Für die Menschen, für Westfalen-Lippe
Logo des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
https://www.lwl.org

URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm15574



Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 16.12.05

LWL-Forscher finden Jahrmillionen alten Tausendfüßer

Marl/Münster (lwl). Der seltene Fund eines 310 Millionen Jahre alten versteinerten Tausendfüßers ist jetzt Fossilienforschern des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Marl (Kreis Recklinghausen) geglückt. Das Grabungsteam von Dr. Lothar Schöllmann grub seit 2002 in den Steinkohlebergwerken und auf den Bergehalden der Deutschen Steinkohle AG nach Fossilien, bis sie auf die Überreste des Tiers stießen. Es ist der erste Fund aus dieser Zeit in Nordrhein-Westfalen, bisher gibt es nur vier weitere in Westdeutschland.

P42 780 a u. b - unter dieser Katalognummer steht der versteinerte Tausendfüßer inzwischen im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster im Magazin. Das Tier wird auf dem Boden oder kletternd an Pflanzen gelebt haben.

Auf einer Halde an Schacht 8 des Bergwerkes Auguste Victoria / Blumenthal in Marl wurden die Paläontologen in den Ablagerungen eines Süßwassersees fündig. Das 2,7 Zentimeter lange Fragment wurde in einem dunkelgrauen Sedimentgestein gefunden und stammt aus dem mittleren Körperbereich des Tieres.

Tausendfüßer, besonders die größeren tropischen Arten, werden heutzutage gerne als Terrarientiere gehalten. Früher wie heute spielen sie eine wichtige Rolle beim Abbau von Pflanzenmaterial. Lateinisch nennt man sie ¿Myriapoda¿. Ihre Überlieferungsgeschichte ist extrem spärlich und lückenhaft, da bisher kaum Überreste (Fossilien) von ihnen gefunden wurden. Überreste bleiben nur in Ausnahmefällen erhalten.

Tiere versteinern, wenn Schlamm oder Sand den Körper eines toten Organismus bald nach dem Absterben bedeckt. Zwar zersetzt sich der Weichkörper, aber die Hartteile werden vor der Zerstörung bewahrt. Landlebende Tiere wie die Tausendfüßer werden jedoch selten als Fossilien geborgen. Sie leben in der Bodenvegetation und ihre Leichen sind auf der Erdoberfläche stark der Zersetzung
und Verwitterung preisgegeben. Auch haben diese Tiere einen dünnen, wenig verstärkten Außenpanzer, der leicht zerfällt.

Pressekontakt:
Kathrin Spichala und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
"Tausendfüßer" aus der ausgestorbenen Gruppe der Archipolypoda. Diese Gruppe zeichnet sich durch eine kräftige Bedornung aus. Das Exemplar ist der Erstnachweis dieser "Tausendfüßer" für das steinkohleführende Oberkarbon in Nordrhein Westfalen.
Foto: LWL/Schöllmann

Foto zur Mitteilung
Rekonstruktion eines bedornten "Tausendfüßers" (Archipolypoda) aus dem Jahre 1882. Damals gingen die Paläontologen noch davon aus, dass diese Tiere im Wasser und an Land lebten. Heute werden diese "Tausendfüßer" klar als landtiere angesehen.
Abbildung Scudda 1882


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen