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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 18.07.03

Aus Freunden werden Feinde - Vortrag beschäftigt sich mit dem Schicksal italienischer Zivilarbeiter und Militärinternierter im Ruhrgebiet

Bochum (lwl) Mit einem Vortrag des Bochumer Historikers Dr. Hans-Christoph Seidel eröffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag, dem 22.07.2003, um 19.30 Uhr, eine Vortragsreihe zur Ausstellung "Neapel - Bochum " Rimini. Arbeiten in Deutschland. Urlaub in Italien" im Westfälischen Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum-Hordel.

Im Juli 1937 schlossen die beiden faschistischen Regierungen Deutschlands und Italiens ein Abkommen über die Anwerbung, Verteilung und den Einsatz von italienischen Saisonarbeitern in der deutschen Landwirtschaft. Dieses Abkommen wurde schon bald auf Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie ausgeweitet.

Von 1938 bis 1943 wurden auf der Basis dieses Abkommens mehr als 485.000 italienische Arbeiter ¿- vor allem für die Rüstungsindustrie und den Bergbau - angeworben. Vertraglich wurden ihnen Tariflöhne, angemessene Unterkünfte und Versorgung mit italienischen Lebensmitteln zugesichert. Allerdings sah die Realität in Deutschland häufig anders aus: Die Ausstattung der Unterkünfte und die Versorgung mit Lebensmitteln verschlechterte sich im Zuge der Kriegswirtschaft zunehmend.

Der Status der italienischen Arbeiter in Deutschland änderte sich schlagartig im Sommer 1943: Nach dem Sturz Mussolinis stellte sich die neue italienische Regierung auf die Seite der Alliierten. Aus den ehemals Verbündeten wurden Feinde. Über 600.000 italienische Soldaten wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Die italienischen Zivilarbeiter, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in Deutschland aufhielten, wurden ebenfalls zu Zwangsarbeitern. Als "Verräter" beschimpft, waren sie besonders schlechter Behandlung ausgesetzt und wurden Opfer zahlreicher Übergriffe.

Dr. Hans-Christoph Seidel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsprojekts zur Zwangsarbeit im deutschen Kohlenbergbau am Institut für Soziale Bewegungen im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets.

Die weitere Vortragsreihe zur Ausstellung:
Dienstag, 05.08.2003, 19.30 Uhr: Komm ein bisschen mit nach Italien... Deutsche Italiensehnsucht und Italientourismus. Dietmar Osses

Dienstag, 02.09.2003, 19.30 Uhr: "Makkaroni" und ¿Amore". Deutsche Italienerbilder in den 1950er/60er Jahren. Anke Asfur

Dienstag, 16.09.2003, 19.30 Uhr: "Ein Stück Heimat findet man ja immer". Italienische Einwanderung in die Bundesrepublik. Dr. Yvonne Rieker

Dienstag, 30.09.2003, 19.30 Uhr: Als italienischer Sozialbetreuer bei der Caritas. Dr. Mario de Matteis

Dienstag, 14.10.2003, 19.30 Uhr: Italienische Bergarbeiter auf der Zeche Lothringen. Jean-Luc Malvache


Aus Freunden werden Feinde, Dienstag, 22.07.2003, 19.30 Uhr
Westfälisches Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Str. 251
Information: 0231 / 6961 -233



Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 41 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.





Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel.: 0251 591-235, m.fischer@lwl.org und Dietmar Osses, Tel.: 0231 6961-231, d.osses@lwl.org
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Foto zur Mitteilung
Über Nacht wurden 1943 aus Freunden Feinde und die angeworbenen Arbeiter zu Zwangsarbeitern, die zum Beispiel in der Rüstungsindustrie auf der Henrichhütte Hattingen eingesetzt wurden.
Repro: LWL



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