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Presse-Infos | Der LWL
Mitteilung vom 03.05.01
Erste Schicht auf der Zeche Knirps
28 Jahre nach der Stilllegung der Zeche Hannover in Bochum nimmt im Schatten des historischen Malakowturms ein neues Bergwerk seinen Betrieb auf. Am Sonntag, 6. Mai, lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) kleine Kumpel zur ersten Schicht auf der Zeche Knirps ein. Rund um das neue Kinderbergwerk findet auf dem Museumsgelände von 11 bis 18 Uhr ein Familienfest mit Theater, Aktionen und Führungen statt.
Mit Malakowturm und einer Förderanlage nach Originalvorbild, einem
bergmännisch ausgebauten Stollen und einer Lorenbahn hat der
300.000 Mark teure Bergbauspielplatz alles zu bieten, was zu einem
richtigen "Pütt" gehört. Gefördert wird auf der Zeche Knirps allerdings Sand statt Kohle. ¿Jungen und Mädchen können hier beim Spielen die Arbeitsabläufe über- und untertage begreifen", erklärte Museumsleiter Dietmar Osses heute (3.5.) beim Probelauf in Bochum. Bis Ende Oktober ist die Anlage jeden Sonntag für Besucher geöffnet. Schulklassen und anderen Kindergruppen bietet das Westfälische Industriemuseum in Bochum das Programm ¿Vor Kohle - eine Schicht auf der Zeche Knirps" an.
Herausragendes Bauwerk der Zeche Knirps nach dem Entwurf des Frankfurter Büros ¿impact Produktgestaltung" ist ein Malakowturm mit einer Grundfläche von drei mal drei Metern. Er sieht dem Original sehr ähnlich, ist mit seinem 6,50 Meter aber nur ein Fünftel so hoch wie sein Nachbar aus dem Jahr 1858. Unter dem Dach des Holzturms drehen sich die Umlenkscheiben des sogenannten Koepefördersystems: Über Treibscheibe und Umlenkscheiben wird Ein Nachbau des historischen ein Förderkorb hochgezogen und ein zweiter gleichzeitig niedergebracht. ¿Friedrich Koepe war bis 1889 Bergwerksdirektor auf der Zeche Hannover und hat dieses Verfahren dort entwickelt", erklärt Hans Röver vom Westfälischen Industriemuseum, der das Projekt
angestoßen hat.
Die Kraft der Dampfmaschine, die im Maschinenhaus der Zeche Hannover noch im Original zu sehen ist, müssen die Bergleute auf ¿Knirps" allerdings durch Muskelkraft ersetzen: Zwei Maschinisten treten wie auf einem Fahrrad in die Pedale und setzen so das Förderseil in Bewegung. Die Förderanlage baute die Deutsche Steinkohle AG.
Das eigentliche Bergwerk befindet sich zu ebener Erde, ist rund sieben mal zwölf Meter groß, zwei Meter hoch und von drei Seiten mit Erdwällen zugeschüttet; mit beweglichen Wänden kann der Untertagebereich auch komplett abgedunkelt werden. Über einen Kletterschacht oder durch einen acht Meter langen Stollen gelangen die Kumpel ¿vor Kohle". Dass es dort so aussieht wie auf der siebten Sohle, verdankt das WIM vor allem dem Förderverein Zeche Hannover. 800 Stunden Arbeit leistete eine Gruppe von zwölf ehemaligen Bergleuten rund um Vereinsvorsitzenden Günter Wallach. Das Material für den Grubenausbau stiftete die DSK.
Der Betrieb funktioniert so: Ausgerüstet mit Helmen und Bergmannshemden schaufeln Kinder Sand in die Loren einer Hängebahn, die zum Schacht geschoben wird. Über Sprachrohr und Signalglocke
verständigen sie die Kumpel an der Fördermaschine übertage, die dann in die Pedale treten. Oben angekommen, wird der Sand umgefüllt und per Hängebahn weitertransportiert. ¿Alles funktioniert im Prinzip so wie in einem richtigen Bergwerk, und das ist auch der ernsthafte Hintergrund des Unternehmens", so Röver. Kinder hätten heute in der Regel keinen Bezug mehr zu dem Thema. Mit den spärlichen Resten der ehemaligen Großzeche Hannover, die 1973 als letztes Bochumer Bergwerk stillgelegt wurde, könne man jungen Besuchern den Funktionsablauf über- und unter Tage nur schwer deutlich machen. Darüber hinaus lernen Jungen und Mädchen bei der Spiel-Schicht auch, das der Betrieb nur mit Teamarbeit und gegenseitiger Verständigung funktioniert.
Das Industriedenkmal Zeche Hannover im Bochumer Stadtteil Hordel ist einer von acht Standorten des Westfälischen Industriemuseums, das der LWL seit Beginn der 80er Jahre aufbaut. Als Museen eröffnet sind bereits das Textilmuseum in Bocholt, das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, die Glashütte Gernheim in Petershagen, die Zeche Zollern in Dortmund und die Henrichshütte Hattingen. Am 12. Mai geht mit der Ziegelei Lage der sechste Standort ans Netz. Im Herbst 2002 soll der reguläre Museumsbetrieb auf der Zeche Nachtigall in Witten starten. Die Eröffnung der Zeche Hannover ist für das Jahr 2004 geplant.
Pressekontakt:
Christiane Spänhoff
Telefon (02 31) 69 61 - 127
Telefax (02 31) 69 61 - 114
E-Mail: c.spaenhoff@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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