[WestG] [AKT] Stadt Ruethen beabsichtigt Rehabilitation der Opfer aus den Hexenverfolgungen
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mär 30 10:18:59 CEST 2011
Von: <f.sommer at ruethen.de>
Datum: 30.03.2011, 09:46
AKTUELL
Thema: Stadt Rüthen beabsichtigt Rehabilitation der Opfer aus
den Hexenverfolgungen
Als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen strebt die Stadt
Rüthen die Rehabilitation der Opfer der sogen.
Hexenverfolgungen an. Bei den sogen. Hexenverfolgungen vom
ausgehenden Mittelalter bis ins 18. Jh. sind in großen Teilen
Europas, vor allem aber im Bereich des "Hl. Römischen Reiches
deutscher Nation" ca. 50.000 Menschen unschuldig verurteilt und
hingerichtet worden. Nach wissenschaftlicher Auffassung handelt
es sich dabei "um die größte, nicht kriegsbedingte Massentötung
nach den Judenverfolgungen" (G. Schormann).
Auch im Bereich der heutigen Stadt Rüthen mit seinen
Ortschaften wurden zwischen 1573 und 1660 im Rahmen der sogen.
Hexengerichtsbarkeit, an der auch der damalige Rat der Stadt
Rüthen in verantwortlicher Funktion maßgeblich beteiligt war,
nach letztem Wissenssstand 169 Personen (Frauen, Männer u.
Kinder) unschuldig zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sie
waren damit zugleich auch gesellschaftlich geächtet und
ausgegrenzt.
Bis in die jüngste Gegenwart ist jedoch eine offizielle
Rehabilitation dieser Opfer der sogen. Hexengerichtsbarkeit
nicht erfolgt. Auf Anträge einer Schulklasse des
Friedrich-Spee-Gymnasiums Rüthen und aus der Rüthener
Bürgerschaft hin soll nach Vorschlag der Stadtverwaltung Rüthen
die Stadtvertretung in ihrer Sitzung am 31.03.11 die
sozialethische Rehabilitation der im Rahmen der sogen.
Hexengerichtsbarkeit betroffenen und im Bereich der Stadt
Rüthen unschuldig verurteilten und hingerichteten Personen
beschließen und erklären. Diese Rehabilitation soll posthum der
vollständigen gesellschaftlichen Wiedereingliederung der Opfer
im Sinne der Menschenrechte, der Menschenwürde und der
Humanität, der Wiederherstellung ihrer individuellen Ehre wie
auch ihrem nachhaltigen Gedenken dienen.
Diese sozialethische Rehabilitation soll aber über ihre
geschichtskritische Funktion hinaus auch eine aktuelle
gesellschaftspolitische Bezugsbedeutung haben: Die
Diskriminierung von Menschen und die daraus resultierende
Gewalt gegen Menschen waren nicht nur in der Vergangenheit,
sondern bleiben ebenfalls in der Gegenwart Verbrechen gegen die
Menschenrechte und -würde und bedürfen daher der öffentlichen
Aufdeckung, Anprangerung und allgemeinen Ablehnung durch eine
verantwortungsbewusste und humanitär orientierte Gesellschaft
in einem demokratisch fundierten Rechtsstaat.
Mit dieser Erklärung folgt die Stadt Rüthen als erste Kommune
in NRW dem Beispiel von Kommunen und Kirchengemeinden in
anderen Bundesländern (Eschwege 2007 u. Hofheim a.T. 2010 in
Hessen). Die Sitzung der Stadtvertretung Rüthen findet am
Donnerstag, den 31. März 2011 um 17.30 h im Sitzungssaal des
Rathauses (Stadtverwaltung) an der Hochstr. 14 statt.
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