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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 29.11.02

Bildband "Menschen vom Lande"
LWL hebt 80.000 Fotos umfassenden Bilderschatz


Raesfeld (lwl). 50 Jahre lang hat der fotografische Autodidakt Ignaz Böckenhoff fotografiert - fast ausschließlich in Raesfeld (Kreis Borken) und fast immer waren Menschen seine Motive. Auf diese Weise entstand ab 1930 ein einmaliges Ortsporträt, das für das ländliche Leben ganz Westfalen-Lippes repräsentativ ist. Denn so wie in Raesfeld lebten die Menschen damals überall bei uns im Lande. Um der Öffentlichkeit zu zeigen, wie einzigartig der Böckenhoffsche Bilderschatz ist, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die aussagekräftigsten Fotos in einem Bildband zusammengestellt.

"Die Bilder haben einen besonderen Charakter: Weil alle fotografierten Menschen den 'Dorfchronisten' kannten, verstellten sie sich nicht, ließen ihn nah an sich rankommen. So gelangen Böckenhoff einzigartig intime Fotos, wie man sie sonst aus dieser Zeit kaum kennt", schwärmen die Autoren Dr. Volker Jakob und Dr. Ruth Goebel vom Westfälischen Landesmedien-zentrum des LWL.

1994 übernahm die Gemeinde Raesfeld den Nachlass von Ignaz Böckenhoff. 80.000 Negative waren im Lauf der Zeit zusammengekommen. "Wie hebt man diesen fotografischen Schatz? Wie lassen sich die historischen Bilder heute vermitteln? Wie müssen sie archiviert werden?"

Vor diesen Fragen stand die Gemeinde. Deshalb wandte sie sich an das LWL-Landesmedienzentrum, das nicht nur ein Bildarchiv unterhält, sondern auch Kommunen und Heimatvereine berät. Schließlich erschloss und archivierte die Kunsthistorikerin Dr. Ruth Goebel die Fotos.

Böckenhoff, 1911 als Sohn eines Großbauern in Raesfeld geboren, kaufte seine erste Kamera mit gerade 15 Jahren. Seither fotografierte er die Menschen seiner unmittelbaren Umgebung. Nachdem er die Höhere Schule 1932 abgebrochen hatte, widmete er sich ganz der Fotografie. Mit einer Rolleiflex und einer Leica standen ihm in den 1930er Jahren ihm alle fotografischen Möglichkeiten offen. Beide Kameras waren ausserordentlich "schnell" und liessen sich mit preisgünstigen Rollfilmen ausrüsten - Eigenschaften, die damals die aktuelle Bildberichterstattung geradezu revolutionierten.

Gerade die Schnelligkeit der modernen Kameras kam Böckenhoffs beobachtender Herangehensweise an seine Motive und seiner spontanen Bilddramaturgie entgegen. "Die zweite Hälfte der 1930er Jahre und die beginnenden 40er waren für ihn in fotografischer Hinsicht besonders fruchtbar", so Jakob. Böckenhoff hielt die schleichenden politischen Veränderungen, die zunehmende Ideologisierung und Militarisierung des dörflichen Lebens, den Aufbau der nationalsozialistischen Gliederungen ebenso im Bild fest wie das von allem Politischen unberührte Alltags- und Arbeitsleben der Dorfbevölkerung, mit der er sich zutiefst verbunden fühlte. In dieser Zeit sind vermutlich seine stärksten und besten Aufnahmen entstanden", ergänzt Goebel.

Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft kehrte er 1947 in sein Heimatdorf zurück und nahm sein altes Leben als fotografischer Ortschronist wieder auf. Erst gegen Ende seines Lebens wurde ihm eine bescheidene Anerkennung zuteil, bevor er 1994 starb.

Volker Jakob und Ruth Goebel: Menschen vom Lande. Ignaz Böckenhoff.
(Westfälische Bildsammlungen, Bd. 3), Klartext-Verlag, Essen 2002.
167 Seiten, 152 Abbildungen,
19,95 ¿, ISBN 3-89861-149-3






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Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
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Foto zur Mitteilung
Das Titelbild des Buches zeigt den Großvater Brunsbach mit seinen Enkeln 1948/49.
Foto: Böckenhoff/LWL


Foto zur Mitteilung
Selbstporträt aus dem Jahr 1951.
Foto: Böckenhoff/LWL



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