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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 08.08.06
Neues zur Burg Isenberg in Hattingen ¿
Der LWL veröffentlicht Führer über die ¿Loreley der Ruhr¿
Hattingen (lwl). Über einer engen Ruhrschleife östlich von Hattingen thront auf einem Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges die Ruine der 1225/26 zerstörten Burg Isenberg. In seiner Reihe ¿Frühe Burgen in Westfalen¿ gibt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt einen kleinen Burgenführer zur ¿Loreley der Ruhr¿ heraus. In dem 36-seitigem Heft fasst Autor Dr. Stefan Leenen seine neusten Forschungen zusammen.
Die nach den Möglichkeiten der Bauzeit uneinnehmbare Burg wurde vor allem durch eine Episode der mittelalterlichen Geschichte bekannt: Als Friedrich von Isenberg versuchte, hier eine Landesherrschaft auszubauen, geriet er in Streit um die Essener Vogteirechte mit dem Sohn seines Großonkels, Erzbischof Engelbert I. von Köln. Engelbert wollte die schleichende Übernahme des Besitzes des Essener Damenstiftes durch den Grafen von Isenberg nicht klaglos hinnehmen.
Nachdem sich die beiden Parteien nicht einigen konnten, versuchte Friedrich von Isenberg, seinen Kontrahenten in einem Hohlweg bei Gevelsberg gefangen zu nehmen. Der Erzbischof kam dabei ums Leben. Obwohl es sich um eine Verschwörung mehrerer Adelsfamilien gehandelt haben soll, wurde Friedrich von Isenberg als Hauptschuldiger angeklagt und vom König geächtet. Der neue Erzbischof nutzte die Gelegenheit, um in einem Rachefeldzug die Herrschaft der Isenberger Grafen zu zerschlagen. Durch die Ächtung des Burgherren ohne Hoffnung auf Unterstützung, wurde die Burg Isenberg von der Besatzung kampflos übergeben und später zerstört.
¿Die ungefähr 250 Meter lange, aus Haupt- und Vorburg bestehende Anlage ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Festungskunst¿, so Leenen. Im Nordosten war sie durch den Steilhang zu Ruhr gesichert, im Südwesten legte man während der Erbauung einen breiten Graben im Gestein des Berggrates an. Die Vorburg hatte eine bis zu 1,50 Meter starke Ringmauer mit einem Wehrgang, der vermutlich vier Meter über dem Niveau des Innenhofes lag. Die Mauer der Hauptburg war sogar bis zu 2,70 m stark. Vorburg und Hauptburg trennte eine zusätzliche Mauer.
Die Hauptburg wurde vom Hauptturm dominiert, dem mächtigsten Gebäude der Anlage mit einem Fun-dament von 20 Metern Breite und einer Fundamentstärke von zehn Metern. Die Mauern dieses Turmes waren immerhin noch 6,5 Meter mächtig. Dieser monumentale Turm hat zu den größten und höchsten des hochmittelalterlichen Burgenbaus gehört und unterstreicht den herrschaftlichen Anspruch, den die Isenberger Grafen einst besaßen. ¿Die Gebäude nahmen mit ansteigendem Gelände auch an Höhe zu, so dass der Komplex auf den mittelalterlichen Besucher sicherlich noch eindrucksvoller wirkte, als es die Ruinen heute erwarten lassen. Verstärkt wurde die Wirkung wohl auch durch die trotz widrigen Geländes fast gerade durchgezogene westliche Ringmauer, die eine geschlossene Front zum Tal hin bot. Wir müssen sie uns hell verputzt vorstellen, so dass sie einen starken Kontrast zu dem umliegenden Wald- und Buschland bot¿, erklärt Leenen in seiner Beschreibung der mittelalterlichen Burganlage.
Weit über 10.000 Funde von der Burg Isenberg ¿ von Keramik, Werkzeuge und Waffen bis hin zu Schmuckstücken geben einen hervorragenden Einblick in das Leben auf einer hochmittelalterlichen Burg. Von besonderer Bedeutung für die Archäologie ist dabei die Tatsache, das die meisten Funde sicher aus der nur knapp ein Jahrzehnt währenden Benutzungsphase stammen und somit genauer datierbar sind, als in vielen anderen Anlagen aus dieser Zeit.
Der Autor des von der LWL-Altertumskommission für Westfalen herausgegebenen Burgenführers hat die Hattinger Isenburg und ihre Schwesterburg, die Essener Isenburg, im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Bamberg bearbeitet und legt die wichtigsten Erkenntnisse hier in Kurzform als Burgenführer für eine breite Öffentlichkeit vor. Leenen ist Mitglied des Vereins zur Erhaltung der Isenburg e.V. in Hattingen, der unter anderem das Museum im Haus Custodis auf der Isenburg betreibt und sich für den Erhalt und die Vermittlung der Geschichte der Burg einsetzt. Das Haus Custodis wurde im 19. Jahrhundert inmitten der Ruine erbaut.
Stefan Leenen: Die Isenburg in Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis
Heft 25 der Reihe ¿Frühe Burgen in Westfalen¿,
36 Seiten, 34 Abbildungen, ISSN 0939-4745
Bezug: Altertumskommission für Westfalen, Rothenburg 30, 48143 Münster,
Telefon: 0251/5907-270, E-Mail: altertumskommission@lwl.org oder
Verein zur Erhaltung der Isenburg e.V., Am Isenberg 2, 45529 Hattingen,Preis: 4,95 Euro
E-Mail: info@burg-isenberg.de
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
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