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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 12.12.01
LWL-Archäologen finden 2000 Jahre alten römischen Münzschatz
Dorsten (lwl). In Dorsten haben Archäolo-gen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) 36 Silbermünzen aus der Zeit um Christi Geburt gefunden, die ein römischer Soldat dort vergraben hatte. ¿Vermutlich starb der Soldat, so dass er seinen Schatz nicht mehr bergen konnte. Das erlaubt uns 2000 Jahre später diesen
äußerst seltenen Fund¿, so die LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg.
Jetzt bargen die Ausgräber im Südwesten des Dorstener Stadtteils Holsterhausen aus dem Befestigungsgraben eines römischen Lagers 36 römische Silberdenare. Das Geld
hatte sein Besitzer ¿ wahrscheinlich ein
Legionär ¿ in einem Beutel aus Leder oder
Leinen vergraben.
Im Südwesten des Dorstener Stadtteils Holsterhausen liegen die Überreste von mindestens fünf römischen Marschlagern aus der Zeitenwende und von vier einheimischen Siedlungen aus der Zeit vom 1. bis zum 9. Jahrhundert. Die Untersuchung der 12 Hektar großen Fläche läuft seit März 2000 und wurde notwendig, da dort ein Wohngebiet entsteht.
Zum Glück für die LWL-Archäologen, die sich nur selten über solche Funde freuen können, hatte er dieses Geld nicht mehr abholen können. ¿Zwar ist der Grund dafür unbekannt, der Vergrabungszeitpunkt fällt jedoch in eine Epoche sehr verlustreicher Kämpfe der Römer gegen Truppen¿ konstatiert Dr. Christoph Grünewald, der Leiter der Außenstelle Münster des LWL-Museums für Archäologie/Amt für Bodendenkmalpflege, unter dessen Leitung die Ausgrabung steht.
Jede der circa 3,5 Gramm schweren Silbermünzen entsprach etwa einem Tagessold eines Legionärs. Die ältesten Denare wurden 109 v. Chr. in Rom geprägt, die jüngsten nach 2 v. Chr. Aus der guten Erhaltung aller Stücke kann man schließen, daß sie aus einer größeren Kasse nur kurze Zeit später ausbezahlt worden waren. Die Münzmischung entspricht ähnlichen Hortfunden aus Westfalen, zum Beispiel in Haltern (Kreis Recklinghausen) und Kalkriese (Landkreis Osnabrück), die mit den militärischen Unternehmungen des Varus und Germanicus in den Jahren 9 bis 16 n. Chr. in Verbindung gebracht werden. ¿Der Hortfund hat deshalb einen hohen Wert. Er wird in der Diskussion über die Römer in Westfalen noch eine wichtige Rolle spielen¿ ist sich Dr. Peter Ilisch, der Münzexperte beim LWL, sicher.
Bei den Grabungen dokumentierten die LWL-Archäologen einheimische Siedlungen, eine römische Heerstraße und insgesamt fünf Römerlager, alles sogenannte Marschlager. Diese waren rechteckige, nur von einem Spitzgraben eingefaßte Anlagen. Die Truppen legten sie jeweils nur für wenige Übernachtungen im Rahmen von Feldzügen an. Daher hatten sie auch keine feste Innenbebauung, sondern die Legionäre wohnten in Zelten.
Die einheimischen Siedlungen in dem zukünftigen Wohngebiet stammen vom Anfang des 1. bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts. Die germanischen Bewohner dieser kleinen Dörfer lebten von der Landwirtschaft, daneben gewannen und verarbeiteten sie Eisen. In geringem Umfang können die Wissenschaftler auch andere Bereiche handwerklicher Tätigkeit wie die Weiterverarbeitung von Buntmetall und die Textilherstellung nachweisen.
Das Projekt ¿Kreskenhof¿ ist für die archäologischen Denkmalpfleger in Westfalen die größte archäologische Ausgrabung, die sie je an einem Stück durchgeführt haben. ¿Dank modernster, computergestützter Ausgrabungsmethoden kommen wir vergleichsweise schnell voran¿ berichtet Dr. Wolfgang Ebel-Zepezauer, der zusammen mit Wieland Wienkämper die Ausgrabung vor Ort leitet. Den beiden und den drei Grabungstechnikern stehen im Durchschnitt 25 Ausgräber zur Seite. Von dem Team werden 15 Leute aus Mitteln zu Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen finanziert und über die ¿Dorstener Arbeit¿ der Stadt Dorsten vermittelt. Dazu kommen noch einmal, saisonal stark wechselnd, bis zu dreißig Studenten. Logistische Unterstützung erfährt die Grabungsmannschaft vom Investor des Projekts ¿Wohnen im Park¿, der die ersten Häuser auf den von den Archäologen verlassenen Flächen schon errichtet hat. Die Ausgrabungen werden im Laufe des Jahres 2002 abgeschlossen. Dann wird das Gelände zügig zu Ende bebaut.
Der Schatzfund ist von Mittwochnachmittag bis Freitag (12. bis zum 14. Dezember 2001) im Kassenraum der Kreissparkasse Recklinghausen, Niederlassung Dorsten, Julius-Ambrunn-Str. 2, für die Öffentlichkeit ausgestellt und kann zu den Öffnungszeiten (Mittwoch 14-18, Donnerstag 8.30-12 und 14-18, Freitag 8.30-12 und 14-16 Uhr) kostenlos besichtigt werden.
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