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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 01.12.03
Doppelrekord: Ein 200-Tonnen-Haus fährt in neun Teilen über 290 Kilometer ins LWL-Freilichtmuseum Detmold
Finnentrop-Fretter/Detmold (lwl). Das Haus Remberg aus Finnentrop-Fretter (Kreis Olpe) begibt sich auf die Straße und stellt dabei gleich zwei Westfalen-Rekorde auf: Mit über 290 Kilometern ¿ einige Baustellen machen Umwege nötig ¿ fährt es die längste Strecke, die bisher ein Haus auf Westfalens Straßen zurückgelegt hat. Außerdem ist das 200 Tonnen schwere Gebäude mit einer Grundfläche von 13,70 mal 10,40 Metern bei einer Höhe von 13,50 Metern das größte Haus, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als so genannte 'Ganzteiltranslozierung' bisher in sein Westfälisches Freilichtmuseum Detmold geholt hat.
Insgesamt drei Tage (1. bis 3. Dezember) dauert es, das Haus von Fretter nach Detmold zu bringen. Dabei zerlegt das Museumsteam das Fachwerkhaus nicht komplett in seine Einzelteile: Das Gebäude geht in neun Großteilen auf Achse. 'Nur so können wir das ursprüngliche Gesicht des Hauses erhalten, denn bei einer Ganzteiltranslozierung bleiben alle originalen Putze, Tapeten und Installationen erhalten', erklärt LWL-Projektleiter Dr. Hubertus Michels. Im Detmolder Freilichtmuseum angekommen, wird das Haus zunächst neben seinem künftigen Platz im Sauerländer Dorf eingelagert, später wird der LWL es hier wieder aufbauen.
Insgesamt acht Monate hat das Museumsteam gebraucht, um das Haus Remberg reisefertig zu machen: Die Gebäuderestauratoren haben das Haus in neun große Teile zerlegt. Diese Teile Hauses haben sie mit Holzkonstruktionen so verpackt, dass sie den Transport unbeschadet überstehen. Einige besonders gefährdete und empfindliche Hausteile wie das Treppenhaus, Fenster und Schornsteine haben die Museumsmitarbeiter ausgebaut und zerlegt. Dabei hat jedes Einzelteil eine Nummer erhalten, so dass es beim Wiederaufbau des Hauses im Museum an seiner ursprünglichen Stelle wieder eingebaut werden kann.
'Wir haben das Haus immer an den Fenster- oder Türachsen getrennt, weil hier der geringste Schaden entsteht', erklärt LWL-Architektin Claudia Diekmann. Mit einem 160-Tonnen und einem 100-Tonnen-Kran werden die bis zu 29 Tonnen schweren Großteile auf Tieflader gehievt. Den Anfang machen dabei die Räucher- und die Gesindekammer, die unter dem Dach untergebracht sind.
Über Jahre hinweg hat sich der frühere Eigen-
tümer Elmar Remberg vergeblich bemüht, das
Haus an Ort und Stelle zu erhalten. Die einzige Chance das Haus zu retten, bestand schließlich darin, es ins LWL-Freilichtmuseum zu bringen, um es dort als Teil des Sauerländer Dorfes wieder aufzubauen. 'Die historische Überlieferungsqualität des Gebäudes ist aus musealer Sicht hervorragend. Die Bausubstanz, die Raumstruktur und viele Details wie Fenster, Fußböden und Putze aus der Erbauungszeit 1877 sind zum großen Teil erhalten oder seitdem nur wenig verändert worden', ist sich der stellvertretende LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen sicher.
Das LWL-Museum baut sein Sauerländer Dorf nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auf.
Dabei entsteht ein für das Sauerland typisches Kleindorf. 'Das Ortsbild unseres Sauerländer Dorfes setzt sich aus Gebäuden, Gärten und Freiflächen zusammen, wie sie in der Zeit um 1920 in der Region prägend waren. Als man den Gedanken an uns herantrug, das Haus Remberg in unser Museum zu retten, lief man bei uns offene Türen ein. Denn uns fehlte für unser Konzept ein Bauernhof aus der Zeit um 1900', freut sich Carstensen über den Museumszuwachs.
'Damalige Hofneubauten wie dieses Haus der Familie Remberg erfüllten mit ihrer Trennung von Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden die damals aktuellsten Ansprüche an Hygiene und Repräsentation. Insbesondere vermögendere Familien auf dem Lande orientierten sich dabei an den zeitgleich errichteten Bürgerhäusern in den Städten. Das Haus der Familie Remberg zeigt dies sehr gut und belegt die Aufgeschlossenheit der Bauherrn gegenüber fortschrittlichen Ideen', fügt Michels hinzu.
Nachdem die Translozierung 1999 zunächst am Geld zu scheitern drohte, fanden sich mehrere Förderer, die 110.000 Mark als Anschubfinanzierung zusagten. Zu diesen Förderern gehören die Familie Elmar Remberg, die Werner Richard ¿ Dr. Carl Dörken Stiftung aus Herdecke/Ruhr, die Stiftung der Sparkasse Finnentrop und die Gemeinde Finnentrop. Mit ihrer Unterstützung werden 40 Prozent der Kosten, die insgesamt rund 125.000 Euro betragen, für die Überführung des Hauses in das Museum abgedeckt.
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