Für die Menschen, für Westfalen-Lippe
Logo des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
https://www.lwl.org

URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm13795



Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 06.11.03

Älteste Glashütte Westfalens entdeckt

Altenbeken/Bad Driburg (lwl). Im Eggegebirge haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die bislang älteste Glashütte Westfalens ausgegraben. Hier hatte man schon im 12. Jahrhundert hochwertiges Flachglas produziert, zum Beispiel für Kirchenfenster.

Forstarbeiter hatten den kleinen unscheinbaren Hügel im Kreis Paderborn zwischen Altenbeken und Bad Driburg (Kreis Höxter) zunächst nicht beachtet, als sie eine Spur für den Abtransport von Holz darüber anlegten. Doch als Bruchstücke von tönernen Schmelztiegeln mit Glas zu Tage kamen wurden sie aufmerksam. Die hinzu gezogenen Archäologen vom Amt für Bodendenkmalpflege beim LWL identifizierten die Fundstelle mit Hilfe geophysikalischer Messungen schnell als mittelalterliche Glashütte. In einer sechswöchigen Aktion mussten sie die Anlage nun ausgraben und auf diese Weise vor unkontrollierter Zerstörung bewahren.

Die Archäologen der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie des LWL-Amts für Bodendenkmalpflege können in dieser Glashütte alle Arbeitsschritte der mittelalterlichen Glaserzeugung nachweisen. Fünf Öfen mit Feuerungskammern legten drei Studenten frei, angeleitet von Grabungstechniker Thomas Pogarell. Die Öfen sind jeweils 30 bis 40 Zentimeter breit und bis zu einem Meter lang, gebaut sind sie aus in Lehm verlegten Steinen.
In den Öfen fanden die Ausgräber Bruchstücke von Schmelztiegeln mit Glas. Und in der Umgebung rund 100 Glasscherben und fünf so genannte Pfeifenabschläge , das sind Abfälle von der Produktion von Hohlglas. Produziert wurde hier auch hochwertiges Flachglas, zum Beispiel für Kirchenfenster. Durch Zusätze färbten die Glasmacher das Glas. Kupferoxid etwa erzeugt eine rote und auch tiefgrüne Färbung.

Das Alter der Anlage überraschte die Forscher. Sie lief sicher im 12. Jahrhundert, wahrscheinlich vor 1180. Dr. Rudolf Bergmann, der LWL-Wissenschaftler von der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie des Amts für Bodendenkmalpflege: 'Diese Glashütte ist damit etwas ganz besonderes. Sie muss im Moment als eine der ältesten bekannten mittelalterlichen Glashütten Deutschlands gewertet werden.' Auch Dr. Gerd Dethlefs vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster, gleichzeitig Leiter des Westfälischen Glasforums, war beeindruckt. Die Vereinigung aus Archäologen, Historikerinnen, Kunsthistorikern und Volkskundlerinnen hatte die Fundstelle in der vergangenen Woche im Rahmen ihrer Herbsttagung besichtigt.



ca. 3124 Anschläge



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel: 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, Tel. 0251 5907-267
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Studentische Mitarbeiter vermessen und zeichnen einen Ofenrest der mittelalterlichen Glashütte.
Foto: LWL/Pogarell.



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen