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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 20.09.06
Westfälischer Denkmalpreis an Ute und Günter Fischer - Im ältesten Gebäude des Dorfes ein jüdisches Taufbad entdeckt und erhalten
Soest/Kalletal (lwl). Den mit 7500 Euro dotierten Westfälischen Preis für Denkmalpflege haben am Mittwoch (20.09.) Ute und Günter Fischer aus Kalletal-Lüdenhausen (Kreis Lippe) ins Soest erhalten, weil sie sich beispielhaft für den Erhalt eines Fachwerkkottens an der Bösingfelder Straße eingesetzt haben. Das hat eine Jury beschlossen, in der auch die Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vertreten sind. Der von der Sparkasse Soest gestiftete Preis wird alle zwei Jahre an Privatleute verliehen, die sich beispielhaft dafür einsetzen, dass ein schützenwertes Baudenkmal erhalten bleibt.
¿Mit dem Preis wird die besondere Qualität der Instandsetzung und Restaurierung ausgezeichnet. Zudem stellen Ute und Günter Fischer ihr Denkmal zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit für eine Teilbesichtigung zur Verfügung. Darin hat die Jury einen besonderen und zusätzlichen Bewertungspunkt für die Würdigung gesehen¿, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, bevor er den Preis überreichte.
Das Ehepaar nahm sich gerade noch rechtzeitig des ältesten erhaltenen Hauses des Dorfes an. Die Tage des laut Inschrift auf dem Torbalken 1684 von Henrich Kufus und Elisabeth Silker errichteten Kottens schienen schon gezählt zu sein: Das direkt an der Straße gelegene Haus hatte lange leer gestanden, das Mauerwerk war feucht, die Statik bedroht. Bei der Sanierung machten die Eigentümer einen sensationellen Fund: Im zugeschütteten Keller fanden sie ein gemauertes Becken, das über eine Treppe von der Diele aus erreichbar war. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass das Becken ein jüdisches Tauchbad, eine so genannte Mikwe für rituelle Reinigungen ist. Bauspuren lassen vermuten, dass es sogar noch älter als das Haus selbst ist. ¿Damit steht der Kotten in Lüdenhausen zumindest in Ostwestfalen einzigartig da. Denn jüdisches Kulturgut hatte währen des Nazi-Terrors kaum eine Überlebenschance. Sicher sind später auch einige Becken unerkannt zerstört worden¿, so LWL-Denkmalpflegerin Dr. Ursula Quednau.
Die Mikwe, die vom Grundwasser und durch eine Rinne von einem nahe gelegenen Bach bewässert werden konnte, kann heute durch eine Glasplatte im Dielenboden betrachtet werden. Um das Tauchbad öffentlich zugänglich zu machen, öffnen die Eigentümer mittwochs von 15 bis 18 Uhr und nach telefonischer Anmeldung unter 05264 657799 oder 0170 3337975 die als Galerie genutzte Diele für Interessierte.
Auch das übrige Haus haben Ute und Günter Fischer in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Denkmalpflege und den LWL-Denkmalpflegern saniert und schonend für eine moderne Nutzung als Wohnhaus und Galerie hergerichtet. Damit das historische Raumgefüge aus Wirtschafts- und Wohnteil wieder deutlich wurde, haben sie dabei auch nachträgliche Einbauten entfernt.
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