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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 08.06.04
7000 Jahre Siedlungsgeschichte von Salzkotten
LWL-Archäologen stellen ihre Grabungsergebnisse als Buch vor
Salzkotten (lwl). Drei Jahre lang haben die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Salzkotten (Kreis Paderborn) gegraben. In dem untergegangenen mittelalterlichen Gehöft Esprike und bei der Dreckburg legten sie 7000 Jahre Siedlungsgeschichte der Region frei. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Untersuchungen präsentiert der LWL in den Buch "7000 Jahre Salzkotten. Besiedlungsgeschichte einer Region am Hellweg" das er am Dienstag (08.06.) in Salzkotten vorgestellt hat.
"Diese Grabungen haben neue Kapitel der Geschichte der Region aufgeschlagen, da wir für viele Zeitabschnitte nun erstmals weiterführende Aussagen zu Siedlungsstrukturen und zur materiellen Kultur treffen können", hebt die Direktorin des Westfälischen Museums für Archäologie, Dr. Gabriele Isenberg, die Bedeutung der archäologischen Untersuchungen bei Salzkotten hervor.
Eine neue Erkenntnis der LWL-Archäologen hat auch überregionale Bedeutung: Erstmals haben sie in der Region frühe Bauern nachgewiesen. In Gruben von so genannten Linearbandkeramikern aus der Zeit zwischen 5700 und 4900 v. Chr. fanden die Archäologen Scherben von Tongefäßen und Pfeilspitzen. Damit schlossen sie die Lücke in der Überlieferung zwischen der Soester und der Warburger Börde und somit auch die letzte Lücke nördlich der Mittelgebirge. Eines der gefundenen großen Vorratsgefäße ist übrigens im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne zu sehen.
Auch in der folgenden Zeit haben immer wieder Menschen auf dem Gelände gesiedelt, denn es lag günstig: Der Boden war fruchtbar, ein Bach stellte die Wasserversorgung sicher, und später führte der Hellweg nahe vorbei.
Vom Ende der älteren Eisenzeit (ab 750 v. Chr.) bis um Christi Geburt stammen in Reihen angeordnete Speicher. Nach einer Unterbrechung war das Gelände ab 200 n. Chr. bis etwa 400 n. Chr. durchgehend bewohnt. Die jüngsten Siedlungsspuren stammen aus dem frühen Mittelalter (6. bis 9. Jahrhundert n. Chr.).
Südlich des Salzkottener Ortsteiles Verne haben die LWL-Archäologen im Jahre 2000 eine komplette hochmittelalterliche Hofstelle der Wüstung Esprike ausgegraben, bestehend aus einem Wohngebäude, einer Scheune, Speichern und Grubenhäusern. "Der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch Brand zerstörte Hof wurde nach Ausweis von dendrochronologisch untersuchten Hölzern eines Brunnens im späten 10. Jahrhundert gegründet", erklärt Dr. Hans-Werner Peine vom Westfälischen Museum für Archäologie und LWL-Amt für Bodendenkmalpflege.
In drei Grabungskampagnen von 2000 bis 2002 hatte ein 15-köpfiges Team unter der örtlichen Lei-tung von Dr. Andreas Haasis-Berner die 3,5 Hektar große Fläche untersucht. "Bemerkenswert ist die große Schnelligkeit, in der die Grabungen durchgeführt und publiziert wurden. Ohne die tatkräftige finanzielle Hilfe durch die Stadt Salzkotten, das ehemalige Arbeitsamt Paderborn und den Heimatverein Salzkotten wäre uns dies nicht gelungen", bedankte sich LWL-Museumsdirektorin Dr. Gabriele Isenberg bei allen Unterstützern der Grabung. "Noch nie wurden in der Geschichte der Stadt Salzkotten so umfangreiche und interessante Ausgrabungen und Entdeckungen durchgeführt", so Bürgermeister Konrad Rump bei der öffentlichen Buchpräsentation.
Das reich bebilderte Buch ist 228 Seiten stark und kostet 19 Euro. Es ist zu erwerben im Bürgerbüro der Stadt Salzkotten und in der Buchhandlung Theo Meschede (Salzkotten).
Andreas Haasis-Berner: 7000 Jahre Salzkotten. Besiedlungsgeschichte einer Region am Hellweg (Paderborn 2003), Preis 19 Euro.
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Dr. Hans-Werner Peine, Tel. 0251 5907-130 und Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
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