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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 06.12.02
Auf dem Weg ins neue Museum
Die Riesenbecher von Borken Keramikmode vor 4000 Jahren - Wickelschnurkeramik und Vorratshaltung
Borken (lwl). Um ein Brettchen oder einen Stock wickelte der Handwerker eine Schnur, mehrfach, übereinander, in Mustern. Er feuchtete sie an und drückte sie in den nassen Ton des eiförmigen Bechers. "Wie einen Stempel", sagt Dr. Daniel Bérenger, einmal herum um das große Gefäß mit der außerordentlich kleinen Standfläche, bis das Muster fertig war. "Dann brannte er es im Ofen", erklärt der Archäologe, und fertig war der Riesenbecher. Ein nett aussehendes Vorratsgefäß, kunstvoll bis zur Höhe des unteren Drittels verziert, heute 4000 Jahre alt. Die Wickelschnurkeramik fanden die Menschen hübsch, hat Bérenger eine einfache Erklärung für die Verzierungen, "ein paar Jahrhunderte vorher gab es noch ganz andere Moden."
Alltag in der Bronzezeit (2100-750 v. Chr.), den der Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Beispiel eines Bechers aus Borken veranschaulicht. Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das der LWL Ende März kommenden Jahres in Herne eröffnen wird, stellt Bérenger zwei der Gefäße aus. Eines ist wieder vollständig, nachdem Restauratoren die Jahrtausende alten Scherben wieder zusammensetzt, beim zweiten fehlt ein Stück.
Die Forscher fanden das Behältnis im Vorfeld geplanter Baumaßnahmen in Borken-Südwest, in der Abfallgrube eines alten Siedlungsplatzes. Über die Orte, an denen die Menschen der Frühbronzezeit lebten, ist noch wenig bekannt. Dabei helfen gerade die "normalen" Siedlungen auf ganz besondere Weise, das Leben zu dieser Zeit zu erklären. Anders als Gräber beispielsweise, in denen die Archäologen vor allem Statussymbole als Grabbeigaben finden, ermöglichen diese Grabungen, Einblicke in das Alltagsleben der Menschen zu bekommen. Neben den Riesenbechern - sie heißen so wegen ihrer immensen Höhe von 40 Zentimetern - fanden die Ausgräber in Borken auch Kratzer oder Messerklingen aus Feuerstein.
In den Vorratsgefäßen bewahrten die Menschen ihre Nahrungsmittel auf. Weitere Indizien, um dem vergangenen Leben in Westfalen auf die Spur zu kommen. Denn zwischen den Scherben lagen in der Erde auch verkohlte Früchte und Samen von Spelzgerste, Rispenhirse, Hafer und Emmer, einer frühen Getreideart. Auch das Holz von Eiche, Esche, Erle, Birke, Kiefer und Kernobstgewächsen konnten die Archäologen nachweisen. "Mit jedem Fund erweitert sich das Bild", so Bérenger.
Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.
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