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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 17.04.08
"Hat die Arbeit Zukunft?"
LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen lädt zum "Streit am Mittwoch"
Hattingen (lwl). Alles wird wieder gut. Oder doch nicht? Gibt es bald wieder Arbeit für alle? Oder ist das mit den Spielregeln unseres Arbeitsbegriffes nicht zu erreichen? Am 23. April lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum "Streit am Mittwoch" in sein LWL-Industriemuseum Henrichshütte ein. Das Impulsreferat hält um 20 Uhr Sozialpfarrer a.D. Wolfgang Belitz, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, "Arbeit neu zu denken".
Und welcher Ort eignet sich hierzu mehr als Hattingen? Hier wurden Arbeitslosenzahlen von 30 Prozent prognostiziert, als die Hütte geschlossen werden sollte. Es ist anders gekommen. Ist das ein Grund zur Entwarnung? Wolfgang Belitz meint "Nein".
¿Man muss neue Wege beschreiten, wenn man soziale Gerechtigkeit will!¿, zitiert er Anthony Gibbons und stellt sein Reformprogramm zur Sicherung von Arbeit und Einkommen für alle Menschen vor. In modernen Industriegesellschaften sinkt durch die Computerisierung und Automatisierung der digitalen Revolution die Menge der bezahlten Arbeit unaufhörlich ab. Gleichzeitig steige durch die Produktivitätsentwicklung der gesellschaftliche Reichtum an Geld und Gütern gigantisch an. Mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft entstehe also immer mehr Reichtum, ohne dass alle daran teilhaben können. So wachsen laut Belitz gleichzeitig Reichtum und Armut durch Arbeitslosigkeit und schlecht bezahlte unsichere Arbeitsplätze.
Im vorgestellten Reformprogramm wird der technische Fortschritt in sozialen Fortschritt umgesetzt, so Belitz. Es gibt demnach ...
... vier Formen der Arbeit (Erwerbsarbeit, Hausarbeit, Eigenarbeit und Bürgerinnenarbeit).
... drei Arten von Einkommen (Erwerbseinkommen, Kapitaleinkommen und Transfereinkommen)
... zwei Geschlechter und
... eine Welt.
Das Reformprogramm stellt und beantwortet die Fragen in diesem 4-3-2-1-Koordniatensystem neu: Welches Einkommen für welche Arbeit? Welche Arbeit für welches Einkommen? Welche Arbeit ohne Einkommen? Welches Einkommen ohne Arbeit? Die Antworten des Reformprogramms beschreiten neue Wege zur Entwicklung von Mischeinkommen und gänzlich neuen Formen von Arbeit, die für allen Menschen zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit wird überwunden, eine neue Versöhnung von Arbeit und Leben ist möglich. "Das Reformprogramm unterscheidet sich vollständig von dem, was die neoliberale Politik heute unter Reformen versteht", erläutert Belitz und führt als Beispiel Hartz IV und die Folgen an. Er sieht in seinem Modell einen innovativen Durchbruch gegenüber einem Denken, in dem der Markt alles ist und die menschliche Arbeit nichts mehr gilt.
Übrigens nähert sich das LWL-Industriemuseum zwei Tage später, am 25. April, dem 1.Mai weniger streitbar als musikalisch: "Zur Sonne, zur Freiheit" heißt das Begleitprogramm zur Spätschicht ab 19 Uhr. ¿Wir freuen uns auf Klassiker des Arbeiterliedgutes, vorgetragen von der Songgruppe um Jürgen Schade¿, so Museumsleiter Robert Laube. Der nächste "Steit am Mittwoch" widmet sich dem Thema "Altersarmut". Der Termin wird noch bekannt gegeben.
Zur Person: Wolfgang Belitz war von 1970 bis 1997 Pfarrer im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Evangelischen Kirche von Westfalen. Von 1997 bis zu seiner Pensionierung 2005 war er Pfarrer im Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD. Daneben war er von 1976 bis zum Jahr 2000 Lehrbeauftragter für Sozialethik und Sozialphilosophie an der Universität Münster und der Fachhochschule Düsseldorf. Außerdem unterrichtete er von 1970 bis 1999 am Berufskolleg Iserlohn. Weiterhin ist er Vorstandsvorsitzender der Hoppmann Stiftung ¿Demokratie im Alltag¿, der alleinigen Gesellschafterin der Martin Hoppmann GmbH in Siegen (www.demokratie-im-alltag.de). Er hat zahlreiche sozialethische und sozialhistorische Veröffentlichungen zur Arbeits- und Wirtschaftsethik (z.B. Arbeit unser täglich Brot, Bochum 2003) verfasst und engagiert sich durch umfangreiche Vortragstätigkeit zur Zukunft der Arbeit und Kritik des neoliberalen Kapitalismus.
Pressekontakt:
Robert Laube, Museumsleiter Henrichshütte, Tel. 02324 9247-0 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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