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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 28.11.02
Die Kunst emanzipiert die Frauen nicht
LWL-Tagung "Welches Geschlecht hat die Kultur?"
Dortmund (lwl). In der Wirtschaft, in der Politik und in den Medien sei die Emanzipation der Frauen schon ein gutes Stück vorangekommen, in der Kulturpolitik hätten Forschung und Politik die Gleichberechtigung bisher jedoch außen vor gelassen. Das kritisierten die rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur, Verwaltung und Politik am Donnerstag (28.11.) in Dortmund bei einer Tagung über "Geschlechtergerechtigkeit in der Kulturarbeit", zu der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eingeladen hatte.
"Um über Strategien für eine geschlechter-gerechte Kultur reden zu können, müssen wirerst einmal wissen, welche Rolle die Frauen
überhaupt im Kulturbetrieb spielen. Der LWL hat zu dieser Fachtagung eingeladen, um das herauszufinden. Dann können wir diskutieren,
wie wir eine geschlechtergerechte Kulturarbeit in den Museen, in der Kulturförderung und bei Kulturprojekten durchsetzen können", so die Organisatorin der Fachtagung, Dr. Julia Paulus, wissenschaftliche Referentin für historische Frauen- und Geschlechterforschung im Westfälischen Institut für Regionalgeschichte des LWL.
In ihrem Einführungsvortrag zeichnete Prof. Dr. Silke Wenk vom Fachbereich Kunst und Medien der Universität Oldenburg ein düsteres Bild: In Sachen Emanzipation sei die Kunst keineswegs fortschrittlich, vielmehr würden die meisten Bilder und andere Medien die alten Rollenbilder festigen statt überkommene Klischees aufzubrechen.
Das liege nicht zu letzt daran, dass Frauen in den Museen und Ausstellungen nur als Motiv von Malern und Bildhauern in der Überzahl seien, nach Werken von Künstlerinnen müsse man dagegen in vielen Museen lange suchen, bilanzierte Wenk.
Ursula Theissen vom Frauenkulturbüro NRW und Barbara Richter, Gleichstellungsbeauftragte des Landes NRW im Kulturausschuss des Städtetages NRW, erläuterten Fördermodelle und Vorschläge, die für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur sorgen können. Einige Zahlen aus machen deutlich, wie groß der Nachholbedarf ist: Bei einer Untersuchung von Ausstellungen stammen nach Auskunft von Richter gerade einmal ein Fünftel der ausgestellten Werke von Frauen: Während nur 111 Künstlerinnen ausstellen durften, waren es 435 Künstler in den untersuchten Museen. Noch düsterer sehe es bei den vom Land geförderten Ankäufen aus: Die Museen legten sich zwölf Werke zu, sie kauften aber kein einziges Kunstwerk, das eine Frau geschaffen habe. Letztlich überraschten diese Zahlen nicht, säßen die Frauen in den beratenden Gremien doch einer 72-prozentigen männlichen Übermacht gegenüber. "In vielen Kultureinrichtungen stellen die Frauen zwar heute schon die Hälfte des Personals, doch sie arbeiten meist auf den untersten Hierarchieebenen, die wichtigen Entscheidungen treffen Männer", so Ute Junker, Leiterin der LWL-Gleichstellungsstelle.
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