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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 18.08.04
'Die Adria der kleinen Leute'
Interview mit Sabine Aschemeier, Ausstellungsmacherin im LWL-Naturkundemuseum in Münster, zur Freizeit an der Ems
Münster (lwl). Die aktuelle Sonderausstellung im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster beschäftigt sich im Rahmen der Regionale 2004 mit der Ems. Die Biologin Sabine Aschemeier hat zusammen mit einer Kollegin im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Schau 'Alles im Fluss?' konzipiert und umgesetzt.
Hin und wieder hört man, die Ems sei doch ein langweiliger Fluss.
Stimmt nicht. Wir Menschen haben sie zwar durch die Begradigung seit den 30er Jahren an einigen Stellen eintönig gemacht, aber für mich steht fest: Die Ems und ihre Auen bleiben eine tolle Landschaft, wir müssen nur wieder lernen sie zu lesen.
Wie soll das gehen?
Man muss ja nicht gleich zum Biologen oder Bird-Watcher werden. Früher hatte die Natur einen stärkeren Bezug zur Arbeits- und Lebenswelt vieler Menschen. Das ist uns heute ein bisschen verloren gegangen. Darum sollte man sich, wie etwa für eine Kunstausstellung, einen Führer besorgen und sich die Tier- und Pflanzenwelt erschließen, damit man Zusammenhänge erkennt. Also: Natur nicht als bloße Kulisse für alle möglichen Freizeitaktivitäten, sondern als eigenes Erlebnis. Zu diesem Verständnis soll auch unsere Ausstellung beitragen.
Konnten denn unsere Großeltern früher mehr mit dem Fluss anfangen?
Zumindest war ein Ausflug in die Natur früher sehr viel stärker ein Ereignis, wovon die Dokumente und Bilder aus den 30er Jahren erzählen. Man hatte auch generell weniger Freizeit und war nicht so mobil, fürs Wochenende mal eben 250 Kilometer an die See zu fahren oder nach Mallorca zu fliegen. Freizeit spielte sich in der näheren Umgebung ab.
Bade-Urlaub an der Ems?
Aber ja. Es gab Flussbadeanstalten, zum Beispiel in Warendorf, Rheda oder Greven. Und die natürlichen Ufer gingen an vielen Stellen ganz seicht ins Wasser, nicht wie nach der Ems-Begradigung im 45-Grad-Winkel. Dazu der schneeweiße feine Sand, das war die Adria der kleinen Leute. Das endete mit der zunehmenden Verschmutzung und der schlechten Wasserqualität. Heute ist das Wasser wieder relativ gut, aber die Ems bei uns ist Naturschutzgebiet, und da gilt: Baden verboten.
Aber Boot und Rad fahren ist erlaubt.
Kanufahrten auf der Ems sind ja sehr beliebt. Es gibt eine Regelung, nach der nicht mehr als 100 Boote pro Tag in einem Emsabschnitt fahren sollen, sonst werden besonders die Vögel rappelig, die nach Futter suchen. Das Fahrrad ist ein sehr geeignetes Expeditionsgerät, auch wenn die Wege nicht immer direkt an der Ems entlang führen. Aber wer Bescheid weiß, nimmt auch die Auen als außergewöhnliches Naturerlebnis wahr.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
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