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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 24.11.03
Die 1960er Jahre waren nur Wendezeit - Reformen setzten später ein
LWL legt neue Forschungsergebnisse über das unruhige Jahrzehnt vor
Westfalen (lwl). Allgemein gelten die 1960er Jahre als Phase des Aufbruchs, in der sich Politik, Kultur und Gesellschaft stark verändert haben. Neueste Forschungen kommen zu einem etwas genaueren Ergebnis: "Erst die Nachwirkungen der 'bewegten' 1960er Jahre haben wirklich zu Reformen und einer weiteren Demokratisierung geführt. Die viel zitierte 'Dynamik' dieser Jahre setzte erst mit erheblicher Verzögerung ein", zu diesem Schluss kommen Julia Paulus und Matthias Frese, beide Historiker beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Damit ziehen sie das Fazit einer Konferenz des LWL-Institutes für Regionalgeschichte zu den unruhigen Zeiten, die umfassende innere Reformen und durchgreifende kulturelle Veränderungen nach sich zogen. Gemeinsam mit Karl Teppe haben sie jetzt als Herausgeber unter dem Titel
"Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch" einen umfangreichen Tagungsband vorgelegt, der sich in das breit angelegte LWL-Projekt "Gesellschaft in Westfalen 1930 bis 1960" einreiht.
Der Sammelband spürt vor allem den Hintergründen und vielfältigen Auswirkungen dieser kulturellen und politischen Wendezeit nach. Dabei wird deutlich, dass die 1960er Jahre die entscheidenden Grundlagen für die Demokratisierung der Bundesrepublik gelegt haben. Der zeitliche Rahmen der Beiträge spannt sich vom Ende der Wiederaufbauphase und dem Eintritt in eine Zeit der Neuorientierung in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren bis zur Wirtschaftskrise in der Mitte der 1970er Jahre.
Die Basis der Forschungen bilden Beispiele aus Nordrhein-Westfalen, aus vergleichbaren Regionen und aus einzelnen westfälischen Kommunen. So werden im Vergleich verschiedene politische Konzeptionen mit ihren unterschiedlichen Rückwirkungen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen deutlich. Die 30 Beiträge des Buches zeigen beispielsweise, wie sich die Familien veränderten, wie immer mehr Frauen in die Berufswelt eintraten und wie die Politik nach amerikanischem Vorbild immer offensiver mit der Öffentlichkeit umging. Außerdem beschäftigen sich die Autoren und Autorinnen mit der sich bei Politikern und Verwaltungsbeamten verbreitenden Überzeugung, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen steuer- und planbar seien, und natürlich mit dem kulturellen Wandel dieser Zeit, der sich vor allem im "unkonventionellen" Lebensstil der Jugendlichen bemerkbar machte.
Matthias Frese/Julia Paulus/Karl Teppe (Hg.):
Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch.
Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik, Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 44, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003, 820 Sei-ten, gebunden, ¿ 64,-
ISBN 3-506-79617-8
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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