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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 28.03.03

Westfälisches Museum für Archäologie in Herne eröffnet
250.000 Jahre Menschheitsgeschichte auf 2.900 Quadratmetern


Herne (lwl). Am Freitag (28.3.) hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nach dreijähriger Bauzeit in Herne sein Westfälisches Museum für Archäologie eröffnet. Der 28 Millionen Euro teure Neubau sei ein "attraktives Schaufenster der westfälischen Bodendenkmalpflege und ein weiteres Juwel in unserer Museumslandschaft", sagte NRW-Kultur- und Städtebauminister Dr. Michael Vesper auf der Eröffnungsfeier vor 800 Ehrengästen in Herne. Mit dem Museumsbau gehe die Internationale
Bauausstellung Emscher Park erfolgreich zu Ende.

Auf 2.900 Quadratmetern präsentiert das neue Landesmuseum mit rund 10.000 archäologischen Funden aus ganz Westfalen-Lippe eine
Viertelmillion Jahre Menschheitsgeschichte - vom 250.000 Jahre alten Faustkeil aus Velen (Kreis Borken) bis zu Druckplatten für Lebensmittelmarken des Kriegsjahres 1944 aus Münster.

"Die Kulturlandschaft in Herne ist heute um ein erstklassiges und aufsehenerregendes Angebot gewachsen, eine architektonische Bereicherung für das Herner Stadtbild", lobte der Oberbürgermeister Wolfgang Becker den roten Ziegelbau, dessen Ausstellungsfläche acht Meter unter der Erde liegt.

"Es ist ein Westfälisches Haus der Geschichte entstanden. Und zum ersten Mal in Deutschland werden Ausgrabungen einer ganzen Region und die Ausstellung der Funde konsequent miteinander verbunden", erläuterte LWL-Direktor Wolfgang Schäfer das Konzept der Ausstellung. Nach dem Vorbild einer archäologischen Ausgrabung hat das Team des Stuttgarter Gestalters Uwe R. Brückner aus dem Museum eine unterirdische "Grabungslandschaft" gemacht: Wie auf einer richtigen Ausgrabung führt ein 210 Meter langer Steg durch den chronologisch angelegten Rundgang, vorbei an Gräbern und Brunnen im Boden, durch ein Erdwerk der frühen Bauern und eine Kirche der ersten Christen, in eine Höhle und in eine mittelalterliche Stadt. "Als roter Faden liegt der künstliche Steg über der Grabungslandschaft und ermöglicht dem Besucher jederzeit schnellen Zugang zu den einzelnen Ausstellungsbereichen", so Brückner.

Jedes Exponat erzählt seine eigene Geschichte so, wie es gefunden wurde: die 70.000 Jahre alten Steinwerkzeuge im Wasser, der Bronzeschmuck einer Frau in ihrem Grab aus der Zeit von 550 v. Chr., der Puppenkopf im Bombenschutt des Zweiten Weltkrieges. Die neue Museumsleiterin Dr. Barbara Rüschoff-Thale: "Zusammengefasst ist es die Geschichte der Menschen in der Region von der Steinzeit bis heute. Jeder Besucher aus Westfalen und Lippe wird in diesem Museum etwas aus seiner Heimat wiederfinden."

Modelle und Rekonstruktionen helfen dem Besucher da weiter, wo die Spuren aus der Vergangenheit nicht ausreichen, Multimedia-Terminals und Klappbücher geben Informationen. Hebt der Besucher den Blick zur Wand, öffnen sich darin 63 Fenster in die Geschichte jenseits von Westfalen, zu den ägyptischen Pyramiden, zu Ötzi und Mohammed oder zur Entdeckung Amerikas - der Blick über den westfälischen Tellerrand.

In vier farblich schimmernden, vier Meter hohen Würfeln, die rabungszelten nachempfunden sind, werden existenzielle Bereiche des menschlichen Lebens inszeniert: Klima, Zeit, Kommunikation und Sexualität.

Im Mittelpunkt jedes Würfels stehen jeweils ein oder zwei Objekte: ein Eisbohrkern aus der Antarktis weist auf die Umwelteinflüsse hin, ein Zahnrad und eine Taschensonnenuhr stehen für Zeitmessung und Zeiteinteilung, Inschriften und ein Telegrafenkabel für Schrift und ihre Übermittlung, ein 400 Jahre alter Glasphallus für Fortpflanzung und Lust.

Aus der Mitte der unterirdischen Grabungslandschaft erhebt sich eine bepflanzte Plattform in die Lichthalle über der Ausstellung. Auf Höhe der Erdoberfläche gelegen, markiert diese "grüne Mitte" die obere Kante von archäologischen Grabungen. Die begrünte Plattform lädt zum Entspannen während des Besuchs ein und ermöglicht den Blick hinunter in die Ausstellung.

Die Gestalter wollten unscheinbaren Scherben ebenso gerecht werden wie prunkvollen Bronzegefäßen, indem sie eine Vielzahl unterschiedlicher Mittel einsetzten. So wird eine verkürzte Perspektive den Betrachter glauben machen, tatsächlich das 27 Meter lange Großsteingrab von frühen Bauern der Warburger Börde vor sich zu sehen. Den Einmarsch der römischen Legionen in den Jahrzehnten um Christi Geburt stellen 18 Vitrinen dar. In Reih und Glied kommen sie aus der Wand "marschiert" und sind gefüllt mit dem, was die Legionäre von der anderen Rheinseite mitbrachten und dann in Westfalen ließen. Pretiosen aus dem 6. bis 8. Jahrhundert wie goldene Fibeln, Zierkreuze und andere Schmuckstücke mit wertvollen Einlagen
präsentieren die LWL-Archäologen in einem Setzkasten.

Kaum einer, der die drei oberirdischen Baukörper von außen sieht, ahnt, dass das Gelände am Anfang der Herner Fußgängerzone komplett ausgehöhlt ist. Rund 55.000 Kubikmeter Erde mussten weichen, um Platz für die Ausstellungsflächen zu schaffen. Über 6.800 Quadratmeter erstrecken sich die unterirdischen Räume.

Neben der Dauerausstellungshalle haben die Architekten des Essener Büros von Busse Klapp Brüning eine 800 Quadratmeter große und eine kleinere Sonderausstellungshalle sowie Räume für die Studiensammlung geschaffen. Ebenfalls im Untergeschoss liegen die Werkstätten, die Museumspädagogik und das Kino.

Auf den geneigten Flächen der Sheddächer haben die Stadtwerke mit Unterstützung des Landes NRW eine Photovoltaik-Anlage installiert. Sie hat eine Leistung von 100 Kilowatt und produziert 60.000 Kilowattstunden Strom im Jahr, genug für 20 Vier-Personen-Haushalte. Im viergeschossigen Kubus, der auch Haupteingang zum Museum ist, sind das Café und der Shop, ein Vortragssaal und die Verwaltungsräume untergebracht.

Achtung, am ersten Wochenende gelten besondere Öffnungszeiten:
Freitag, 28.3.: 17 bis 22 Uhr
Samstag, 29.3. und Sonntag, 30.3.: 10 bis 18 Uhr.

Öffnungszeiten ab 1. April:
Dienstag, Mittwoch, Freitag 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Donnerstag 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Samstag, Sonntag 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 3,50 Euro, Schüler bis 17 Jahren 2 Euro, Familientageskarte 7 Euro, freitags ist der Eintritt frei.

Adresse:
Westfälisches Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323/94628-0
Internet: www.museum-herne.de




Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kom-munen kontrolliert wird.




Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Rote Ziegel, Stahl und Glas sind die beherrschenden Baumaterialien des neuen Westfälischen Museums für Archäologie in Herne.
Foto: LWL/Mahlstedt


Foto zur Mitteilung
Der Museumsneubau in Herne stammt von den Essener Architekten von Busse Klapp Brüning.
Foto: LWL/Mahlstedt


Foto zur Mitteilung
Die Leiterin des neuen Westfälischen Museums für Archäologie Dr. Barbara Rüschoff-Thale.
Foto: Egbert


Foto zur Mitteilung
Die Zeche Erin in Catrop-Rauxel (Kreis Recklinghausen) war vom 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. ein Handels- und Kultplatz der Germanen. Die geopferten Pferde werden in Kisten präsentiert, wie Archäologen sie benutzen.
Foto: Egbert.


Foto zur Mitteilung
In Höxter-Albaxen bestatteten die Hinterbliebenen vor fast 4000 Jahren ihren Angehörigen unter einem steinernen Grabhügel. Im Hintergrund einer der farblich schimmernden Würfel, in denen die Archäologen im neuen Museum in Herne besondere Themen inszenieren.
Foto: LWL/Brentführer


Foto zur Mitteilung
In Reih und Glied scheinen die Vitrinen im Westfälischen Museum für Archäologie zu marschieren - sie sind gefüllt mit feinem Essgeschirr, Waffen und anderem, was die römischen Soldaten zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr. bei ihrem Versuch, Westfalen zu erobern, hier ließen.
Foto: LWL/Brentführer.


Foto zur Mitteilung
Eine der Installationen im Archäologie-Museum des LWL ist eine frühmittelalterliche Kirche, ganz rußig von den vielen Kerzen und Lampen, die vor 1000 Jahren die Kirchen hell erleuchteten.
Foto: LWL/Brentführer


Foto zur Mitteilung
Katastrophale Enge, mangelnde Hygiene, Hantieren mit offenem Feuer: Im Würfel 'Stadtluft macht krank' geht es um die negativen Seiten städtischen Lebens im Mittelalter - zu sehen und zu spüren im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne.
Foto: LWL/Brentführer



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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