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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 11.09.01

Von der Urlandschaft zur Kulturlandschaft

Recke (lwl). Wenn man Beschreibungen der Landschaften und Florenwerke aus den vergangenen zwei Jahrhunderten miteinander vergleicht, wird einem klar, wie sehr sich die Natur in unserer Um-gebung gewandelt hat. Die Veränderung der Natur ist aber nur zum Teil durch den Einfluß der Men-schen hervorgerufen worden. Natur ist vielmehr stets durch Dynamik gekennzeichnet. Pflanzen wachsen in die Höhe, Tiere vermehren sich, Organismen sterben ab. Einzelne Arten von Tieren und Pflanzen werden häufiger, andere seltener. Die Landschaft erhält dadurch immer wieder ein neues Gesicht.

Zur Darstellung der Dynamik von Natur erhält eine alte Methode der Biologie eine neue Bedeutung: die Pollenanalyse. Der Pollen oder Blütenstaub besteht aus mikroskopisch kleinen Körnern, in denen das männliche Erbmaterial der Blütenpflanzen von den Staubblättern auf den Stempel der Fruchtknoten übertragen wird. Die äußere Schale der Pollenkörner ist praktisch unzerstörbar - wenn sie nicht mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Unter dem Mikroskop kann man erkennen, daß alle Pollenkörner unterschiedlich aufgebaut sind. Das Pollenkorn der Buche sieht anders aus als das Pollenkorn von Eiche, Roggen und Löwenzahn.

Die Pollenkörner vieler Pflanzen werden vom Winde verweht und massenhaft auf der Oberfläche von Mooren abgelagert. In den Mooren geraten die Pollenkörner unter Luftabschluss, so dass sie fast unbegrenzt haltbar sind. Jedes Jahr bildet sich dort eine Schicht aus unzersetzten Pflanzenteilen. Im Lauf von Jahrtausenden werden daraus mehrere Meter dicke Torfschichten. Entsprechende Ablagerungen bilden sich am Grund von Seen.

Man kann in Mooren ein Torfprofil gewinnen (entweder an einer Stichwand oder durch eine Bohrung). Wenn man in einem Torfprofil Schicht für Schicht den Gehalt an Pollenkörnern auszählt, kann man den Wandel von Vegetation und Landschaft sichtbar machen. Dann wird klar: In der Natur,
in unserer Umgebung blieb niemals etwas so, wie es einmal war. Immer wieder andere Baumarten dominierten in den Wäldern. An immer wieder neuen Stellen begannen Menschen mit Ackerbau und Viehhaltung. Menschliche Nutzung des Landes veränderte dessen Aussehen bereits seit Jahrtausenden: Wald wurde gerodet, weil man Holz brauchte und Kulturpflanzen anbauen wollte. Ulmen wurden selten, weil man Laubheu gewann. Eichen wurden zwar geschont, weil man Eicheln als Schweinefutter und Eichenholz zum Bau von Häusern und Schiffen brauchte. Aber durch die Nutzung wurden auch die Eichen dezimiert.

In einem Kurs "Von der Urlandschaft zur Kulturlandschaft" in der Außenstelle Heiliges Meer des Westfälischen Museum für Naturkunde, der vom 17. bis 20. Oktober 2001 stattfinden wird, sollen die Pollenkörner verschiedener Pflanzenarten demonstriert und gezeichnet werden, so daß man am Ende des Kurses in der Lage ist, selber einfache Pollenanalysen durchzuführen. Integriert in den Kurs sind Besuche im Moor und in der traditionellen und modernen Kulturlandschaft. Ferner wird in einem Theorieteil dargestellt, welche Folgerungen aus pollenanalytischen Untersuchungen gezogen werden können. Ganz nach Wunsch der Teilnehmer kann an den Abenden beispielsweise darüber diskutiert werden, welche Perspektiven Landwirtschaft in der Gegenwart und Zukunft hat, wie man Elemente der traditionellen Kulturlandschaft in der Landschaft von heute entdeckt oder auch darüber, ob Naturschutz oder Landschaftsschutz das vorrangige Ziel bei der Bewahrung unserer Umgebung ist.

Weitere Informationen und Anmeldung zu dem Kurs: Westfälisches Museum für Naturkunde - Außenstelle "Heiliges Meer", Heiliges Meer 1, 49509 Recke, Tel. 05453/99660,
E-mail: heiliges meer@lwl.org

ca. 3725 Anschläge



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Mikrokopien im Seminarraum der Biologischen Station 'Heiliges Meer'
Foto: LWL/Egbert


Foto zur Mitteilung
Torfprobenentnahmen im Recker Moor.
Foto: LWL/Egbert



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