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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 20.11.06
Nachbarschaftshilfe, Babyboom, Stromausfall und Hamsterkäufe:
LWL-Volkskundler sammeln Berichte über das Schneechaos in Westfalen
Münster (lwl). Vor einem Jahr, am 25. November 2005, ging in vielen Städten und Gemeinden im Nordwesten Westfalens plötzlich gar nichts mehr: Unerwartet heftige Schneefälle machten das Fortkommen per Auto, Bus und Bahn fast unmöglich. Als viel schlimmer sollte sich aber im Verlauf des Tages herausstellen, dass etwa 50 Hochspannungsmasten im Münsterland durch die Schneemassen eingestürzt waren. Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): ¿Ein Jahr nach diesem einschneidenden Ereignis möchten wir nun von den Menschen in Westfalen erfahren, wie sie persönlich mit der Schneekatastophe und ihren Folgen umgegangen sind. Welche Erfahrungen und Erlebnisse verbinden sich mit diesem letzten Novemberwochenende? Wie sah unter den veränderten Grundbedingungen der Alltag aus?¿
Die Stromversorgung für 250.000 Menschen war für mehrere Tage unterbrochen. Kochen, Waschen, die Arbeit am Computer, das Melken der Kühe und zahllose weitere tägliche Verrichtungen, bei denen wir auf Strom angewiesen sind, waren plötzlich nicht mehr möglich. Weil die Heizungen ausfielen, kühlten die Häuser und Wohnungen aus ¿ an normales Wohnen und Arbeiten war nicht mehr zu denken. Die Volkskundler wollen nun von den Menschen wissen, wie sie damit umgingen.
Seit mehr als 50 Jahren sammelt die Volkskundliche Kommission für Westfalen bereits Berichte über verschiedene Aspekte des Alltagslebens. ¿In unserem Archiv finden sich Schilderungen über Geburt und Taufe, Brotbacken und Pferdehaltung ebenso wie Berichte über verschiedene Bräuche, über das Kleidungsverhalten auf dem Land und zahlreiche weitere alltagskulturelle Themenfelder¿, so Cantauw. ¿Angesichts eines derartig einschneidenden Ereignisses wie der Schneekathastrophe erscheint es uns nun wichtig, die Erfahrungen, die die Menschen in dieser Notsituation gemacht haben, zu sammeln und für die Zukunft aufzubewahren.¿
¿Die Bandbreite der Erlebnisse wird wahrscheinlich sehr groß sein: Nachbarschaftshilfe, Nächte am Kamin bei Kerzenschein, unerwartete Unterstützung und der Babyboom, den umliegende Krankenhäuser neun Monate später meldeten, gehören zu den positiven Erinnerungen. Es hat aber sicher auch negative Erfahrungen gegeben hat wie Einbrüche, ausgefallene Züge und Busse, leere Supermarktregale aufgrund von Hamsterkäufen oder die bange Frage, wie man die Versorgung von Mensch und Tier unter den äußerst widrigen Umständen aufrecht erhalten kann¿, mutmaßt Cantauw und hofft: ¿Vielleicht hat der ein oder andere ja auch Fotos gemacht, die er uns zur Verfügung stellen möchte¿.
Alle, die von dem Scheechaos am letzten Novemberwochenende 2005 mittelbar oder unmittelbar betroffen waren, sind dazu aufgerufen, einen schriftlichen Bericht an die Volkskundliche Kommission für Westfalen, Scharnhorststraße 100 in 48151 Münster zu senden. Wer dies lieber per e-mail tun möchte, kann seinen Bericht an die E-Mailadresse: Christiane.Cantauw@lwl.org schicken oder sich unter Telefon 0251 832-4404 mit der Kommission in Verbindung setzen.
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
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