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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 14.03.03

Auf dem Weg ins neue Museum
6.000 Jahre alte Scherben aus Bochumer WG - Archäologen unterscheiden erste Bauern nach ihren Tongefäßen


Bochum (lwl). Sie sind meist klein, bräunlich und für den Laien nicht als besonders wertvoll zu erkennen: Scherben. Für Archäologen aber bedeuten sie Einblicke in längst vergangene Zeiten. Besonders interessant ist die Zeit ab 5500 v. Chr. Sie ist ein erster wichtiger Wendepunkt in der Geschichte, denn die Menschen wurden sesshaft, begannen mit der planvollen Nahrungsmittelproduktion.

Ein Beleg dafür ist die Keramik, die Archäologen aus dieser Zeit gefunden haben. Die Menschen produzierten nun Gefäße aus Ton - zum Kochen, als Geschirr und um Vorräte aufzubewahren.

Das machen sich die Wissenschaftler zunutze. "Wir unterscheiden die frühen Ackerbauern und Viehzüchter vor allem nach den Formen ihrer Tongefäße und deren Verzierungen", sagt Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Die Museumsleiterin ist gleichzeitig Expertin für die frühen Epochen der Menschheitsgeschichte. Sie präsentiert im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 28. März in Herne eröffnen wird, zum Beispiel eine Keramikscherbe aus Bochum, die mit ihrer Verzierung eindeutig der so genannten "Rössener Kultur" zuzuweisen ist.

Diese alte Kultur (4800 bis 4400 v. Chr.) hat ihren Namen von einem Gräberfeld in Rössen bei Merseburg in Sachsen-Anhalt. Hier wurden solche Scherben zum ersten Mal gefunden. Zu den Gefäßen gehören Fußvasen, Schüsseln und rundbauchige Becher. Die Ornamente sind eingeritzt und eingestochen. Charakteristisch sind umlaufende Ritzlinien, vertikales Zickzack oder hängende Dreiecke. Oft füllten die Menschen die Muster mit gelb, braun oder rot getönter Paste aus.

Die Bochumer Scherbe ist nicht die einzige im Museum: Ein ganzes Feld von Scherben und Gefäßen installieren die Restauratoren des Museums, stehend, hängend und liegend; es gibt Töpfe, Schüsseln, Teller und Becher - glocken- und trichterförmige, mit bandförmigen oder dreieckigen Mustern oder ganz unverzierte. Die ganze Vielfalt aus den ersten 3.000 Jahren westfälischer Keramikproduktion präsentieren die Archäologen im neuen archäologischen Landesmuseum.

Die Menschen lebt n damals in Langhäusern - in Einzelgehöften und unbefestigten oder befestigten Siedlungen. Entdeckt wurde die Scherbe in Bochum-Hiltrop in einer Siedlung aus der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. "Die Archäologen fanden dort auch eines der größten Langhäuser aus dieser Zeit, das bisher in Europa bekannt ist", erläutert Barbara Rüschoff-Thale die Besonderheit der Fundumstände. Die Häuser bestanden aus Flechtwerk, waren weiß getüncht und vielleicht mit Mustern verziert. "Die Menschen lebten in größeren Wohngemeinschaften, in den Gebäuden brachte man auch das Vieh und die Wintervorräte unter", so die LWL-Museumsleiterin weiter. Eines dieser Häuser, im Maßstab 1:20, werden die LWL-Forscher in der Studiensammlung ausstellen. Diese zweite Dauerausstellung wird im kommenden Jahr eröffnet.

Am 28. März wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologie-Museum in Herne eröffnen. Dieser Beitrag beschließt die Serie über interessante Exponate, die sich auf die Reise nach Herne, in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte gemacht haben.







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Foto zur Mitteilung
Vorsichtig installiert Restaurator Sebastian Pechtold im neuen LWL-Archäologie-Museum eine Auswahl der frühesten Keramik in Westfalen - darunter auch 6.500 Jahre alte Gefäßscherben aus Bochum.
Foto: LWL/Spiong



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