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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 15.08.02

'Nach und nach verschwinden Berührungsängste'
Reittherapie in der LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie


Marl-Sinsen (lwl). Das Maul leicht nach unten geneigt und mit gespitzten Ohren trabt Gin-Darius im Kreis, an der Longe sicher geführt durch die Reittherapeutin Vera-Maria Pennings-Baum. Neun Mädchen im rotblauen Einteiler stehen wenige Meter entfernt. Sie verfolgen gespannt jede Bewegung des Brandenburgers.

Auf ein Zeichen der Reittherapeutin läuft das erste Mädchen auf sie zu, passt ihre Schritte und Geschwindigkeit dem Pferd an, greift nach dem Voltigiergurt und schwingt sich hoch: Die Voltigierstunde ist Therapieprogramm in der Westfälischen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Haard.

Rund 75 Patientinnen und Patienten wöchentlich betreuen die Reittherapeuten Vera-Maria Pennings-Baum und ihr Mann Wolfgang Baum. Im Gruppenunterricht bringen sie den Mädchen und Jungen das Reiten, Voltigieren und den richtigen Umgang mit Pferden bei. "Das Reiten lernen ist nur Nebeneffekt", sagen sie. Den Therapeuten geht es vielmehr darum, dass die psychisch kranken, essgestörten und verhaltensauffälligen Kinder und Jugendliche spielerisch und ohne Leistungsstress ihre eigenen Fähigkeiten entdecken. Ihre Erfahrungen zeigen: Reiten wirkt vielseitig. Der direkte Kontakt zum Tierkörper, das Sichtragen- und Schaukelnlassen, erhöht das Körpergefühl der Kinder und Jugendlichen. Zwischen Reiter und Pferd entsteht eine Beziehung. Nach und nach verschwinden Berührungsängste.

Bereits seit 1965 ist die Reittherapie Bestandteil der Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Marl-Sinsen. Vier - von den Therapeuten eigens ausgebildete - Pferde, eine Reithalle und ein Stall gehören dazu. Dort ist von morgens bis abends Betrieb, aber, auch das gehört zur Therapie, nach festen Regeln. Wolfgang Baum, der 1982 die Reittherapie übernahm, achtet auf Pünktlichkeit und Pflege. "Wer reiten will, muss mithelfen, Pferd und Stall sauber zu halten", erklärt er. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei Verantwortung zu übernehmen. "Die geleistete körperliche Arbeit und anschließende Müdigkeit bekommen für sie Inhalt und Sinn", sagt Baum.

Die vielen kleinen Erfolge, die die Reittherapie bewirkt, motivieren Wolfgang Baum und seine Frau täglich aufs Neue. Sie sind erfüllt von ihrem Beruf, der fast nahtlos übergeht ins Privatleben: Zu Hause stehen Baums eigene Zuchtstute und ein Hengst. Ehrenamtlich ist Wolfgang Baum zweiter Vorsitzender in dem von ihm 1997 gegründeten Reiterverein der Haardklinik. Er ermöglicht, dass Kinder und Jugendliche aus der Umgebung gemeinsam mit Patienten der LWL-Klinik auf dem Klinikgelände Reiten lernen - und Hemmschwellen abbauen.

Auf dem Voltigierplatz nähert sich die Reitstunde dem Ende. Neun Mädchen im rotblauen Einteiler sind zufrieden mit sich. Jetzt heißt es umziehen und zurück in den Stall. Dort warten schon Mistgabel, Pferdebürste und Striegel.







Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Wolfgang Baum und Vera-Maria Penning-Baum mit dem Brandenburger Gin-Darius. Die Reittherapeuten aus der LWL-Klinik in Marl-Sinsen bilden die Pferde für ihre Arbeit selber aus.
Foto: LWL



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