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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 17.09.04
Älteste Scheune Westfalens in Sprockhövel entdeckt ¿ LWL kürt Gebäude aus dem frühen 16. Jahrhundert zum Denkmal des Monats
Sprockhövel (lwl). Schon lange war bekannt, dass die Gebäude auf dem Hof ¿Großer Siepen¿ in Sprockhövel-Herzkamp (Ennepe-Ruhr-Kreis) besonders alt sind. Eine genaue Untersuchung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) überraschte die Experten des LWL-Amtes für Denkmalpflege jetzt jedoch sehr: Sie fanden heraus, das die Scheune des Hofes 1507 gebaut urde. ¿Damit ist sie die älteste bekannte Fachwerkscheune Westfalens¿, so LWL-Bauforscher Peter Barthold. Deshalb hat der LWL die Scheune zum Denkmal des Monats September gekürt.
Das genaue Alter der Scheune, die mit ihrer modernen Bretterverkleidung unscheinbar wirkt, haben die LWL-Denkmalpfleger mit einer dendrochronologischen Untersuchung
ermittelt. ¿Dafür haben wir den Hölzern der Hofgebäude Bohrkerne entnommen und die Wachstumsringe gemessen.
Da ein Baum je nach Wetter von Jahr zu Jahr unterschiedlich dicke Ringe bildet, können wir anhand von Vergleichskurven das Fälldatum der Bäume bestimmen. Meistens wurde das Holz im folgenden Jahr verbaut¿, erklärt Barthold.
Sieben mächtige Ständerpaare ¿ jeder Ständer ist etwa 40 Zentimeter stark ¿ tragen die Dachbalken und das abgewalmte Sparrendach. Die Außenwände waren von Beginn an verbrettert, zwischenzeitlich schützten Holzschindeln zusätzlich die Erntevorräte. ¿Auch andere Besonderheiten der Konstruktion sind in der Region ansonsten erst an ländlichen Fachwerkbauten des 17. Jahrhunderts zu belegen¿, betont LWL-Denkmalpfleger Dr. Thomas Spohn.
Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Bäume zum Bau eines im Hofweiher stehenden Speichers sogar schon 1501 gefällt worden sind. Für den Haferkasten (kleines Speichergebäude) haben die Untersuchungen eine Inschrift bestätigt, die besagt, dass das Gebäude 1597 errichtet worden ist. Das niedrige Wohnhaus der Altenteiler entstand um 1695. ¿Scheune und Speicher sind außergewöhnliche Zeugnisse einer erstaunlich Zimmermannskunst in der frühen Neuzeit. Genauso viel Respekt verdienen aber auch die vielen Generationen von Hofbesitzern, die die Hofanlage so gut durch die Zeiten gebracht haben. Sehr schade ist nur, dass das Haupthaus, das sicherlich auch aus der Zeit um 1500 stammte, 1913 abgebrannt ist¿, attestiert Spohn den Hofgebäuden einen besonderen Denkmalwert.
Die erhaltenen Gebäude lassen erkennen, dass der Hof eines der bedeutendsten Anwesen des Berglandes ist. Der Hof liegt an einem einst wichtigen Verbindungsweg zwischen Ruhr und Wupper. Wie alte Steuerlisten verraten, leisteten seine Besitzer die höchsten Abgaben weit und breit. Sie betrieben neben der Landwirtschaft auch Steinkohlenbergbau und im 19. Jahrhundert eine Garnbleicherei.
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