URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm12866
Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 26.02.02
Von Schätzen, Schall und Schalmeien: Peter Ausländer vom LWL-Jugendhof Vlotho baut Instrumente und ist Klangexperte
Vlotho (lwl) ¿ Ob Lippische Holzschuhfidel, Gotische Harfe oder singende Sägen, Peter Ausländer beherbergt allerhand Kuriositäten. Und alle machen Musik. Der pädagogische Mitarbeiter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist Hobby-Instrumentenbauer mit Sammelleidenschaft. Rund 300 Musikinstrumente finden einen Platz in der Wohnung der Familie in Vlotho (Kreis Herford) Ausländer. Ein gutes Dutzend stammt davon aus der eigenen kleinen Werkstatt im Keller.
¿Die anderen haben wir erworben, oder sie sind uns zugeflogen¿, sagt der Musiker und meint damit die vielen beschädigten Instrumente, die bei ihm abgegeben werden. Wie einen kranken Vogel päppeln er und seine Frau die Schätze sorgfältig wieder auf. Bis sie wieder Töne von sich geben können.
Von Haus aus ist der Mitarbeiter des LWL-Jugendhofes Vlotho Schulmusiklehrer mit den Fächern Geige und Laute. ¿Wer solche Instrumente besitzt, lernt in der Regel auch, sie zu reparieren¿, meint er. Vielleicht war das der Anfang. Genau datieren kann er den Beginn seiner Leidenschaft jedoch nicht. Sicher ist nur, dass sein Ehrgeiz jedes Mal beim Anblick eines kaputten Instruments einen Schub bekommt. ¿Je ruinöser der Zustand, umso mehr wächst das Bedürfnis, daraus wieder ein perfektes Instrument zu bauen¿, sagt der 56-Jährige. Vor ein paar Jahren wagte er sich daran, größere Instrumente selbst zu bauen. ¿Im Augenblick arbeite ich an einem Violonen, einem historischen Streichinstrument¿, berichtet er und hofft, dass es im Herbst fertig ist: ¿Es ist einfach unglaublich spannend, wenn die ersten Töne kommen.¿
Ein Instrumentenbauer braucht Geduld, handwerkliches Geschick und Zeit. Letztere muss sich der Pädagoge zwischen seiner zeitintensiven Lehrtätigkeit und den vielen Leidenschaften gut aufteilen. Denn neben dem Instrumentenbau und den Reparaturen hat sich Ausländer ebenso der experimentellen Arbeit mit Klängen verschrieben. Er entwirft und baut mit Künstlern aus aller Welt Schallerzeuger für so genannte klingende Installationen. Auf Klangwegen können Besucher den aufgestellten Gegenständen unbekannte Töne entlocken. Um Klang zu erzeugen, benötigt man nicht unbedingt ein Instrument: Gelegentlich benutzt Ausländer für seine Versuche auch Verkehrsschilder, Schläuche oder Rohre und erschafft damit wirkungsvollen und durchaus musikalisch klingenden Schall.
Musik spielt bei Ausländer nicht nur im Privaten die ¿erste Geige¿. Als Leiter des Pädagogischen Arbeitsbereichs für Kulturelle Bildung auf dem Jugendhof Vlotho erklärt er beispielsweise in Kursen, wie man Klangspiele für den Frühpädagogikbereich erstellt oder er zeigt Pädagogen, wie man mit geistig behinderten Kindern Instrumente bauen kann. Sein Wissen hat sich mittlerweile beim LWL über die Grenzen von Vlotho herumgesprochen: Im letzten Jahr führte er im LWL-Freilichtmuseum Detmold beim ¿Sommerspaß¿ des WDR historische Instrumente vor. Und zur Jubiläumsfeier des LWL-Westfalenparlaments zeigte er als Mitglied des Streichquartetts, dass er die selbstgefertigten Instrumente zum professionellen Klingen bringen kann. ¿Hier war allerdings nur die Bratsche Marke Eigenbau¿, bedauert Ausländer fast ein bisschen die instrumentelle ¿Einseitigkeit¿.
Dabei hätte er noch viel mehr im teilweise ungewöhnlichen Angebot, zum Beispiel ein barockes Hackbrett, eine Schalmei oder eine Shakuhachi, eine Bambusflöte aus Japan in der Tradition der Samurai. Sie gibt zarte Flötentöne von sich und diente gleichzeitig als Schlagwaffe. Schlagendes Argument für viele Instrumentenliebhaber der Familie Ausländer einen Besuch abzustatten. Peter Ausländer spielt auf Wunsch jedes Stück seiner Sammlung an und hat auch ein komplettes Programm parat ¿ der vielsagende Titel: ¿Musica Curiosa¿ .
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen