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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 23.06.08
Ende Juni beginnt die Urlaubszeit
Früher ging nach dem Johannestag der Erntestress los
Westfalen (lwl). In diesem Jahr wird der 24. Juni für viele Westfalen stressig: Es ist der vorletzte Schultag, da muss noch etliches erledigt werden bevor es in den Urlaub geht und die erholsamste Zeit des Jahres beginnt. ¿Früher war es genau umgekehrt: Am Johannestag gab es viele Feste, Kirmessen und Prozessionen, für die danach keine Zeit mehr blieb, denn mit der beginnenden Erntezeit standen die stressigsten Wochen des Jahres vor der Tür¿, erklärt Christiane Cantauw von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Für Beelen (Kreis Warendorf), Blankenstein (Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis), Boele (Hagen), Eiringhausen (Plettenberg, Märkischer Kreis), Lage (Kreis Lippe), Neheim (Arnsberg, Hochsauerlandkreis) , Rheine (Kreis Steinfurt), Schildesche (Bielefeld), Siegen, Voerde (Ennepetal, Ennepe-Ruhr-Kreis), Werne (Kreis Unna) und Westerholt (Herten, Kreis Recklinghausen) sind beispielsweise Johanneskirmessen belegt. ¿Auch die Tatsache, dass der Johannestag kurz nach der Sommersonnen-Wende liegt, machte diesen Termin für sommerliche Feste besonders attraktiv. Heute noch werden vor allem in Süddeutschland, in Österreich, in Norddeutschland und im nördlichen Europa die Johannisfeuer entzündet und es wird die ganze Nacht lang gesungen und getanzt,¿ weiß Cantauw. ¿Der mancherorts in Westfalen übliche Brauch am Johannestag Kräuter zu sammeln und diese zu einem Kranz zu flechten, der dann über der Tür aufgehängt wurde und dem Haus Segen bringen sollte, ist übrigens auch im nördlichen Europa bekannt.¿
Die heute noch üblichen Bräuche am Johannestag sind ein Überbleibsel eines viel ausgeprägteren Brauchgeschehens gegen Ende des Mittelalters. Die Johannisfeuer waren zu dieser Zeit in ganz Deutschland und darüber hinaus verbreitet. Cantauw: ¿Ein Kinderlied, das in unserem westfälischen Volksliedarchiv überliefert ist, kündet noch von dieser Tradition. Das Lied beginnt mit dem Satz ¿Lasset auf den Bergen die Feuerflammen schlagen¿. Dieses Lied wurde im niedersächsischen Lauenförde in der Nähe von Beverungen (Kreis Höxter) zum Johannis- und Osterfeuer gesungen¿. Ähnlich wie zu Weihnachten wurden in der frühen Neuzeit auch am Johannestag Mitternachtsmessen gefeiert. Die enge Verbindung des Johannestages zum Weihnachtsfest ergibt sich aus der Bibel. Dort ist überliefert, dass Johannes ein halbes Jahr vor Jesus geboren ist. Die große Beliebtheit des Heiligen lässt sich übrigens auch aus der Tatsache ableiten, dass Johannes gegen Ende des Mittelalters der häufigste Taufname in Deutschland war. Und er ist der Patron der Lämmer, Schafe, Haustiere, Hirten, Färber, Gerber, Kürschner, Schneider, Sattler, Bauern, Winzer, Gastwirte, Fassbinder, Musiker, Sänger, Tänzer, Kinobesitzer, Architekten, Steinmetze, Maurer, Zimmerleute, Kaminkehrer, Schmiede, der Weinstöcke und der Abstinenten.
Von der besonderen Bedeutung des Johannestages für die Landwirte künden auch die mit diesem Tag verknüpften Wetterregeln, die die Hoffung auf genügend Feuchtigkeit vor diesem Termin und eine anhaltend schöne Wetterperiode nach dem Johannestag zum Ausdruck bringen: ¿Vor Johanni bitt um Regen, hernach kommt er ungelegen¿, ¿Bleicht der Roggen vor Johann, fängt die Ernte düster an¿.
Übrigens: Johannes der Täufer ist der einzige Heilige, dessen Geburtstag in der katholischen Kirche gefeiert wird. ¿Heiligengedenktage sind normalerweise die Todestage der betreffenden Personen. Das ist bei Johannes dem Täufer anders,¿ erläutert Cantauw. ¿Mit den Bräuchen am Johannestag hat der Namensgeber aber nicht viel zu tun!¿
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