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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 10.05.05

Achtung vor Bonifatius und Co.:
Alte Wetterregeln warnen vor Frosteinbrüchen an den ¿Eisheiligen¿


Westfalen (lwl). Jedes Jahr dasselbe: die ersten Sonnenstrahlen verlocken zur Planung eines lustigen Grillabends. Die schönen Sommerblumen, die in den Gartenmärkten lachen, werden ins Beet gepflanzt und dann macht eine eisig kalte Nacht alle Planungen und gärtnerischen Mühen zunichte. Die luftigen Sommerkleider bleiben im Schrank hängen und die dicken Winterpullis werden von ganz hinten wieder hervorgekramt. Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius haben Einzug gehalten. Besser bekannt sind diese vier Bischöfe und Märtyrer des 4. und 5. Jahrhunderts als die ¿Eisheiligen¿. Der 11. bis 14. Mai ist ihrem frostigen Andenken gewidmet, erklärt Christiane Cantauw, Volks-kundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

¿Apropos Frost: Mit Vorsicht zu genießen sind auch die unmittelbar folgenden Tage bis zum 19. Mai. Da halten nämlich die ¿Enkel und Söhne der Eismänner¿ Einzug. Besonders gefürchtet war bei den Landwirten, Viehzüchtern, Winzern und Gärtnern die ¿kalte, böse Sophie¿, deren Namenstag auf den 15. Mai fällt¿, so die Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen weiter.

Alles Aberglaube? Weit gefehlt: Um den 20. Mai kommt es tatsächlich überdurchschnittlich häufig zu sogenannten Frosteinbrüchen. ¿Da das Wetter in der agrarisch geprägten Gesellschaft vergangener Jahrhunderte besondere Bedeutung hatte, stellte man sogenannte Wetter- oder Bauernregeln auf, die günstige oder ungünstige Tage für den Viehaustrieb oder die Aussaat markierten. Um sich diese Regeln besser merken zu können, wurden sie häufig mit den Namenstagen des christlichen Kalenders verbunden, die den Zeitgenossen besser präsent waren als das Datum¿, so Cantauw. ¿Pankratius, Servatius, Bonifatius bringen oft Kälte und Verdruss; ist die kalte Sophie vorbei, kann¿s losgehen mit der Gärtnerei¿, heißt eine der Bauernregeln. Eine andere warnt: ¿Mamertius und Pankratius, davor man sich hüten muss!¿ Und auch die Tiere wollen die Wetterregeln vor übereifrige Besitzer schützen: ¿Wer schert sein Schaf vor Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf.¿

Weil vieler der Wetterregeln aber vor der Kalenderreform durch Papst Gregor VIII. aufgestellt worden sind, müssten sie eigentlich um einige Tage nach hinten korrigiert werden. Mit den Auswirkungen der "Eisheiligen" ist deshalb in der Zeit vom 19. bis zum 22. Mai zu rechnen. Und wer sich mit dem diesjährigen nasskalten Mai nicht anfreunden kann, dem versprechen die Bauernregeln als Trost zumindest eine gute Ernte: ¿Mai kühl und nass, füllt Keller, Boden und Fass!¿

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Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
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Foto zur Mitteilung
Die ¿Eisheiligen¿ werden von allen Gärtnern gefürchtet, so auch von dieser Frau, die 1965 in Steinfurt-Borghorst sicher den 15. Mai abgewartet hat, bevor sie empfindliche Pflanzen ausgesät hat.
Foto: LWL-Archiv


Foto zur Mitteilung
Vor allem für die Landwirte waren in der Zeit vor der Wettervorhersage im Fernsehen die Wetterregeln wichtig, deshalb wurden die Rinder, wie hier um 1930 im Sauerland, nicht vor den Eisheiligen auf die Weide getrieben.
Foto: LWL-Archiv



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