[WestG] [AUS] Ausstellung ueber Nomaden im Westfaelischen Museum fuer Naturkunde Muenster

Rita Börste r.boerste at lwl.org
Die Jul 22 14:44:23 CEST 2003


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org> 
Datum: 22.07.2003, 11:20


"Unterwegs": Neue Ausstellung über Nomaden und Mobilität im Westfälischen Museum für Naturkunde

Eine neue Sonderausstellung über "Nomaden früher und heute" mit 800 Ausstellungsstücken, 150 Fotos und zehn Videos beginnt am Donnerstag (24.7.) im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster (bis 4.4.04). 

In neuen Ausstellungsräumen zeigt das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf insgesamt 1.400 Quadratmeternin 22 naturgetreu gebauten Großinszenierungen verschiedene Wander-Kulturen von den Tuareg in der Sahara über Kyrgisen und Samen bis zu den "modernen Nomaden" in der heutigen Gesellschaft. 

Insgesamt zwei Jahre haben die Wissenschaftler Kerstin Brünenberg, Stephan Dömpke, Dr. Erich Kasten und Katja Overbeck an der Ausstellung gearbeitet. "Notwendige Ressourcen sind unterschiedlich auf der Erde verteilt, außerdem führt jahreszeitlicher Wechsel zu Veränderungen im Nahrungsangebot. Auf diese Umstände reagieren die Nomaden, die vorrangig von ihren Tierherden leben, mit Mobilität", erläutert Museumsdirektor Dr. Alfred Hendricks den Ansatz der Ausstellung. 

"Die Wanderbewegungen der Nomaden sind aber nicht ziel- und planlos, sondern es sind wiederkehrende Bewegungen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben." Eine der ersten naturgetreu nachgebauten Szenen der Ausstellung stellt den Lebensraum der Tuareg, der nomadischen Viehhalter der Sahara vor.

Ein originales Lederzelt, absolute Domäne der Frau, gibt einen Eindruck vom mobilen Zuhause der Wüstenbewohner. Die Kamelhaltung bestimmt das Leben der Tuareg, denn Kamele dienen als Last- oder Reittiere und ihre Milch gilt als wertvolles Nahrungsmittel. Mit den Kamel-Karawanen ziehen die Tuareg durch die Wüste, um Waren auf Märkten zu tauschen, im Museum in einer kleinen Basar-Szene dargestellt. 

In der Wüste müssen die Kamele für die bis zu 500 Kilometer langen Teiletappen nicht nur die Handelswaren tragen, sondern auch die gesamte Nahrung für Mensch und Tier. Die Tierwelt der Sahara können die Besucher in Guckkästen beobachten, die Tag oder Nacht in der Wüste simulieren. In Zentralasien finden sich die letzten großflächig erhaltenen Grasländer der Erde. Sie sind die Heimat der Mongolen und Kirgisen, die der zweite Teil der Ausstellung präsentiert. 

Den extremen klimatischen Gegensätzen von plus 40 Grad Celsius im Sommer und minus 40 Grad Celsius im Winter haben sich diese Menschen durch ihre Lebensweise angepasst. Typische Herdentiere der Kirgisen sind Pferde, Schafe, Ziegen, Yaks und die zweihöckrigen Kamele, die Trampeltiere. 

Während die Kirgisen im Winter in festen Häusern leben, ist die Jurte aus einem Holzgerüst und Filzlagen die Sommerwohnung. Auf der im Osten Russlands gelegenen Halbinsel Kamtschatka leben Rentier-Nomaden, die Evenen, die mit den Küstenbewohnern Waren austauschen. 

Die Rentiere liefern Nahrung und Rohmaterialien für die Kleidung, tragen Lasten oder ziehen Schlitten. Auf die besondere Beziehung der Menschen zur Natur durch Tanz und Gesang geht die Ausstellung in ihrem dritten Teil ein. Auch in Europa leben Rentier-Nomaden. Sie gehören zu den Sami, den Ureinwohnern Nordskandinaviens, die heute in Norwegen, Schweden, Finnland und in Russland auf der Kola-Halbinsel leben. 

Im vierten Teil wird am Beispiel der Sami gezeigt, wie eng der Jahreszyklus der Menschen von den Jahreszeiten abhängt. Auch die modernen Rivalen der Rentiere, die Motorschlitten, haben ihren Platz in der Ausstellung. "Auch in unserer eigenen Gesellschaft, stellen wir fest, dass unsere althergebrachte sesshafte Lebensweise zunehmend schwindet", führt Hendricks in den Schlussteil der Ausstellung ein:

"Wir sprechen mittlerweile sogar von Job-Nomaden, Ausdruck für eine zunehmende Mobilität." Das Museum zeigt hier unter anderem das Zirkusleben, die Situation der Berufskraftfahrer, die Berufspendler zwischen Wohnort und Arbeitsstelle, zunehmende Umzüge aus beruflichen Gründen und Menschen auf der Flucht. Zur Ausstellung bietet das Museum altersspezifische museumspädagogische Programme an. 

Zur Sonderausstellung ist ein Begleitbuch zum Preis von 19,90 Euro erschienen, ISBN 3-89523-6322. Die DVD mit dem Titel "Die das Rentier tanzen ... - Korjaken und Evenen im Fernen Osten Russlands" kostet 12,50 Euro. 


INFO
Westfälisches Museum für Naturkunde, 
Sentruper Str. 285
48161 Münster 
Telefon: 02 51/5 91-05 
Internet: www.naturkundemuseum-muenster.de 
E-Mail: naturkundemuseum at lwl.org

Geöffnet täglich außer montags 9 bis 18 Uhr 
Eintritt 3,50/ 2,- Euro