[WestG] [AKT] Vortrag: Karl Friedrich Kolbow (1899-1945), Siegen, 19.11.2009
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Nov 17 11:35:04 CET 2009
Von: "Martin Dröge" <martin.droege at lwl.org>
Datum: 17.11.2009, 09:24
AKTUELL
Vortrag im KrönchenCenter - Karl Friedrich Kolbow (1899-1945) -
Biografie und Weltbild eines Nationalsozialisten der ersten
Stunde
Im Mittelpunkt des nächsten Vortrags im Rahmen des "Siegener
Forums - Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen
Geschichte" (Donnerstag, 19.11.2009 um 19.30 Uhr im Stadtarchiv,
KrönchenCenter) steht ein Mensch mit einem bewegten Leben: Er
war Wandervogel, Soldat im Kaukasus, Verbindungsstudent,
Bergbaupraktikant und Freikorpskämpfer in Oberschlesien. Und er
trat bereits 1921 in die NSDAP ein.
Für das Siegerland ist Karl Friedrich Kolbow nicht nur
interessant, weil er von 1927-1933 Betriebsingenieur der Grube
"Pfannenberger Einigkeit" in Neunkirchen und seit 1929
NSDAP-Kreisleiter von Siegen-Land war, Kolbow war auch von 1933
bis 1944 westfälischer Landeshauptmann. Als Verwaltungschef des
Provinzialverbandes Westfalen passte er die Jugendhilfe,
Fürsorgeerziehung und die Psychiatrie an rassenideologische
Grundsätze an; während des Zweiten Weltkrieges fiel die
Durchführung der "Euthanasie" in Westfalen in seine
Verantwortung.
1944 aus der Partei ausgeschlossen und seiner Ämter enthoben,
starb er 1945 als einfacher Soldat in französischer
Kriegsgefangenschaft. Freunde und Anhänger stilisierten ihn
nach dem Krieg zum "anständigen Nazi", der sich auch in seiner
politischen Funktion von jugendbewegten Idealen habe leiten
lassen und sich für die Natur und den Heimatgedanken in
Westfalen engagiert habe.
Kolbows Tagebücher der Jahre 1913-23 und 1936-45 geben
Aufschluss über die Genese einer völkisch geprägten
Weltanschauung und die Persönlichkeitsentwicklung eines
nationalsozialistischen Beamten der mittleren Verwaltungsebene.
Seine Aufzeichnungen schildern die Erfahrungen und Ansichten
eines "Alten Kämpfers" und offenbaren die
Wahrnehmungsperspektive eines "Schreibtischtäters"; sie
spiegeln aber auch eine nach 1940 zunehmende Kritik am
NS-System wider. Vor diesem Hintergrund soll in dem Vortrag die
Entwicklung seines Weltbildes und die prägenden Stationen in
seiner Biografie beleuchtet werden.
Der Referent Martin Dröge (Jahrgang 1979) ist Stipendiat am
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und arbeitet
gegenwärtig an einem Projekt zur Edition der Tagebücher von
Landeshauptmann Karl Friedrich Kolbow.
INFO
Der Vortrag findet statt am Donnerstag, 28.05.2009, um 19.30
Uhr im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs im KrönchenCenter,
Markt 25, Siegen. Der Eintrittspreis beträgt 3,00 Euro.
Mehr Informationen über die Mailingliste Westfaelische-Geschichte