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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 26.04.06

Älter als gedacht: Spätestens 1680 stand in Westfalen der erste Maibaum

Westfalen (lwl). Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass Westfalens erste Maibäume um 1900 im Kreis Siegen-Wittgenstein standen. Dr. Lutz Volmer, Volkskundler beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat jetzt einen Beleg dafür gefunden, dass es mindestens schon 1680 einen westfälischen Maibaum in Jöllenbeck bei Bielefeld gab.

Dass der Maibaum aus Bielefeld-Jöllenbeck jetzt überhaupt bekannt wurde, ist einem Zufall zu verdanken: ¿Bei der Durchsicht alter Unterlagen stieß ich auf den Quellenbeleg, dessen Bedeutung bis dahin noch niemand erkannt hatte¿, sagt Volmer. Als 1680 einige Gemeindemitglieder einen Gerichtsprozess gegen ihren Pastor gewonnen hatten, veranstalteten sie Pfingsten in ihrem Dorfkrug eine ausschweifende Feier. In deren Mittelpunkt stand die ¿Aufrichtung¿ eines Maibaumes. ¿So hat es Joachim Henrich Hagedorn, einer der Amtsnachfolger des 1680 beklagten Pastors, 1742 in seiner Schrift ¿Successoribus¿, (zu deutsch ¿Für die Nachfolger¿) überliefert¿, berichtet Volmer von seinem Archivfund.

¿Bisher sind wir davon ausgegangen, dass es Maibäume Anfang des 20. Jahrhunderts in Westfalen nur im Kreis Siegen-Wittgenstein gegeben hat¿, so der LWL-Volkskundler weiter. Wie der Jöllenbecker Maibaum aus dem Jahr 1680 wurden auch die Ortsmaibäume im Siegerland und dem Wittgensteiner Land um 1900 meist nicht zum 1. Mai sondern am Tag vor Pfingsten aufgestellt. So zum Beispiel in Bad Laasphe-Feudingen. Die Maibäume waren damals noch viel schlichter als heute: ¿Man entrindete den Stamm bis zu einem Wipfel in Weihnachtsbaumgröße und schmückte die stehen gebliebenen Zweige mit bunten Bändern, manchmal hängten die Leute zusätzlich noch einen buntverzierten Fichtenkranz darunter¿, beschreibt Volmer die Bäume, die an einem zentralen Platz im Ort aufgestellt wurden.

¿Belege für Maifeierlichkeiten aus historischer Zeit sind nie systematisch gesammelt worden, obwohl in den Archiven mit Sicherheit noch zahlreiche Belege zu finden sein dürften¿, erklärt Volmer, warum bislang nicht bekannt war, wie alt der Brauch des Maibaumaufstellens in Westfalen ist. Somit habe niemand einen Überblick darüber, in welchen Orten Maibäume in den verflossenen Jahrhunderten tatsächlich aufgestellt worden seien, so Volmer weiter.

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Foto zur Mitteilung
Dieser recht schlichte Maibaum wurde 1951 in Bad Laasphe-Feudingen mit Muskelkraft aufgestellt.
Repro: LWL



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