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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 18.05.01
Das LWL-Freilichtmuseum Detmold ist goldenen Zeiten auf der Spur:
Geschichte wie durch ein Mikroskop betrachtet: Die Ausstellung "Goldene Zeiten. Sauerländer Wirtschaftsbürger vom 17. bis zum 19. Jahrhundert" blickt nicht aus der üblichen Distanz der Historiker auf eine ganze Epoche, sondern sie stellt Alltag, Arbeit, Geschmack und Wohnkultur der Briloner Familien Unkraut und Kannegießer in
den Mittelpunkt. Dabei verfolgt die Ausstellung im
Westfälischen Freilichtmuseum Detmold anhand von
vielen interessanten Ausstellungstücken die wirtschaft-
lichen und familiären Verbindungen über drei Jahrhunderte.
Das Forschungsprojekt am Museum des Landschaftsver-
bandes Westfalen-Lippe (LWL) hat dort mit seiner Recherche
begonnen, wo bisher ein weißer Fleck war: Die Montanentwicklung des Sauerlandes und das Bürger-tum, das diesen Wirtschaftszweig trug, standen bisher im Schatten der Geschichte, wo andere Regionen wie das Ruhrgebiet bereits erforscht und bekannt sind.
Erst wenn man ein geschichtliches Phänomen über einen langen Zeitraum betrachtet, gewinnt man statt einer oberflächlichen Momentaufnahme einen tiefen und aussagekräftigen Eindruck. Das wird in der Ausstellung an einem wunderbaren Beispiel bürgerlicher Hochkultur deutlich: Aus Paderborn stammend, konnten sich die Vorfahren der späteren Montanherren innerhalb nur einer Generation im Sauerland etablieren. Durch einen Glücksfall gelang es dem LWL-Landesmuseum für Volkskunde vor einigen Jahren, nicht nur das Familienarchiv aus dem "Haus am
Markt", so der Name des Familienwohnhauses, zu übernehmen,
sondern auch die Bibliothek und eine nahezu unüberschaubare
Menge von Objekten, die zum Teil seit dem 17. Jahrhundert in Familienbesitz waren.
Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Baumeier freute sich über den Bestand: "So entsteht ein Dreiklang, der äußerst differenzierte Aussagen ermöglicht: Über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen erhalten wir Aufschlüsse aus den Familienbriefen. Heiratsanbahnung und Ämterwahrnehmung vermitteln uns Dokumente, und über Ausbildung und Interessenlage informiert uns die Bibliothek.
Die zahlreichen zum Teil ästhetisch sehr ansprechenden Objekte geben ein Bild von der Arbeitsweise, aber auch vom Lebensstil der Familie."
Mit der Sonderausstellung, die am Sonntag, 20. Mai, beginnt, zeigt das LWL-Museum einen Längschnitt durch nahezu dreihundert Jahre Orts- und Regionalgeschichte und lässt die Menschen der einzelnen Generationen Revue passieren: Hütteninhaber, Bürger- oder Postmeister und nicht zu vergessen die Frauen, die - ebenso gebildet, fromm und repräsentationsbewusst - sogar die Ge-schäftsführung mitbestimmten.
Briefe aus Bad Pyrmont teilen die Sorgen der in der Kur weilenden über den Haushalt mit, Reise-souvenirs aus dem Kurort spiegeln den Geschmack der Zeit. "Eine echte Seltenheit ist die bürger-liche Ahnengalerie vom Ölporträt bis zum Scherenschnitt, zu der in Deutschland bisher kein Ver-gleichsfall bekannt geworden ist", freute sich Projektleiterin Katharina Schlimmgen-Ehmke über eine besondere Kostbarkeit der Ausstellung. Vom Stilmöbel bis zur Ofenplatte, vom Fürstenberger Porzellan bis zum goldenen Kammerherrenschlüssel präsentiert "Goldene Zeiten: Sauerländer Wirtschaftsbürger vom 17. bis zum 19. Jahrhundert" die Geschichte einer bürgerlichen Familie, die stilsicher zu leben wusste und ihren Einfluss durch geschicktes Wirtschaften, aber auch eine bewusste Heiratspolitik sicherte. Zudem gibt die Ausstellung dem Sauerland ein Stück Geschichte zurück: Als Montanregion existiert dieser Landstrich im allgemeinen Bewusstsein nicht. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 31. Oktober 2001.
presse@lwl.org
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