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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 30.11.01

Das LWL-Freilichtmuseum engagiert sich als Züchter für die Erhaltung der extrem gefährdeten Sennerpferde

Detmold (lwl). Sie sind noch seltener als weiße Tiger, zwei von den 36 weltweit lebenden Sennerpferden sind seit Freitag (30.11.) im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold zuhause: Die Senner werden in Zukunft auch im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gezüchtet.

Die beiden Tiere der bedrohten Rasse ¿
Dorinah und Nadine - sind am Freitag im
LWL-Museum angekommen. Bisher waren die Senner nur im Sommer als Gäste auf den Detmolder Weiden, jetzt sind sie fester Teil des Tierbestandes im Freilichtmuseum, das sich seit vielen Jahren für den Erhalt gefährdeter westfälischer Haustierrassen engangiert.

Auf der ganzen Welt leben nur noch 36 Pferde dieser ältesten Pferderasse Westfalens, davon können nur elf Sennerstuten derzeit zur Zucht eingesetzt werden. Für die Senner gilt höchste Alarmstufe: Seit 1993 sind sie durch die Vereinten Nationen als gefährdete Rasse anerkannt. In der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. werden sie in der Kategorie "extrem gefährdet" geführt. Seit 1996 wird ein eigenes Stutbuch geführt, das heißt ein Zuchtbuch, in dem die Stuten eingetragen sind.

Schon nach dem Zweiten Weltkrieg schien das Aus für die Sennerzucht gekommen. Die Holländerin Julie Marie Immink hatte sich nach 1935 der Pferde angenommen, als die letzten 16 Senner versteigert wurden. Sie musste angesichts des Futter- und Finanzmangels der Nachkriegszeit aufgeben. Zum Glück für die Senner fand der Detmolder Karl-Ludwig Lackner 1965 nach hartnäckiger Suche einige Nachkommen der Senner. Seit 1971 züchtet er diese Rasse nach den überlieferten Prinzipien des Lopshorner Gestüts; das heißt, es werden in erster Linie Araber, AngloAraber und Englische Vollblüter zur Nachzucht mit den Sennerstuten eingesetzt. Von diesem engagierten Züchter konnte das Freilichtmuseum Dorinah und Nadine übernehmen und wird auch in Zukunft eng mit ihm zusammenarbeiten. Wichtigstes Ziel muss nach wie vor sein, den Bestand auszubauen und zu sichern.

Neben dem Westfälischen Freilichtmuseum Detmold beteiligt sich auch die Biologische Station Senne e.V. in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Senner Pferde an dieser Aufgabe: in der "Wildbahn Sennerpferde" in der Moosheide wird an eine 1000jährige Symbiose von Pferd und Kulturlandschaft angeknüpft. Bereits 1160 wurden die ungezähmten Stuten der Senne erstmals erwähnt. Der berühmte Stallmeister Prizelius beschreibt sie in seiner Schilderung des von ihm 1768 bis 1774 geführten Gestütes, das weit über Lippe hinaus bekannt war : "Da nun diese wilden Pferde, ..., größten Theils ihre Nahrung, zumahl im Winter, von dieser Heide haben, so haben sie den Namen der Senner erhalten".

Der Weltruf dieser Pferde beruhte in erster Linie auf ihrer halbwilden Haltung und Aufzucht: der menschliche Einfluss war sehr gering. Lediglich die Zucht wurde beeinflußt, im Winter fütterten die Züchter knapp dazu. So entstand eine widerstandsfähige, robuste und langlebige Pferderasse, die überregional Käufer fand. Die Senner waren aufgrund dieser Eigenschaften gesuchte Reit-, Wagen-, Militär-, Jagd- und Sportpferde, gerade bei Adeligen und Militärs waren die Tiere gefragt.
Bis 1919 war das Sennergestüt immer mit dem Schicksal des lippischen Fürstenhauses verbunden. Auch heute fördert Dr. Armin Prinz zur Lippe alle Bemühungen um das Pferd des ehemaligen herrschaftlichen Privatgestüts und unterstützt das Westfälische Freilichtmuseum bei den Forschungen zum Fürstlich-Lippischen Gestüt.

Dort wo Dorinah und Nadine im LWL-Museum heute weiden, suchten schon vor 150 Jahren Sennerpferde nach schmackhaften Gräsern. Ab 1850 war das Gelände des ehemaligen Tiergartens, das jetzt zum Freilichtmuseum gehört, Außenstelle des Gestüts Lopshorn. 1928 wurde im Tiergartengelände eine Reit- und Fahrschule eingerichtet.

Die Rückkehr der Senner auf dieses Terrain wird mit dem nächsten Jahresprogramm des Freilicht-museums gebührend gefeiert: Ganz im Zeichen der wilden Pferde lautet der Titel der Sonderausstellung 2002: "...so frei, so stark... Westfalens wilde Pferde". Sie stellt die vielen westfälischen Wildbahngestüte vor, an die sich heute nur noch wenige erinnern. Im Gelände werden im Rahmenprogramm der Ausstellung natürlich auch lebendige Pferde zu sehen sein: dazu gehören die zwei Sennerpferde, die als regionale Vertreter der Wildlinge einen Winter Vorsprung haben, aber auch Dülmener oder Przewalski-Pferde.





Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.



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Foto zur Mitteilung
Das LWL-Freilichtmuseum Detmold hat die beiden Sennerstuten Dorinah und Nadine gekauft, um als Zuchtstation die extrem seltene Pferderasse zu retten.
Foto: LWL



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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