Für die Menschen, für Westfalen-Lippe
Logo des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
https://www.lwl.org

URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm12687



Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 10.09.01

Spätgotische Ranken blühen im Verborgenen: LWL-Denkmalpfleger machen in Liesborner Kirche dank "Recycling" vor 200 Jahren überraschenden Fund

Wadersloh-Liesborn (lwl). Einen außergewöhnlichen Fund haben LWL-Denkmalpfleger bei Restaurierung der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Cosmas und Damian gemacht: An der Südseite der Kirche in Wadersloh-Liesborn (Kreis Warendorf) entdeckten sie Reste spätgotischer Gewölbemalereien, die wohl dem bekannten westfälischen Maler Gert van Lon zugeschrieben werden können. Das Besondere daran: Das Seitenschiff, zu dem die Malereien gehörten, wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen. "Dass bei den damaligen Arbeiten die mittelalterlichen Pfeiler- und Gewölbereste für einen neuen Strebepfeiler als eine Art Gerüst wiederverwendet wurde, hatte niemand vermutet. Anhand der jetzt sichtbar gewordenen Reste wissen wir jetzt, wie die Profile und die Farbfassung der Gewölbeglieder aussahen, dessen Rankenmalerei in der Zeit zwischen 1503 und 1507 entstanden sind", freut sich Dr. Andrea Pufke, Denkmalpflegerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Die spätgotischen Ranken blühen allerdings weiter im Verborgenen: "Um die Standsicherheit der Kirche nicht zu gefährden, mussten
wir die Lücken in den Strebpfeilern wieder schließen", erklärt Pufke. Zuvor seien die Malereireste aber ausführlich fotografiert und zeichnerisch dokumentiert worden. Außerdem hätten Restauratoren die Malerei untersucht und gesichert, so die LWL-Denkmalpflegerin weiter.

Nötig geworden waren die Arbeiten an der Kirche, da sich in den vergangenen Jahren immer wieder Steine und Mauerfugen aus dem Mauerwerk gelöst hatten. Besonders an der Südseite der Kirche war das kleinteilige Schollenmauerwerk stark verwittert. Deshalb beschloss die Gemeinde in Abstimmung mit dem Bischöflichen Generalvikariat Paderborn, der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Wadersloh und dem LWL-Amt für Denkmalpflege den hoch- und spätmittelalterlichen Sakralbau in fünf Bauabschnitten in den nächsten Jahren zu sanieren. Als nun an den Strebepfeilern der Südseite die ersten Steine ausgetauscht wurden, machten die Denkmalpfleger die überraschende Entdeckung.

Die erste Kirche an dieser Stelle wurde im 9. Jahrhundert als Teil eines Kanonissenstiftes gebaut, das 1131 in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. 1129 wurde ein romanisches Kirchenschiff eingeweiht, das 142 Jahre später bei einem Brand zerstört wurde. 1306 wurde mit dem Bau des Chorraumes der heutigen Kirche begonnen, er wurde aber erst 1465 nach einer langen Baupause vollendet. Das Querhaus entstand zwischen 1499 bis 1503. Als die Kirche zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark verändert wurde, riss man das südliche Seitenschiff wieder ab. Glücklicherweise wurde das Baumaterial "recycelt, so dass die Denkmalpfleger knapp 200 Jahre später den überraschenden Fund machen konnten.

ca. 2336 Anschläge



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Völlig überraschend stießen die LWL-Denkmalpfleger bei Restaurierungsarbeiten in der Liesborner Kirche auf spätgotische Gewölbemalerei, weil vor 200 Jahren Abbruchmaterial für einen Strebpfeiler wiederverwendet wurde.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Anhand der jetzt sichtbar gewordenen Reste wissen die Denkmalpfleger, wie die zwischen 1503 und 1507 entstandene Rankenmalerei der Kirche aussah.
Foto: LWL



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen