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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 23.07.04
LWL zeigt ein Selbstporträt von Paula Modersohn-Becker als Kunstwerk des Monats Juli
Münster (lwl). Paula Modersohn-Becker (1876 ¿ 1907) war eine der wenigen Frauen, die bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert den Mut hatten eine gesellschaftliche Tabugrenze zu überschreiten und sich in die von Männern dominierte Kunstwelt wagten. Deshalb zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein Selbstporträt der Malerin aus dem Jahr 1906 in seinem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster als Kunstwerk des Monats Juli.
Das Selbstporträt hatte für sie eine ganz besondere Bedeutung. Denn sie hatte sich vorgenommen, 'bis zum 30. Lebensjahr etwas zu werden' und musste sich deshalb zwangsläufig gegen das traditionsorientierte Frauenbild der Gesellschaft stellen. 'Diese Umstände führten bei Paula Modersohn-Becker ¿ wie auch bei vielen anderen angehende Künstlerinnen ¿ dazu, sich auf der Suche nach der eigenen Identität selbst in Form von Bildnissen darzustellen', so LWL-Kunsthistorikerin Simone Streck.
In dem 'Selbstbildnis mit weißer Perlenkette' stellt die Malerin ihr Gesicht maskenhaft und leicht melancholisch dar, es erscheint aber dennoch sanft und freundlich. 'Die Gesichtszüge sind in ein fast schon geometrisch zu nennendes Liniengefüge gesetzt. Das ist ein deutliches Merkmal ihrer späten Arbeiten, in denen sie sich extrem auf die reduzierte und reine Formgebung beschränkte', analysiert Streck.
Die Künstlerin verfolgte das Ziel, etwas Neues und Ungewöhnliches zu schaffen, sie träumte davon, eine eigene Form- und Farbensprache zu entwickeln, die in eine immer abstrakter werdende Richtung münden sollte. Mit diesem Bestreben, das sich gegen den Zeitgeschmack wandte, setzte sie sich jedoch einer extremen Ablehnung und Kritik aus. Deshalb wurde die Künstlerin, die heute neben Käthe Kollwitz als eine der berühmtesten und erfolgreichsten Malerinnen des 20. Jahrhunderts gilt, zu Lebzeiten und auch noch viele Jahrzehnte nach ihrem Tod verkannt, unterschätzt und in ihrer Kunst diffamiert. Die nicht-idealisierende Art ihrer Bilder führte sogar lange nach ihrem Tod dazu, dass ihre Bilder im Zuge der nationalsozialistischen deutschlandweiten 'Säuberungsaktion' in den späten 1930er Jahren als 'entartet' aus sämtlichen Ausstellungen entfernt wurden.
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