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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 21.02.07

Kyrill beschäftigt jetzt die Archäologen
Zahlreiche Fundstellen von den Sturmschäden betroffen

Münster (lwl). Erst nach und nach deutet sich an, welche Schäden der Sturm Kyrill auch bei den archäologischen Denkmälern angerichtet hat, die in den Wäldern und nur wenig unter der Oberfläche liegen. Wie hoch die Schäden tatsächlich sind, können die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zwar derzeit nicht sagen, Meldungen liegen aber bereits aus ganz Westfalen und Lippe vor. Bei den Aufräumarbeiten könnten weitere Schäden entstehen, befürchten die Wissenschaftler.

¿Wir machen uns große Sorgen um die Denkmäler in den Wäldern, die Hunderte von Jahren mehr oder weniger unbeschadet im Boden überdauert haben,¿ sagt Dr. Michael Baales, LWL-Archäologe in Olpe. ¿Besonders betroffen sind Wallburgen, Grabhügel, Landwehren oder Hohlwege, also Bodendenkmäler mit Erderhebungen. Die umgestürzten Bäume mit den ausgerissenen Wurzeltellern haben hier massive Schäden verursacht. Außerdem werden diese Denkmäler durch das fehlende Wurzelwerk destabilisiert und schneller abgetragen.¿ Wie hoch die Schäden wirklich sind, kann Baales noch nicht einschätzen, weil die Wälder zum größten Teil noch nicht betreten werden können oder dürfen.

Ein bereits bekannter Fall ist der Hohlweg bei Drolshagen (Kreis Olpe), der erst vor wenigen Monaten als Lehrpfad eingerichtet worden ist. Durch entwurzelte Bäume ist er massiv geschädigt und nicht mehr begehbar. Auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern liegen erste Meldungen vor: In Meschede (Hochsauerlandkreis) ist zum Beispiel eine mittelalterliche Wallanlage betroffen.

Im Raum Winterberg (Hochsauerlandkreis) ist eine so genannte Wüstung, eine im Mittelalter verlassene Siedlung, geschädigt worden: die am höchsten gelegene mittelalterliche Siedlung Westfalens mit drei Hofstellen, Viehpferchen und Gebäuderesten aus dem 12./13. Jahrhundert. Hier hat Kyrill besonders schlimm gewütet: Das ganze Siedlungsareal ist meterhoch von umgestürzten Bäumen bedeckt, die Funde wurden zum Teil mit den Wurzeltellern aus der Erde gerissen.

Dr. Daniel Bérenger, Leiter der LWL-Archäologie- Außenstelle Bielefeld, berichtet von Schäden, die zum Beispiel an der Wittekindsburg in Minden/Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) aufgetreten sind. Am Nordhang sind stellenweise ganze Lichtungen mit großen, hochstehenden Wurzeltellern entstanden. Am Nordwestende der Befestigung ist ein Baum auf den Wall gefallen; ein anderer, der direkt auf dem Wall stand, hat beim Umstürzen ein Loch in den Wall gerissen. Im Frühjahr wollen die Wissenschaftler diese Stellen untersuchen, da in den entstandenen Wurzellöchern eventuell archäologische Funde geborgen werden müssen.

Auch im Bereich der Babilonie in Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) werden Maßnahmen notwendig sein. Hier haben die Wurzeln umstürzender Bäume Steine aus einer Mauer der Befestigung gerissen. Ob auch Siedlungsbefunde freigelegt oder zerstört worden sind, können die Archäologen derzeit nicht sagen, da der Burgweg nicht passierbar ist.

¿Ein neues Problem wird mit den Aufräumarbeiten entstehen¿, gibt Baales zu bedenken. ¿Natürlich müssen die Wälder geräumt werden. Aber vielleicht kann gerade in den Bereichen von Wallanlagen oder Hügelgräbern der Einsatz schwerer Maschinen möglichst denkmalverträglich gestaltet werden. Wir stehen gerne zu Gesprächen zur Verfügung¿, betont der Archäologe, um Forstämter und Waldbesitzer für die Belange der Denkmäler, die Hunderte Jahre mehr oder weniger unbeschadet im Boden überdauert haben, zu sensibilisieren.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Jana Sager, Telefon: 0251 5907-287
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Foto zur Mitteilung
LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy begutachtet die Schäden, die umgestürzte Bäume mit ausgerissenen Wurzeln bei Balve im Boden verursacht haben.
Foto: LWL/Menne.


Foto zur Mitteilung
Meterhoch türmen sich die Bäume im Bereich der mittelalterlichen Wüstung bei Winterberg.
Foto: Rene Ahlers.


Foto zur Mitteilung
Hünenburg/Meschede/Vorburg.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Kneblinghausen
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Kneblinghausen
Foto: LWL



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