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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 22.09.03
Leiter des LWL-Archivamts wird 60
Münster (lwl). Professor Norbert Reimann, Leiter des Westfälischen Archivamtes des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), feiert am Mittwoch (24.9.) seinen 60. Geburtstag. Reimann, der dem Archivamt mit insgesamt 21 Beschäftigten in Münster schon seit 1987 vorsteht, ist auch Direktor der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive.
Sein Betätigungsfeld sind die kommunalen und privaten Archive in Westfalen-Lippe. Der Sommer des letzten Jahres brachte eine Ausweitung bis nach Dresden: Als eine Folge der Flutkatastrophe waren zahlreiche Archive überflutet und damit wichtige Akten und wertvolle Dokumente durchnässt und verschmutzt, darunter auch die Bestände des alten Kirchenarchivs Grimma, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Nicht nur wertvolle Kulturgüter, auch wichtige Unterlagen von Banken und anderen Unternehmen waren betroffen. Hier war die Hilfe des LWL-Archivamts gefragt, besitzt es doch als einziges Archiv in Deutschland eine Gefriertrocknungsanlage.
Tonnenweise wurden Dokumente in Kühllastwagen nach Münster verfrachtet. Zur Rettung durchnässter Dokumente müssen sie zunächst eingefroren werden. Mit einer Gefriertrocknungsanlage kann das Eis entzogen werden, ohne dass sich Wasser bildet, Schäden am Papier und Schimmelbildung lassen sich so vermeiden. Jedoch kostet dieses einzigartige Verfahren viel Zeit: Noch etwa ein halbes Jahr wird vergehen, bis die letzten Dokumente aus Grimma und Dresden ihre Rückreise antreten können.
Das Westfälische Archivamt wurde 1927 als Archivberatungsstelle der Provinz Westfalen gegründet. Es berät und unterstützt rund 350 kommunale, kirchliche und private Archive. Etwa 120.000 Urkunden aus der Zeit vor 1800 lagern in den Adelsarchiven, die vom LWL-Archivamt betreut werden. Darüber hinaus beherbergt das Westfälische Archivamt das eigene Archiv des LWL und gibt die Zeitschrift "Archivpflege in Westfalen und Lippe" heraus, die heute zu den wichtigsten Archivzeitschriften im deutschen Raum zählt. Auch die Restauration vom Verfall bedrohter Archivalien gehört zu den Tätigkeitsfeldern. So konnten in der Restaurationswerkstatt in Münster Dokumente aus dem griechischen Ort Distomo gerettet werden. Es handelte sich dabei um die einzigen Zeitungen und Zeitschriften aus den Jahren 1944 und 1945, in denen über das "Massaker von Distomo" berichtet wird. Damals waren 218 Einwohner des Orts von der SS ermordet worden.
"Die Bürger stellen heute viel höhere Ansprüche an uns als früher", erklärt Norbert Reimann den Aufgabenwandel der letzten Jahre. So sollen die Archive nicht nur Quellen aus lang zurückliegenden Jahrhunderten für engagierte Heimatforscher bewahren, sondern direkt vor der Haustür des Bürgers Informationen aus allen Bereichen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens sichern und verfügbar halten. Dies gelinge mittlerweile nur noch durch den Einsatz moderner Informationstechnik oder durch Nutzung privater und kommerzieller Angebote.
Nach dem Studium der Geschichte, katholischen Theologie und Soziologie in Bonn und Bochum arbeitete der gebürtige Mülheimer Reimann vier Jahre lang als wissenschaftlicher Assistent an der Ruhr-Universität Bochum, 1971 promovierte er über "Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner Kirchenprovinz (1313-1368)". Zwölf Jahre lang war Reimann der stellvertretende Leiter des Stadtarchivs Dortmund, wo er sich besonders der hochmittelalterlichen Geschichte Dortmunds widmete. Von 1993 bis 2001 war er Vorsitzender des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare. Seit dem 15. Mai dieses Jahres ist Reimann, der in Dortmund wohnt, Honorarprofessor für Archivwissenschaft am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam. Den Schwerpunkt seiner heutigen Forschungsarbeit bilden archivwissenschaftliche Methoden.
Pressekontakt:
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