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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 23.08.07

High-Tech hilft 800 Jahre altem Pferdchen:
LWL und Universität Paderborn reproduzieren Ton-Spielzeug aus dem Mittelalter

Paderborn (lwl). Vor rund 800 Jahren spielten vermutlich Kinder mit dem kleinen Ton-Pferd, das Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vor kurzem an der Paderborner Abdinghofkirche gefunden haben. Obwohl sie das wertvolle Original natürlich nicht zum Spielen in die Hand bekommen, können Kinder demnächst wieder die kleine Macke im rechten Vorderlauf des Pferdes spüren. ¿Rapid-Prototyping¿ macht es möglich. Mit diesem neuen Verfahren, haben die LWL-Archäologen und LWL-Denkmalpfleger in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn ein exaktes Abbild des Pferdes geschaffen, ohne das Original auch nur zu berühren.

¿Dieses Verfahren ist für die Denkmalpflege ganz neu. Weil es so schonend mit den Originalen umgeht, können wir jetzt genaue Duplikate herstellen, ohne dabei die historischen Objekte zu gefährden¿, nennt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Bettina Heine-Hippler die beiden großen Vorteile des neuen Verfahrens.

Das Pferdchen vom Abdinghof befindet sich zwar für sein Alter von 800 Jahren in einem erstaunlich guten Zustand. Dennoch hätte man das kleine Spielzeug mit herkömmlichen Methoden, bei dem das Original mit Kautschuk abgeformt wird, nicht kopieren können. Denn auf dem Spielpferd befinden sich Reste einer Bemalung. ¿Diese wären mit Sicherheit verloren gegangen, wenn man das Pferd mit Kautschuk abgeformt hätte¿, so Heine-Hippler.

Die Universität Paderborn hat die Aufgabe übernommen, ein Abbild des Pferdes zu erstellen, ohne es zu berühren. Die Forschungsgruppe CIK (Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung) von Prof. Dr. Rainer Koch hat ein Verfahren erarbeitet, bei dem das Pferdchen zunächst kontaktfrei digitalisiert wurde, wobei auch die kleinste Unebenheit erkannt wurde. Mit den so gewonnenen 3D-Modelldaten hat dann das Team von Prof. Dr. Detmar Zimmer am Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik am so genannten Rapid Prototyping 3D-Drucker Schicht für Schicht einen nahezu originalgetreuen Prototyp des Pferdchens aus blauem Kunststoff erstellt ¿ einschließlich der kleinen Macke am rechten Vorderlauf.

Das unempfindliche blaue Prototyp-Pferdchen kann jetzt mit den herkömmlichen Methoden abgeformt werden. Mit der so gewonnenen Form können dann Repliken aus Sandsteinersatzmaterial gegossen werden. Dann können heutige Kinder bedenkenlos mit dem Pferdchen aus dem 13. Jahrhundert spielen und dabei die 800 Jahre alte kleine Macke ertasten.

Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Mit dem neuen Verfahren wird das Pferdchen samt der kleinen Macke am Vorderlauf genau reproduziert, die Farbreste auf dem Original bleiben erhalten.
Foto: LWL/Spiong


Foto zur Mitteilung
Das Spielzeug-Pferdchen aus dem 13. Jahrhundert haben die LWL-Archäologen bei Ausgrabungen an der Abdinghofkirche in Paderborn entdeckt.
Foto: LWL/Spiong



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