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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 14.05.04
"Neue »Alte« Gärten": LWL-Projekt macht auf das grüne kulturelle Erbe der Region aufmerksam
Bielefeld (lwl). Mit seinem Projekt "Neue 'Alte' Gärten" will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) auf das gartenkulturelle Erbe in Ostwestfalen-Lippe aufmerksam machen und die Eigentümer der Gärten und Parks dabei unterstützen, ihre Anlagen zu erhalten oder sogar aufzuwerten.
"Beteiligt am Projekt sind Gärten und Parks die kulturgeschichtlich und touristisch für die Region wichtig sind, aber auch Kurparks mit ihrer gesundheitlichen Bedeutung. Die "Garten-Landschaft OstWestfalenLippe' hat auch durch die "Neuen »Alten« Gärten" ein eigenes und viel beachtetes Profil entwickelt", so Projektleiter Horst Gerbaulet. In den letzten Jahren konnten so eine Reihe alter Gärten und Parks durch öffentliche Mittel aufgewertet und für die Zukunft gesichert werden. Dabei hat das Westfälische Amt für Landschafts- und Baukultur des LWL die Eigentümer beraten, wie sie die Anlagen ergänzen, wiederherstellen oder rekonstruieren können. Dazu haben sie Wege neu angelegt, charakteristische Parkstrukturen oder früher vorhandene Blickachsen vom Park in die Landschaft oder zu Gebäuden wieder hergestellt. "Es ging uns dabei aber nicht nur um sichtbare Veränderungen, sondern vielmehr darum, die Anlagen zu nutzen und sie so für nachfolgende Generationen zu sichern, denn ein Park ohne Nutzung verwildert auf Dauer", betont Gerbaulet.
Nach umfangreichen Arbeiten stehen in diesem Jahr der Landschaftspark Rheder bei Brakel, der neu gestaltete kleine Künstlergarten am Junkerhaus in Lemgo und der Japanische Garten am Lindenhof in Bielefeld im Mittelpunkt.
Der Landschaftspark in Brakel - Rheder wird der Öffentlichkeit anlässlich des Brauereihoffestes am 13. Juni 2004 offiziell vorgestellt. Mit Mitteln des Landes NRW und der Stadt Brakel konnten bereits 2003 Wege wieder neu angelegt werden, so dass die Besucher die Rauminszenierung der Künstlerin Jenny Holzer trockenen Fußes bestaunen konnten. In die umgestürzten Eichen-, Kiefern- und Lindenstämme hat sie rund fünfzig Sinnsprüche und Texte eingeschnitzt. Mit den Stämmen zusammen werden sie im Laufe der Zeit wieder vergehen. Ein neuer Rundweg und eine Brücke über die Nethe haben dieses Projekt vervollständigt.
Der Landschaftspark Rheder liegt im landschaftlich reizvollen Flusstal der Nethe. Der etwa acht Hektar große Park braucht einen Vergleich mit anderen berühmten Parkschöpfungen des 19. Jahrhunderts nicht zu scheuen. Inspiriert durch seine zahlreichen Reisen und die 1834 von Pückler-Muskau verfasste Schrift "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" ließ Joseph Bruno Graf von Mengersen (1804 -73) den Park ab 1838 auf die beträchtliche Größe von rund 70 Hektar erweitern und stattete ihn mit den damals üblichen Parkelementen aus, die man zum Teil auch heute noch entdecken kann.
Hauptmerkmal ist der so genannte Pückler-Schlag, eine breite Sichtachse die sich vom zentralen Gartensaal des Schlosses weit über den steil ansteigenden, bewaldeten Hang des Siesebergs erstreckt. Der Sieseberg steht wegen seiner besonderen Flora seit 1949 unter Naturschutz. In Schlängellinien führen die Wege den Berg hinauf. Die breite Waldschneise ermöglicht attraktive Blicke über das weite Flusstal hin zum Dorf mit seiner barocken Kirche. Der Rundweg führt weiter zu dem aus der Ursprungszeit des Parks stammenden Teich.
Das Brauereihoffest Rheder beginnt am Sonntag, den 13. Juni traditionell mit einer Messe im Schlosshof und mit dem Anstich des hofeigenen Bieres. Maschinelle (Oldtimershow) wie lebende Pferdestärken (Deckhengste des NRW Landgestüts Warendorf) sind zwei Attraktionen des Programms.
Der kleine Garten am Junkerhaus in Lemgo wird zusammen mit dem Junkerhaus und dem neu erstellten Anbau im Sommer 2004 eröffnet. Das Junkerhaus hat eine besondere Geschichte: Hier lebte um 1900 der Künstler Karl Junker (1850 - 1912), der als Mensch und Künstler ein Außenseiter war. Er nagelte in Jahrzehnte langer Arbeit figürliche und ornamentale Holzreliefs in Form von Zierleisten auf Wände, Türen sowohl innen, als auch außen. Außerdem schuf er rund 100 Möbelstücke.
Die Landschaftsarchitektin Ina Bimberg aus Iserlohn hat die Vorstellungen Junkers im Garten neu interpretiert, indem sie seiner ornamentalen Formensprache eine spannungsreiche nüchtern-abstrakte Form gegenüber gestellt hat. So wird der früher vorhandene Teich durch ein mit Sumpfpflanzen bestücktes rechteckiges Becken symbolisiert. An den Gesamtkosten beteiligen sich die NRW-Stiftung, das Land, der LWL und die Stadt Lemgo.
Der am 20. September 2003 eingeweihte Japanische Garten in Bielefeld-Bethel stellt eine Besonderheit unter den "Neuen Alten Gärten' dar: Obwohl er im Stile des 17. Jahrhunderts gestaltet wurde, ist der in der Region einmalige Garten doch neu angelegt worden. "Japanische Gärten sind idealisierte Landschaftsdarstellungen. Man wandelt nicht durch den Garten, man betrachtet ihn. Besonders im Frühjahr und im Herbst ist dies ein besonderes Erlebnis. Im Frühjahr, wenn über 70 Azaleen und Kirschen mit ihren duftenden Blüten den Besucher verzaubern und im Herbst,
wenn die einzelnen Gehölze mit ihrer unterschiedlichen Blattfärbung dem Garten einen besonderen Reiz geben", erklärt Gerbaulet. 40 Tonnen Fels und 30 Tonnen Kies geben dem Garten sein Erscheinungsbild. 120 Gehölze und Stauden sorgen dafür, dass er sein Aussehen ständig wandelt. Der Garten wurde aus Spenden und Städtebaumitteln des Landes finanziert.
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen