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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 17.06.04

Stadt Paderborn, Erzbistum Paderborn und Landschaftsverband Westfalen-Lippe bringen großes Ausstellungsprojekt auf den Weg

Paderborn (lwl). Nach dem großen Erfolg der Ausstellung "799 Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn", die 1999 in Anwesenheit des Bundespräsidenten Johannes Rau im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet wurde und mehr als 300.000 Besucher zählte, haben sich die drei Partner Stadt Paderborn, Erzbistum Paderborn und Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erneut zusammengefunden, um ein überregionales Ausstellungsunternehmen auf den Weg zu bringen. Jetzt unterzeichneten Generalvikar Manfred Grothe, LWL-Kulturdezernent Professor Dr. Karl Teppe und Bürgermeister Heinz Paus den Gesellschaftsvertrag im Paderborner Rathaus.

Die Ausstellung "Canossa - Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik" wird vom 21. Juli bis zum 5. November in Paderborn stattfinden. Sie widmet sich dem 11. sowie der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, einer Zeit, in der sich in Paderborn ein weiteres Mal regionale Bezüge mit einem übergreifenden Panorama der Epoche verknüpfen lassen, in der nach der Karolingerzeit Stadt und Bistum ein zweites Mal im Bann der reichspolitischen Entwicklungen stehen.

Das Ausstellungsprojekt thematisiert das so genannte Zeitalter des Investiturstreites, zu dessen berühmtesten Ereignissen der sprichwörtlich gewordene Bußgang Heinrichs IV. nach Canossa im Jahre 1077 zählt. In der Ausstellung sollen jene tief greifenden Umwälzungen am Ausgang des 11. Jahrhunderts im Zentrum stehen, die sich mit dem Namen Canossa verbinden. Dass dies eine Epoche weitreichender Veränderungen war, die alle Bereiche der mittelalterlichen Gesellschaft betrafen, dessen waren sich bereits die Zeitgenossen bewusst.

Der Ausstellungsrundgang wird aus drei großen Einheiten bestehen, die jeweils in einem der Museen der beteiligten Partner gezeigt werden: Im LWL-Museum in der Kaiserpfalz stehen zunächst die Exponenten des Konfliktes - Herrscher und Papst - und der zwischen diesen beiden Kräften nach Neuorientierung strebende Episkopat im Mittelpunkt der Betrachtung. Daneben wird die Rolle der Städte, des Adels und der Klöster im Spannungsfeld dieser großen Umbrüche thematisiert. Im Diözesanmuseum werden dem Besucher neben den religiös-geistigen Wurzeln und Wegen der Reform anhand bedeutender Werke der Buchmalerei, der Skulptur, der Elfenbeinschnitzerei und der Goldschmiedekunst wesentliche Aspekte der Kunst am Aufgang der Romanik mit all ihren Umbrüchen, Neuanfängen aber auch ungestört sich fortsetzenden Entwicklungslinien nahe gebracht. Einen Schwerpunkt bilden dabei die bekannten Goldschmiedearbeiten, die sich mit dem Namen des bedeutenden Benediktinermönches und Goldschmieds Rogerus von Helmarshausen verbinden, dessen Schlüsselwerk, der Tragaltar des Paderborner Domes, im Diözesanmuseum bewahrt wird. Die dritte Sektion des Rundganges in der Städtischen Galerie widmet sich dem Nachleben der Ereignisse von Canossa bis in die heutige Zeit. Wichtig ist hier vor allem die Frage nach der Instrumentalisierung des Ereignisses, nach der Art und Weise, in der sich politische bzw. gesellschaftliche Gruppen seiner in jeweils modifizierter Bedeutung bedienten und bis heute bedienen.

Die Ausstellungskonzeption basiert auf den Ergebnissen neuster interdisziplinär angelegter Forschung zum 11. und frühen 12. Jahrhundert, an der neben Historikern, Archäologen und Kunsthistorikern auch Theologen, Bauhistoriker sowie Sprach- und Musikwissenschaftler beteiligt sind. Ziel ist es, diese Epoche, die mit all ihren Erschütterungen, Umbrüchen und Neuanfängen gerade in der heutigen Zeit ihre besondere Aktualität besitzt, einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.
Dies wird vor allem möglich durch eine große Anzahl hochrangiger Kunstwerke aus Skulptur, Goldschmiedekunst, Buchmalerei, Elfenbeinschnitzerei sowie durch historische Dokumente und archäologische Fundstücke aus großen Sammlungen des In- und Auslandes, wie z. B. aus Rom, Paris, London oder New York und dem gesamten Bundesgebiet, aber auch durch den Einsatz von Inszenierungen, Modellen und neuen Medien. Sowohl wichtige Architekturdenkmale als auch Zeugnisse der Schatzkunst des 11. und frühen 12. Jahrhunderts finden sich in Paderborn selbst. Auch aus dem übrigen Westfalen wird eine Fülle von Exponaten dazu beitragen, ein lebendiges Bild jener Epoche entstehen zu lassen.

Die Geschäftsführung der gemeinnützigen Ausstellungsgesellschaft mbH obliegt den Geschäftsführern Prof. Dr. Christoph Stiegemann (Erzbistum Paderborn), Wolfgang Walter (Kulturbeigeordneter der Stadt Paderborn) und Prof. Dr. Matthias Wemhoff (LWL). Die Geschäftsführung der Gesellschaft wird bei der Erarbeitung der Konzeption durch einen wissenschaftlichen Beirat unterstützt, dem - wie bereits zur Karolingerausstellung - wiederum renommierte Experten aller beteiligten Fachrichtungen angehören. Zur Ausstellung erscheint ein zweibändiger Katalog. Wie schon anlässlich der Karolingerausstellung, soll auch im Rahmen des aktuellen Ausstellungsprojektes ein museumspädagogisches Begleitprogramm angeboten werden. Weiterhin wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Kolloquien, Vortragsreihen, Konzerten und weiteren Veranstaltungen stattfinden.



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Generalvikar Manfred Grothe (vl. L.), Bürgermeister Heinz Paus und LWL-Kulturdezernent Professor Dr. Karl Teppe unterzeichneten den Gesellschaftsvertrag im Paderborner Rathaus.
Foto: Stadt Paderborn



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