster mit der Jubiläumsausstellung ¿Orte der Sehnsucht¿. Mit über 250 Meisterwerken widmet sich die Ausstellung im Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 28. September bis 11. Januar dem Phänomen der Künstlerreise vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate vor.
Das 1892 entstandene Bild ¿Parau api (Gibt's was Neues?)¿ von Paul Gauguin (1848 - 1903) entspricht auf den ersten Blick der europäischen Vorstellung von einem paradiesischen und arbeitsarmen Leben auf der Südseeinsel Tahiti. Zwei wohlgenährte Frauen in luftigen Kleidern sitzen umringt von Blüten und üppig gerundeten Früchten auf einem gelb-leuchtenden Untergrund. Der Titel ¿Gibt¿s was Neues?¿ legt die Annahme nahe, dass sich die beiden mit Plaudereien die Zeit vertreiben.
Bei genauerem Hinsehen, wird jedoch klar, dass dieser Schein von einer heilen Welt trügt: Herabgezogene Mundwinkel und die gesenkten Lieder der Frauen deuten eine melancholische, fast apathische Stimmung an. ¿Diese Darstellung kann als Kritik an der Zerstörung des ¿irdischen Paradieses¿ auf Tahiti durch die Folgen der Kolonialisierung gesehen werden¿, erklärt die Projektleiterin der Ausstellung Dr. Gudula Mayr. Sie weist darauf hin, dass die Kleidung der Frauen für die damalige Zeit - als Missionare seit fast einem Jahrhundert auf Tahiti tätig waren - viel zu freizügig ist. ¿Gauguins gemaltes Tahiti ist kein Abbild der vorgefundenen Zustände, sondern vielmehr ein Konstrukt, das der Künstler erst durch ein Abrücken von der Realität überzeugend ins Bild setzen konnte¿, so die Kunsthistorikerin. Aus klar begrenzten Farbfeldern, die sich in der Fläche zu ornamentalen Mustern fügen, habe Gauguin eine formal ausgeglichene Komposition geschaffen.
In der Jubiläumsausstellung ¿Orte der Sehnsucht¿ sind insgesamt sechs Werke von Paul Gauguin zu sehen, unter anderem auch ein Porträtkopf einer tahitianischen Schönheit, die wahrscheinlich die Lebensgefährtin des französischen Künstlers war.
Gauguin markiert eine neue Phase in der Geschichte der Künstlerreisen in die Südsee, da er keine wissenschaftliche Expedition begleitete, sondern aus eigenem Antrieb und auf eigene Kosten reiste. In Reiseberichten hatte Gauguin über paradiesische Lebensbedingungen auf Tahiti gelesen, was ihm als ständig mittellosen Künstler sehr verlockend erschien. Aber auch seine Ideale von einem einfachen Leben in Einklang mit der Natur glaubte er fernab von den Zwängen der westlichen Zivilisation auf der Südseeinsel zu finden. Vor der Abreise schrieb er: ¿Dort in Tahiti, im Schweigen der schönen tropischen Nächte könnte ich lauschen auf die leise holde Musik meines Herzens, in Liebe und Harmonie eins mit den geheimnisvollen Menschen, die mich umgeben. Endlich frei! Ohne Sorge um das Geld kann ich dann lieben, singen und sterben.¿
Mit seiner Suche nach einem ursprünglichen Daseinszustand, in dem der Künstler und sein Werk eine Einheit bilden, wurde Gauguin zu einem wichtigen Vorbild für die kommende Generation. Während viele spätere Künstler in ländlich geprägten Regionen Europas oder in den Völkerkundemuseen nach Alternativen zur westeuropäischen Zivilisation suchten, verfolgten andere diese Ziele auf Fernreisen, teils bis in die Südsee.
Dauer der Ausstellung
28. September 2008 bis 11. Januar 2009
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr, 9 - 19 Uhr, Do 9 - 21 Uhr
Sa, So 10-18 Uhr
Montags bleibt das Museum geschlossen.
Grundsätzlich hat das Museum an den Feiertagen geöffnet, außer am 30. Oktober (ab 12 Uhr geschlossen), 24., 25. und 31. Dezember.
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Pressekontakt:
Christina Henneke, Telefon: 0251 5907-209, christina.henneke@lwl.org und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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