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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 20.06.02

Westfalen ist nicht LEGO-Land
Neue Beratungskultur: Der LWL will Kulturlandschaften Profil verleihen


Dortmund (lwl). "In einer Woche wäre der Westfalenpark mit Gewerbehallen zugebaut." Mit diesem Vergleich verdeutlicht Prof. Dr. Karl Teppe, Kulturdezernent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), wieviel Fläche in Nordrhein-Westfalen Woche für Woche überbaut wird. "Es geht nicht darum, neue Vorschriften oder Kontrollen zu entwickeln. Aber Westfalen ist halt nicht LEGO-Land und deshalb wollen wir eine Beratungskultur schaffen, um die typischen dörflichen oder städtischen Strukturen in Westfalen wieder aufzugreifen und weiterzuentwickeln, ergänzt Teppe.

Im Rahmen des kulturpolitischen Forums "Kultur im Dialog" diskutierten über 100 Fachleute aus Politik und Planung am Donnerstag (20.06.) im Westfälischen Industriemuseum Zeche Zollern II/IV des LWL über das Thema Landschafts- und Baukultur. Das Tagungsthema hatte es in sich: Viel Aufwand und Geld werde in den Städten und Gemeinden eingesetzt, um eindrucksvolle Glanzlichter der Architektur vom Büroturm bis zum Einkaufsparadies zu platzieren. Jede Stadt und jede Gemeinde wolle nicht ins Hintertreffen geraten und versuche über diese sogenannten Leuchtturmprojekte an Profil zu gewinnen, hieß es auf dem LWL-Forum.

"Wir sind heute auf der Suche nach einem angepassten, für die Region typischen Profil. Wir fühlen uns zum Beispiel mit den Hofeichen im Münsterland oder den Schieferverkleidungen im südlichen Westfalen an die Traditionen der Landschafts- und Baukultur gebunden, erklärt Teppe.

Für mehr "Bodenhaftung" im Umgang mit Siedlung und Landschaft plädierte auch Prof. Dr. Gerd Schulte vom Fachbereich Geowissenschaften der Universität Münster. Weil inzwischen jeder etwas anderes unter Kulturlandschaft verstehe, stellte Schulte klar, dass der Begriff einen weiten Bogen vom Tümpel bis zum Baudenkmal überspannt.

"Für jede Landschaftsform gilt es, diese prägenden Elemente zu bestimmen und in eine Art Ausweis zu übertragen. Nur so lassen sich Unterschiede in den einzelnen Orten beschreiben und die Planer haben etwas in der Hand, wenn sie Bebauungspläne aufstellen wollen", so Schulte.

"Was bringt die NRW-Initiative StadtBauKultur für den ländlichen Raum?" Diese Frage beantwortete Dr. Ulrich Hatzfeld vom NRW-Städtebauministerium. Mit den Fördermitteln des Landes soll versucht werden, bei Neubauten nicht nur auf ein tolles Äußeres, sondern auch auf das soziale Umfeld, auf die gewachsenen Nachbarschaften zu achten. Das gelte nicht nur für Prestigeobjekte. Ebenso wichtig sei die Qualitätssicherung in der "Architektur des Alltags", vom Einfamilienhaus über den Supermarkt bis hin zu technischen Bauwerken, wie Brücken und Kraftwerken. Aspekte der Landschaftsarchitektur und Gartenkunst, bildende Kunst sowie Industriekultur sollen nach Hatzfelds Ansicht in die Baukultur einfließen.

Beispielhafte Modellprojekte und Initiativen stellte Eberhard Eickhoff, Leiter des Westfälisches Amtes für Landschafts- und Baukultur beim LWL, vor: "Wir wollen den Menschen helfen, ihre Kulturlandschaft mit neuen Augen zu sehen. Bis zum Jahr 2004 soll im Ruhrtal zwischen Hagen und Hattingen die LWL-Landschaftsgalerie entstehen. Die seit Generationen ansässigen Landwirte können uns helfen, bei der Bestellung ihrer Felder neue Farben und Formen ins Ruhrtal zu bringen. Für diesen Augenschmaus brauchen wir dann weder Ausstellungsräume noch Leinwände. Das ist Kulturlandschaft pur, schwärmt Eickhoff.

In der Talk-Runde unter der Leitung des Düsseldorfer Journalisten Jürgen Zurheide kamen Experten aus den Kommunen und der Planung zu Wort. Sie waren sich einig, dass sich die Aufbruchstimmung in den Planungsalltag fortsetzen muss: "Wir haben einen klaren kulturellen Auftrag. Der Wunsch nach mehr Qualität muss aber auch im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden, bemerkte Teppe. Einigkeit herrschte zumindest darin, dass eine intakte Kulturlandschaft und ein einladendes Stadtbild wichtiger sind denn je. Ob es um die Ansiedlung von Unternehmen geht oder die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Region: "Wir fühlen uns mit allen Verschiedenheiten in Westfalen-Lippe wohl und wünschen uns deswegen mehr Profil für unsere Kulturlandschaften, fasste Teppe zusammen.









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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Ein Kötterhaus und eine Gewerbehalle im Kreis Gütersloh: Es gilt, bei der Entwicklung der Kulturlandschaft das rechte Maß zu finden.
Foto: LWL


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LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe


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