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Die Unfruchtbaren
Tragikomödie ![Tragikkomödie] fehlt in D2](../../../images/red1.gif)
T e m b e c k }
K r o l l e r } Studenten
S c h e r w e n z }
M u r x }
Referendar R o h r b r u c h und F r a u
Vermieterin F r a u S t a r c h
Berlin W Gegenwart
Studentenbude: an der Wand vom Fenster links zur Tür, rechts ein kleines
Schreibbureau, ein Bett, ein Waschgestell und in der Türecke der Kachelofen.
Links neben der Tür eine Kommode; gegenüber neben dem Fenster ein Kleiderriegel
mit verschlossenem
Tuchvorhang; über dem Waschgestell ein billiger Spiegel; mehr in der Mitte
ein abgetretener mit faseriger Litze eingefaßter Teppich von unbestimmter
Farbe, darauf ein runder Tisch mit grellgeblümter Plüschdecke und drei
verschlissene mit Häkeldeckchen geschmückte Lehnstühle verschiedener
Größe und Form. Neben Nippsachen und Bildern à la garnie hängen,
stehen und liegen Studentenbilder und Embleme. Bücher, Kleidungsstücke,
Kragen, Schlipse, Zigarrenkisten, Aschbecher umher.
Der Fenstervorhang ist vorgezogen, das Bett ist abgedeckt und unbenutzt.
T e m b e c k (hockt bei brennender Petroleumlampe vor dem Schreibpult und arbeitet.
Er hat den Rock zugeknöpft, den Kragen hochgeschlagen, und beide Hände
in den Rocktaschen; die Füsse in Filzschuhen schuffelt er an den Waden).
K r o l l e r (schwer verschwiemelt, reißt die Tür auf und bleibt,
Hut im Nacken, Mantel aufgeknöpft, auf seinen Stock gestützt im Türrahmen
stehen; er brüllt): Lampe aus! Schwerebrett! Lampe aus! (tritt ein, haut
den Stock aufs Bett, geht zum Fenster und zieht den Vorhang zurück) der helle
Tag kuckt durchs Fenster!
T e m b e c k (blickt auf, ruhig): wisch dir mal erst die Nacht aus den Augen.
K r o l l e r (umarmt ihn tollaunig und drückt übermütig Tembecks
Kopf auf das Schreibpult: Junge . . . eine Nacht . . .
T e m b e c k (wehrt sich): Donnerwetter.
K r o 11 e r (läßt von ihm ab): Lampe aus! (er bläst die Lampe
aus)
T e m b e c k (streckt die Hand aus, um ihn zu hindern): bei der Kälte!!
K r o l l e r (fährt auf): noch nicht geheizt? neun Uhr? (wirft Hut und Mantel
ab, reißt den Stock vom Bett und stürmt zur Tür): Frau Starsch!
Wirtschaft! Feuer! Kaffee! (eine keifende Stimme antwortet vom hinteren Flur)
K r o l l e r (verschwindet im Flur und trommelt mit den Fäusten an verschiedene
Türen): Feuer! Kaffeeee!
(Die keifende Stimme kreischt jetzt auf dem Flur zwischen dem Gebrüll)
K r o l l e r (zerrt lachend Frau Starsch in Nachtjacke und Unterrock in das Zimmer)
F r a u S t a r s c h: Jemeinheit!
K r o l l e r (haut ihr lachend mit dem Stock eins hinten über)
F r a u S t a r s c h: au!
K r o l l e r (überbrüllt sie): Jemeinheit!
F r a u S t a r s c h (sucht sich loszumachen): Sie!
K r o l l e r (faßt sie lachend um und knutscht sie): fühl bloß!
F r a u S t a r s c h (kreischt und quietscht auf): Herr Kroller, ik
ruf de Polzei (sie reißt sich los und läuft raus): Jemeinheit!
Kroller (imitiert ihre Fettstimme): Jemeinheit! (er dreht sich lachend um)
T e m b e c k (der sichtlich unangenehm berührt in Büchern gekramt hat):
laß das alte Weib in Ruh.
K r o l l e r (wirft sich aufs Bett): Mensch, du hast keine Glut mehr
(Im Nebenzimmer fliegt ein harter Gegenstand gegen die Wand, ein lautes Geschimpfe
wird hörbar und der Ruf: Ruhe!)
K r o l l e r (fährt lachend hoch): ho! Murx! Joseph! haben wir den in seinen
Träumen gestört? (er haut mit der Faust gegen die Wand): hei! eins zwei
drei! (er geht den Stock schwingend zur Tür): Hilfsstellung! (stößt
in der Tür auf Scherwenz, der in Hemd und Hose ungekämmt und ungewaschen
hereintritt und Kroller ins Zimmer zurückstößt)
S c h e r w e n z (wütend): vafluchter Saufbold! (er wirft sich in den nächststehenden
Fauteuil
und steckt fröstelnd die Hände in die Taschen)
K r o l l e r (rempelt ihn): Saufbold?! du Saufphilister!
S c h e r w e n z (schüttelt ihn unwirsch ab): ich sauf überhaupt nicht
mehr vastehst de? mindestens acht Wochen nich.
K r o l l e r (beugt sich überrascht zu ihm herab und starrt ihm ins Gesicht):
Tatsache?! (tanzt hohnlachend umher): Jemeinheit!
M u r x (stürmt rein, ebenfalls wie Scherwenz in Hemd und Hose, sich noch
den Rock überziehend, wütend): der Teufel hol euch alle miteinander!
ich zieh, ich zieh sofort, ich will meine Ruhe haben.
K r o l le r (faßt ihn an den Hals und wirft ihn aufs Bett): Ruhe. Kameel,
wer dir deine Ruhe läßt, begeht n Verbrechen. Verstehst de . . was
hast de wieder für Ringe um de Augen?
M u r x (entwendet sich ihm und springt auf): es mag sich nicht jeder de Augen
vorn Kopp saufen.
K r o l l e r (schüttelt ihn): meine Augen? meine Augen haben ein Weib gesehn,
ein Weib . . .
F r a u S t a r s c h (steckt den Kopf durch die Türe): ich kann
wohl den Kaffe für die Herren jleich zus . . .
K r o l l e r (wirft wütend seinen Schlapphut nach ihr): ha, Fettwanze.
F r a u S t a r s c h (hat die Tür schon wieder geschlossen)
M u r x (sucht am Fußende des Bettes zwischen Bett und Waschgestell und
zieht eine Flasche vor)
K r o l l e r (sucht ihm die Flasche aus der Hand zu winden): her mit dem Schnaps.
M u r x (hält die Flasche kramphaft fest): ich verbitt mir das, verstehst
de (immer wütender): ich verbitt mir das ein für allemal, deine albernen
Spässe
F r a u S t a r s c h (trägt ein Tablett, das mit vier Kaffeekännchen,
vier Milchtöpfchen, vier Zuckernäpfchen, vier Tassen und acht Brötchen
besetzt ist): ja, vabitten, vabitt mer ooch . . . vastehn Se, Herr Doktor, Sie
(verteilt die Portionen auf den Tisch): Spaß allemal, aber ze viel is ze
viel. ann friehen Morjen, un Lischen, von wejen, wenn die so wat bei ihre Mutter
sieht.
K r o 1 1 e r (hat die Flasche losgelassen und sie angestarrt): bist de schon
wieder da? (er geht zum Tisch und rafft die Zuckerstückchen zusammen): komm
her (sucht ihr den Zucker in den Mund zu stecken)
F r a u S t a r s c h (wehrt ab): Herr Kroller
K r o l l e r (unbeirrt): Zucker jibt Fett, stoppt lose Mäuler (er wirft
ihr, da sie bereits durch die Tür gehastet ist, die Zuckerstücke nach)
T e m b e c k (gießt Kaffee ein und bricht ein Brötchen): der schöne
Zucker
M u r x (hat ein Gläschen auf dem Schreibtisch erwischt und schenkt ein)
S c h e r w e n z (schiebt mit dem Arm verächtlich die Kaffeetasse weg und
streckt die Beine untern Tisch)
M u r x (gießt den Schnaps runter und schüttelt sich behaglich): ah!
(er droht scherzend Kroller) du, Lieschen!
K r o l l e r (geht zum Tisch und gießt ein, verärgert): äh!
S c h e r w e n z (mürrisch, ohne aufzublicken): laßt die Finger von,
rat euch, Finger von.
M u r x (grienend, lauernd): hast de Erfahrung?
S c h c r w e n z (mürrisch): genug . . für ein balneologisches Praktikum
in Aachen.
K r o l l e r (setzt auf): Lieschen?
M u r x (stellt die Flasche überrascht auf den Tisch): von Lieschen?
K r o 1 1 e r (hupft auf die Knie schlagend jubelnd im Zimmer umher): das steck
ich Mutter Starsch, Mutter Starsch (brüllt) Mutter . . .
S c h e r w e n z (auffahrend): hältst de dein Maul!
M u r x (nachdenklich vor sich hinstierend, grienend, lauernd, lüstern; seine
Fröhlichkeit hat etwas fahriges, immer zum Umschlag drohendes, bald ausgelassen
überschäumendes, bald kindlich verstecktes): also darum warst de so
oft ze Haus, schlafe ze Haus, de letzten Wochen. K r o l l e r (höhnt): schlafe
ze Hause, schlafe ze Hause
T e m b e c k (schüttelt den Kopf und setzt sich)
M u r x (grienend, schnalzend, die Augen ins Leere, die Hände in den Taschen):
nee . . . nee . . . seht ihr, das verfluchte Weibsvolk
K r o l l e r (höhnisch von der Seite): du hast doch keine Bange nich
M u r x (fährt auf): wie?!
K r o l l e r (rührt in seiner Tasse und trinkt): du, interessiert dich det
nich, he? hab dich noch nich jesehn
M u r x (fahrig, hilflos, wütend): ich? ich?! dir auf die Nase binden? ja
(in plötzlichem rettendem Einfall) hast de Tembeck schon mal gesehn?
K r o l l e r (trocken): das ist ganz was anderes (reißt dem Murx mit einem
plötzlichen Ruck die Hände aus den Taschen) Hände hoch!
M u r x (dringt wütend auf Kroller ein): laßt mich in Ruh (schlägt
um sich und lacht blöde) eure Dreckereien. Pfui Teufel (frech) und wenn schon,
ja, jeder nach seinem Geschmack
S c h e r w e n z (macht eine Bewegung des Ekels)
M u r x (begehrt auf): ihr?! kein Weib auf der Straße ist vor euch sicher
S c h e r w e n z (ruckt im Stuhl, angewidert): Feigheit! hundsgemeine Feigheit!
M u r x (verständnislos): was?
S c h e r w en z (stößt wütend die Hand auf den Tisch)
K r o l l e r (höhnisch): n Kerl, der sich nich an n Weib ranwagt
T e m b e c k (fährt mit der Hand nachdenklich übers Gesicht): Feigheit
M u r x (sieht zusammengeduckt mit leeren Augen): Feig . . .? (lacht laut auf
und gießt sich hastig einen Schnaps ein) habt ihr Ahnung (stürzt hastig
den Schnaps runter)
T e m b e c k (steht auf und zieht die Uhr)
K r o l l e r: was siehst
T e m b e c k: Rohrbruch wollte mich besuchen
(Allseitige überraschte Bewegung)
S c h c r w e r z: Rohrbruch?
M u r x (steht mit glänzenden Augen): oh
K r o l l e r: ach!
S c h e r w c n z (trocken): was will er?
T e m b e c k (lächelnd): er macht seinen Doktor.
(Bewegung)
Kroller: Potz Blitz! (pfeift)
M u r x (strahlend): neulich sah ich ihn mit seiner jungen Frau.
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T e m b e c k: sein Thema kollidiert etwas mit dem meinen. Ehcrccht und so (steht
auf, nimmt ein Blatt Papier vom Schreibtisch und liest): die Geburtenabnahme,
ihre sozialen und ethischen Ursachen und Wirkungen (legt das Blatt wieder hin)
. . das spielt auch in meine Arbeit hinein
M u r x: ah . . . ja . . . Geburten
K r o l l e r (kaut und schüttelt den Kopf): ja, dann, so kann man sich also
. . verändern!
M u r x (tänzelt lachend umher, die Hände in den Taschen)
S c h e r w e n z (nickt vor sich hin): ja, heiraten
M u r x (überschäumend): seht ihr, seht ihr, ein Weib, ein Weib!
K r o 1 1 e r (trocken, spöttisch): ach
M u r x (auftrumpfend): jawohl, der Staat soll uns ein Weib geben, ein Weib müssen
wir haben.
K r o l l e r (lacht trocken, höhnisch)
S c h e r w e n z (steht auf und tritt ans Fenster): ich möcht wohl heute
mal zum Kolleg gehen, was Vernünftiges hören
K r o l l c r (tritt zu ihm): sieh sie dir doch an, wie sie rennen, die Streber,
bleich, schloddrig, mit dem Stempel einsamer Nächte.
M u r x (immer noch fanatisch): nee, derda . . . hat ne Kellnerin . . . ja, kuck
. . o . . ich sag euch, Volkshygiene, nichts als Volkshygiene.
S c h e r w e n z (trocken): hm!
M u r x (stolz): ooch
T e m b e c k (am Schreibtisch): arbeiten
M u r x (immer geblasen auf und ab hetzend): ha, arbeiten, die Konzentration!
Teufel! kaum setz ich mich hin, gleich tanzt mir n Weib vor den Augen (geht zum
Tisch und will einschenken) . . . (stellt die Flasche mit einer Gebärde des
Widerwillens wieder hin) äh!
S c h e r w e n z: ist das nicht Rohrbruch? (Alle drängen ans Fenster)
K r o l l e r (überrascht): Donnerwetter!
M u r x (hastig, entzückt): das ist seine Frau, ja, seht mal. Blitz! was?!
wie . . . ?! he?!
T e m b e c k: die bringt ihn wohl her?
S c h e r w e n z: die bringt er doch nicht mit?
T e m b e c k (beunruhigt): nanu . .?
M u r x (außer sich): wahrhaftig, die schwenken rüber (beugt sich ganz
vor zur Scheibe) sie gehn ins Haus, ins Haus
T e m b e c k: Teufel!
(alle stieben auseinander)
(Kroller, Scherwenz, Murx stürzen ihre Sachen zusammenraffend, zur Tür
hinaus)
M u r x (brüllt draußen im Flur): Frau Starsch
K r o l l e r: Waschwasser, Frau Starsch . .Waschwasser . . heiliges Kanonenrohr.
T e m b e c k (schmeißt seine Schlabben unters Bett und zieht hastig die
Stiefel an, die er fluchend unterm Waschgestell hervorsucht; dann taucht er einen
Handtuchzipfel in die Wasserkaraffe, fährt sich hastig übers Gesicht
und trocknet mit einem anderen Zipfel nach; er zieht einen Taschenkamm raus und
fährt sich vor dem Spiegel durchs Haar; knöpft den Rock auf und zieht
Kragen und Schlips in großer Hast an)
(Es klingelt draußen)
T e m b e c k (rafft die umherliegenden Kleidungsstücke zusammen und wirft
alles unters Bett; er klopft das Bett glatt und packt das Kaffeegeschirr ratlos
gleichfalls unters Bett)
(Es klingelt draußen zum zweiten Male)
(Die schlürfenden Schritte der Frau Starsch nähern sich und man hört
ihren überraschten süßlichen Begrüssungssermon, in der eine
frische burschikose Männerstimme hineintönt)
T e m b e c k (horcht einen Augenblick, dann setzt er sich. immer noch sich zurechtzupfend,
an den Schreibtisch, stützt den Kopf in die Hand und arbeitet anscheinend
eifrig)
(Es klopft)
T e m b e c k: herein!
F r a u S t a r s c h (öffnet die Tür, süß): Herr
Doktor, Herr Referendar Rohrbruch (noch süßer) und
R o h r b r u c h (hinter ihr, schiebt sie zur Seite): papperlapapp, guten Morgen
Spund! (geht auf Tembeck zu, der sich erhoben hat, und reicht ihm die Hand) ich
habe meine Frau mitgebracht, es interessierte sie, mal meine alte Behausung kennen
zu lernen. Hoffentlich stört es dich nicht
T e m b e c k (schüttelt kräftig die Hand, diensteifrig): aber ich bitte,
bitte sehr
R o h r b r u c h (geht zur Tür): Schatz
F r a u S t a r s c h (reibt mit der Schürze eifrig über
die Stühle und Möbelkanten, süß): bitte, bitte, gnädige
Frau
F r a u R o h r b r u c h (tritt an der Hand ihres Mannes ein): ich
bitte um Entschuldigung
T e m b e c k (verbeugt sich unbeholfen tief)
R o h r b r u c h (stellt vor): Herr cand. phil. Tembeck, meine Frau.
F r a u R o h r b r u c h (reicht Tembeck die Hand): ich überfalle
Sie
T e m b e c k (immer mit tiefen Verbeugungen stottert verwirrt etwas unverständliches
zusammen, ihre Hand nehmend)
R o h r b r u c h (schwadroniert): und das ist hier also meine Bude, Schatz, hier
habe ich gehaust, an die vier Semester, es ist noch fast alles unverändert
F r a u R o h r b r u c h (schaut sich um): das freut mich sehr, das
mal zu sehn
R o h r b r u c h (greift auf die Kommode): sogar meine Stummel liegen noch da
(er nimmt eine volle Aschenschale in die Hand)
F r a u S t a r s c h (die an der Tür liebedienerisch stehen geblieben
war, stürzt auf ihn zu und nimmt ihm die Aschenschale ab): oh, Herr Referendar
(zu Frau Rohrbruch) der Herr Referendar waren immer so spaßig (sie verschwindet
schnell mit der Schale)
R o h r b r u c h (lacht hinter ihr her): ja Schatz, der Betrieb ist ein bischen
primitiv, sechs Wochen hin ich nun schon weg
F r a u R o h r b r u c h (belustigt): wie konntest du die arme Frau
R o h r b r u c h (lacht): ich wollts dir ja doch nur zeigen (fährt mit dem
Finger über die Bettkante und zeigt ihr) sieh, das liegt auch noch aus meiner
Zeit, interessiert dich das nicht?
F r a u R o h r b r u c h (schlägt ihm lachend auf die Finger):
er ist schon ein richtiger Ehemann geworden, was? oder hat er das früher
auch gesehen? (blickt sich um): aber, wirklich, es ist mir alles sehr interessant,
ich lerne wieder ein Mal ein Stückchen von meinem Mann kennen, das tu ich
zu gern, besonders aus seinem früheren Leben
T e m b e c k (lacht verlegen und rückt einen Fauteuil): wollen Gnädige
Frau nicht Platz nehmen?
F r a u R o h r b r u c h
(setzt sich): danke schön, wohnten Sie schon hier?
R o h r b r u c h (hält Tembeck die Zigarrentasche hin): ja, hier haust eine
ganze Studentenkolonie, fünfe, was?
T e m b e c k (der eine Zigarre genommen hat, reicht Rohrbruch das Messer zum
Abschneiden, ruhig): danke. Vier jetzt, seitdem du fort bist, ist noch nicht wieder
vermietet. So mitten im Semester (zu Frau Rohrbruch) und ich bin dann in das Zimmer
Ihres Gatten gezogen.
F r a u R o h r b r u c h: so? ein lustiges Leben ist das sicher hier,
was? ich denke es mir herrlich, unter gleichgestimmten Seelen
R o h r b r u c h (lacht, gibt das Messer zurück und zündet sich die
Zigarre an): oh, wir haben manchen Ulk gedreht (klopft Tembeck auf die Schulter)
was? altes Haus? die Bude kann erzählen
F r a u R o h r b r u c h (lacht): hoffentlich plaudert sie heute ein
bischen aus (sie erhebt sich und tritt an den Schreibtisch) ist das der Schreibtisch,
an dem du so viel gearbeitet hast?
R o h r b r u c h: jawoll, gearbeitet
F r a u R o h r b r u c h (schelmisch): und Briefe an mich geschrieben?
R o h r b r u c h (ist hinter sie getreten, nimmt rasch ein Bild hinter ihrem
Rücken von der Wand und steckt es mit Handbewegung Tembeck zu, der es hinter
den Vorhang des Kleiderriegels legt)
F r a u R o h r b r u c h (betrachtet eine Photographie, die auf dem
Schreibtisch steht): das sind wohl
R o h r b r u c h (rasch): ja, seine Schwestern
F r a u R o h r b r u c h (nimmt das Bild): wie hübsch (vergleicht),
aber eigentlich wenig ähnlich.
R o h r b r u c h (nimmt ihr das Bild aus der Hand und legt es auf den Schreibtischaufsatz
mit der Bildseite nach unten): Und, Lieb, sieh mal, hier hat immer dein Bild gestanden,
dein Bild (weist auf einen Platz auf den Schreibtisch) akkurat hier.
F r a u R o h r b r u c h (lacht glücklich auf und klatscht vor
Vergnügen in die Hände) O, wie gern hätt ich das gesehen (stutzt,
findet dann aber gleich ihre Sicherheit wieder) gewiß, ich habe oft das
Verlangen gehabt, ich möchte mal sehen, wo der Liebste wohnt (zu Tembeck)
können Sie das verstehen? na, Sie haben doch zwei Schwestern? Haben Sie?
Sind Sie der einzige Bruder?
T e m b e c k (verwirrt): ja, ich glaube.
F r a u R o h r b r u c h (sieht ihn überrascht an)
K r o l l e r (tritt in die Tür, geschniegelt und gebügelt): ah, sieh
da, welche Ehre (tritt mit ausgestreckter Hand auf Rohrbruch zu, stutzt und tut,
als bemerke er erst jetzt Frau Rohrbruch) oh, Verzeihung.
R o h r b r u c h (wendet sich um und reicht ihm die Hand): Kroller, das freut
mich (stellt vor) hier, Schatz, mein alter Studibruder Kroller.
K r o l l e r (verbeugt sich galant): Gnädige Frau
S c h e r w e n z und M u r x (treten in die Türe)
R o h r b r u c h (erfreut): und da, da ist die ganze Korona, das trifft sich
famos, nun kann ich sie dir gleich alle vorfahren. Kind, die Getreuen, unter denen
ich gehaust habe, hier, mein lieber Freund Scherwenz, genannt Loch, du findest
keinen festeren Mann im Trunk. Und hier (zieht den etwas zaghaft zurückstehenden
Murx heran) unser Bierdichter Murx, er rezitiert dir die wunderbarsten Bierverse,
wenn er voll ist, des Geistes
S c h e r w e n z und M u r x (verbeugen sich eckig, man
merkt ihnen die Verlegenheit über Rohrbruchs Erklärungen an)
F r a u R o h r b r u c h (lacht unbefangen und reicht allen dreien
die Hand, die sie mit tiefer Verbeugung nehmen, zuletzt dem Murx): oh, Sie Dichter!
Sie sind also eigentlich das höhere Element hier in diesem Kreise?
M u r x (stottert unter tiefen Verbeugungen verlegen): sehr schmeichelhaft, Gnädige
Frau
R o h r b r u c h (lustig): ja, meine Frau wollte sich mal in meinem alten Milieu
umsehen, einen Einblick tun in mein vorsündflutliches Leben.
K r o l l e r (galant): ein herrlicher Einfall, gnädige Frau, der uns diese
hohe Ehre verschafft
F r a u R o h r b r u c h: Sie haben wohl nicht oft Damenbesuch?
K r o l l e r (sicher): leider nein.
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F r a u R o h r b r u c h (lustig, etwas burschikos auflachend): ja,
ja, ich komme ungewohnt, man merkt
K r o l l e r (leicht betroffen): Gnädige Frau empfinden? oh, entschuldigen
(rückt hastig einen Sessel), wir haben Ihnen ja nicht einmal einen Stuhl
angeboten.
F r a u R o h r b r u c h: so meinte ich das aber nicht (sie setzt
sich)
K r o l l e r: ja, sehen
gnädige Frau, wir Junggesellen, uns fehlt so die richtige Luft.
F r a u R o h r b r u c h (belustigt): was, wie meinen Sie das?
K r o l l e r (sucht nach Worten): na, so, wir empfinden jetzt schon die ganze
Umgebung hier anders, behaglicher, schöner, seitdem
R o h r b r u c h (ulkt): aufs Schwadronieren versteht er sich.
M u r x: rede du nicht, ja
K r o l l e r (galant): ja, den besten Beweis, für das was ich sagen will,
liefert Ihr Gatte ja selbst.
R o h r b r u c h (schmunzelnd): macht meine Frau nicht eitel.
F r a u R o h r b r u c h (natürlich): ach, doch, ich glaube es
wohl. Das ist ja auch was, worauf wir Frauen stolz sind, daß wir einen wohltuenden,
beruhigenden Einfluß auszuüben vermögen, auf (scherzhaft) . .
. . solche Stürmer und Dränger.
K r o 1 1 e r (setzt sich mit melancholischem Augenaufschlag in den Sessel ihr
gegenüber und verschlingt die Hände auf den Knieen)
T e m b e c k (ruhig): Gnädige Frau, dürfen wir Ihnen etwas anbieten?
F r a u R o h r b r u c h: danke schön
T e m b e c k (leicht scherzhaft): Sie könnten dann gleich mal einen Einblick
gewinnen, in unsere Nahrungssorgen.
F r a u R o h r b r u c h (lustig): dann allerdings
M u r x (rennt zur Tür)
K r o l l e r (springt auf): ich werde sofort alles veranlassen.
F r a u R o h r b r u c h: aber keine Umstände, bitte ich, nichts
holen lassen, das wäre Vorspiegelung falscher Tatsachen.
K r o 1 1 c r (galant): Gnädige Frau, die echte Gattin eines Juristen.
F r a u R o h r b r u c h (nickt ihm lächelnd zu): es bildet sich
so eins am andern.
M u r x (noch in der Tür): Mensch, was mußt du noch gebildet werden
(er verschwindet lachend)
K r o l l e r (hinter ihm)
R o h r b r u c h (lacht): ja, alles mit der Zeit.
S c h e r w e n z (geht ebenfalls raus)
T e m b e c k (hat inzwischen die Kommodenschublade geöffnet und darin rumgekramt;
er holt einen Teller mit einigen Wurstzipfeln raus, ein Stück Brot und Butter
in Papier, hält es einen Augenblick versteckt in den Händen, legt dann
hilflos alles wieder in die Lade zurück und geht zur Tür): ich werde
erst mal ein paar Teller kommen lassen.
F r a u R o h r b r u c h (steht auf): nein, nein, ich will es gerade
so haben. Kommen Sie, ich werde die Hausfrau spielen (sie tritt an die Schublade
heran, schlägt überrascht die Hände zusammen und lacht) o, welch
köstliches Stilleben, und da suchen die Maler immer nach neuen Motiven
M u r x (tritt ein, die Tür mit dem Fuße aufstoßend, im Arm eine
Kruke Steinhäger und ein paar Schnapsgläser, über dem andern Arm
am Bindfaden herabbaumelnd einen angeschnittenen Schinken)
F r a u R o h r b r u c h (lacht hell auf): so, so ists recht. Sehen
Sie, Sie haben mich verstanden (nimmt ihm Flasche und Gläser ab und stellt
alles auf den Tisch; sie streift dann den Mantel runter, wobei Rohrbruch und Tembeck
zuspringen) nun wirds gemütlich.
M u r x (streift den Schinken ab und legt ihn auf den Tisch, geschmeichelt): ja,
gnädige Frau.
F r a u R o h r b r u c h (springt zu): oh, die schöne Decke (sie
hebt den Schinken hoch und sieht sich suchend um)
R o h r b r u c h (wischt gemütlich über die Decke und betrachtet seine
Hand): sag lieber der gute Schinken.
F r a u R o h r b r u c h: Haben Sie keinen Teller?
K o l l e r (tritt ein): es kommt alles, gnädige Frau (springt zu und nimmt
ihr den Schinken ab) aber wer hat
denn den so hier reingebracht?
F r a u R o h r b r u c h (wehrt ab): nun lassen Sie doch
K r o l l e r (nimmt ihn ihr ab): nein, nein. Teller und Schüsseln kommen
sofort (er dreht sich hilflos mit dem Schinken um und hängt ihn dann an den
Bettpfosten, wütend Murx zuraunend): Mensch, ganz verrückt geworden?
hast nicht fürn Sechser Lebensart im Leibe?
S c h e r w e n z (bringt einen Postkarton rein): so, gnädige Frau. Entschuldigung
für einen alten Bierstudenten, aber ich bringe Ihnen meine Vorräte gleich
in Originalatrappc (er stellt das Paket auf den Tisch)
F r a u R o h r b r u c h: aber das ist ja reizend, von wem ist denn
das Paket?
S c h e r w e n z (hebt den Deckel ab): von meiner Braut, gnädige Frau, soeben
angekommen (er brüllt) Teller!
M u r x (reißt die Tür auf und brüllt in den Flur hinaus): Teller,
was ist das für eine Wirtschaft?
K r o l l e r (gibt ihm einen Rippenstoß): brüll nich so.
S c h e r w e n z (nimmt aus dem Paket eine große in Papier gewickelte Schlackwurst
und wickelt sie aus)
F r a u R o h r b r u c h (bewundernd): oh, wir berauben Sie.
R o h r b r u c h (lacht): das ist er gewöhnt, Kind. Die Braut hat uns schon
mehr wie einmal vom Hungerstode errettet.
F r a u S t a r s c h (trägt ein Tablett mit Tellern, Messern,
Gabeln): ik komme schonst, dät Jeschreie, das jeht ja her, wie uff Hochzeit.
F r a u R o h r b r u c h (lacht und nimmt Teller und Bestecke vom
Tablett, alle springen diensteifrig zu) wann wollen Sie denn heiraten?
S c h e r w e n z (nachdenklich): ja
F r a u R o h r b r u c h (tröstend): die Zeit kommt auch.
F r a u S t a r s c h: Kinder, aber doch erst n Tischtuch (sie stellt
das Tablett aufs Bett, nimmt ein Tischtuch und faltet es auseinander, während
Scherwenz sein Paket hält und die übrigen die bereits hingesetzten Teller
und Bestecke fortnehmen und halten)
R o h r b r u c h: Mutter Starsch weiß immer, was sich gehört.
F r a u S t a r s c h (selbstbewußt): nu nich Jnädigste,
mit de Ordnung, wissen Se, wat dat hier heeßt. Ordnung, son bischen blos
durchhalten
R o h r b r u c h (ulkt): Sie hats wirklich schwer.
F r a u S t a r s c h (ruhig): S i e waren immer
noch eener von de ruhigsten, ja, mit de wenigsten Ansprüche.
F r a u R o h r b r u c h: siehst de Männe, das freut mich, nun
hör ich dich doch mal loben.
F r a u S t a r s c h: ja, höchstens Abends, wenn er den ganzen
Dag jesoffen hatte, dann jingt los.
M u r x (lacht hämisch)
K r o l l e r (tritt neben Frau Starsch mit Handbewegung, aber einen scherzhaften
Ton wahrend): wenn Sie jetzt nich däs Mund
halten.
F r a u S t a r s c h (pomadig): Sie? (während sie deckt) bei
Tag und bei Nacht? und denn andere Leute Ruhe jebieten? nee. Wissen Sie, Jnädijste,
ik bin jejen meine Herren wie ne Mutter.
(brüllendes Gelächter)
F r a u R o h r b r u c h (hat sich schon vorhin in einen Sessel fallen lassen
und lacht in ihr Taschentuch)
M u r x (in tiefem Tone):
Mutter Starsch, Mutter Starsch!
F r a u S t a r s c h (deckt seelenruhig und mit Würde weiter,
die Gabeln und Messer noch am Tischtuch nachwischend): wenn se man alle sone Mutter
hätten.
K r o l l e r (reibt die Füße an den Waden): dann würden die Eisbeine
billiger werden.
F r a u S t a r s c h (sieht ihn über die Schulter an, ruhig weiterdeckend):
haben Sie nich meerschtendeels überjeheizt?
(Lachen)
F r a u S t a r s c h: Ja, Jnädijste (stellt Butter und Brot und
zum Schluß ein Körbchen mit Schrippen hin) dat werden Se ja ooch noch
erleben, anerkannt is nich bei de Männer. Un de Schrippen stifte ik.
F r a u R o h r b r u c h: das ist reizend von Ihnen.
K r o l l e r (zu Frau Starsch, die das Tablett vom Bett nimmt und rausgehen will,
halb großspurig, halb bittend): haben Se noch ne Flasche Wein im Haus, Frau
Starsch?
F r a u S t a r s c h (überhört ihn): guten Appetit.
Kroller (ihr nach): ne Flasche Wein
F r a u S t a r s c h (in der Tür)
K r o l l e r (nervös, aber mit Selbstbeherrschung): seit wann sind Sie schwerhörig,
Frau Starsch?
F r a u S t a r s c h (setzt ein paar mal an, dann): wat macht Ihre
Jicht! wie? können Se bald wieder in die Tasche langen (sie tut, als greife
sie in die Tasche, geht raus und schlägt die Tür hinter sich zu)
(Lachen)
S c h e r w e n z (hat inzwischen weiter ausgepackt)
F r a u R o h r b r u c h (nickt ihrem Mann zu)
R o h r b r u c h (versteht): also den Wein spendiere ich.
K r o l l e r: aber Mensch, du als Gast
F r a u R o h r b r u c h: das gestatten die Herren doch, daß
ich auch etwas zugebe zu dem Picknick.
K r o l l e r (galant): unter diesen Umständen, gnädige Frau, das ist
uns allerdings eine besondere Ehre.
R o h r b r u c h (zieht die Börse und nimmt ein Zehnmarkstück raus,
es in der Hand haltend):
also, zwei Flaschen wollen wir sagen, nicht wahr? Brauneberger.
M u r x: feudal!
K r o l l e r (hält die Hand hin): komm her
R o h r b r u c h (gibt ihm das Geld)
K r o l l e r: Zehn Mark, Donnerwetter! (er geht selbstbewußt zur Tür)
so (in der Tür, herrisch) Frau Starsch, ach bitte doch!
F r a u S t a r s c h (behäbig draußen): nu?! (sie erscheint
in der Tür, sich die Hände an der Schürze abtrocknend)
K r o l l e r (reicht ihr das Geldstück mit Pose): zwei Flaschen Brauneberger,
verstehen Sie, zwei Flaschen . . Brau . . ne . . ber . . ger . .
F r a u S t a r s c h (sieht prüfend das Geldstück an und
murmelt etwas, wendet sich dann, die Schürze abbindend zur Tür)
K r o l l e r (setzt sich triumphierend an den Tisch)
M u r x: däs war Trumpf!
S c h e r w e n z (stellt die leere Schachtel beiseite)
F r a u R o h r b r u c h: nun sieh mal Männe (weist auf die Teller
mit Wurst und Schinken, die Scherwenz aufgehäuft hat) ist das nicht delikat?
solche Braut
[18]
S c h e r w e n z (tapsig galant, überreicht ihr ein Blumensträusschen,
das aus dem Paket fiel)
F r a u R o h r b r u c h: das darf ich nicht annehmen . . das hat
Ihr Fräulein Braut für Sie bestimmt.
S c h e r w e n z (verwirrt): ja
K r o l l e r (kommt ihm zu Hilfe): kann die Spenderin eine bessere Verwendung
wünschen, als daß ihre Blumen einem hohen Besuche geweiht werden?
F r a u R o h r b r u c h (widerspricht): ooh, das glaube ich doch,
(zu ihrem Mann) hast Du das mit meinen Blumen
auch gemacht? (sie nimmt die Blumen und sieht sich suchend um)
T e m b e c k (springt auf, nimmt ein Wasserglas vom Waschgestell, spült
es etwas aus und schüttet
Wasser aus der Karaffe hinein)
R o h r b r u c h (hastig): nein, gewiß nicht, Kind.
F r a u R o h r b r u c h (nimmt das Glas von Tembeck, stellt die Blumen
hinein und setzt sie vor Scherwenz auf den Tisch): so sehen Sie, so wollen wir
das machen. Und nachher nehmen Sie das Sträusschen mit auf Ihr Zimmer, das
freut Ihr Fräulein Braut mehr (scherzend) als schenken Sie es der schönsten
andern Frau.
S c h e r w e n z (verbeugt sich leicht verlegen): danke
(Während der Folge wird gegessen, alle bemühen sich der größten
Aufmerksamkeit gegen Frau Rohrbruch; sie schneidet die Wurst vor und benimmt sich
überhaupt leicht und ungezwungen mit etwas burschikosem Anhauch als Hausfrau)
F r a u R o h r b r u c h (zu ihrem Mann): du, war denn das auch wahr?
R o h r b r u c h (selbstbewußt): aber Kind, deine Blumen haben immer auf
meinem Schreibtisch gestanden.
M u r x (herausplatzend): jawohl, stand hier immer alles voll Blumen
F r a u R o h r b r u c h (leicht erstaunt): das kann nicht sein, so
viel habe ich doch garnicht geschickt.
R o h r b r u c h (bezwingt seine Verlegenheit): na ja, die alten welkten, und
frische kamen zu, so wurden es denn schon mal (mit einem wütenden Blick auf
Murx) . . . meh . . re . . re . . . (zärtlich) . . . ich konnte mich nicht
recht davon trennen
M u r x (hastig): ja, ja, so meinte ich das auch. Ich glaube, es liegt noch ein
Sträusschen (er späht unters Bett und will sich erheben)
F r a u R o h r b r u c h (erbleicht): wie?
K r o 1 1 e r (gibt ihm einen Stoß, daß er auf den Sitz zurückfällt):
das ist meins, ich fands vorhin verwelkt in der Tasche.
F r a u R o h r b r u c h (wieder beruhigt und lustig zu Murx): Sie
sind ein zu spaßiger Herr. Sie erinnern mich an eine Freundin, die war auch
immer so . . . so . . (bricht ab) Sie sind wohl sehr schwärmerisch veranlagt?
M u r x (eifrig, geschmeichelt): O . ., Gnädige Frau (sucht altverständig
zu sein) nur, ich sage mir immer, so lange ich doch nicht ans Heiraten denken
kann
(ausbrechendes Gelächter)
K r o l l e r: nein, gnädige Frau, ich muß unserm Freunde beispringen,
er findet sich in Damengesellschaft wirklich nicht recht aus.
M u r x (wütend): du
F r a u R o h r b r u c h (lenkt ab): haben Sie keine bekannten Familien?
K r o l l e r (eifrig): o doch, und es ist sehr nett da.
F r a u R o h r b r u c h: nun Sehen Sie
M u r x: ja, es ist aber doch nicht. (sucht nach Ausdruck)
F r a u R o h r b r u c h: was denn?
R o h r b r u c h (unruhig): na, laßt nur.
F r a u R o h r b r u c h (zu ihrem Mann): hast du dich früher
auch vereinsamt gefühlt?
R o h r b r u c h (faßt zärtlich ihre Hand): erst jetzt weiß
ich, wie einsam ich war.
F r a u R o h r b r u c h: erzählen Sie mir doch etwas von meinem
Mann.
R o h r b r u c h (lenkt ab): wo bleibt nur der Wein?
S c h e r w e n z (erhebt sich und geht raus): ich werde nachsehen.
M u r x (springt auf): wir könnten bis dahin einen Schnaps trinken
R o h r b r u c h (spottet): Deinen Steinhäger?
K r o l l e r (erhebt sich): ich habe einen Curaçao
M u r x: ja ja . .
F r a u R o h r b r u c h: Sie trinken süßen Schnaps?
K r o l l e r: ich? nein.
F r a u R o h r b r u c h (lacht): wer denn?
K r o l l e r (leicht verwirrt): nun ja (in plötzlichem Einfall) meine Mutter
war letzthin
hier . . .
F r a u R o h r b r u c h (arglos): so, Ihre Frau Mutter.
R o h r b r u c h (springt ein): du kannst dir übrigens die anderen Buden
auch mal ansehen, Kind, bei Gelegenheit, vielleicht interess . . .
F r a u R o h r b r u c h (springt auf und klatscht vor Vergnügen
in die Hände): ja, die andern, dann würde ich den vollständigen
Eindruck bekommen. Wenn die Herren?! (Zustimmung)
R o h r b r u c h (unruhig): aber wir wollen sie doch erst zurecht machen lassen
S c h e r w e n z (der mit entkorkten Weinflaschen im Arm und Gläser in der
Hand reingekommen ist und alles auf dem Tische plaziert): mein Zimmer ist fertig,
wie ich eben gesehen habe, das können gnädige Frau gleich
F r a u R o h r b r u c h: aber das ist ja sehr interessant, ich brenne
darauf . . . nachher trinken wir dann auf die ganze Kolonie, was Männe?
R o h r b r u c h (steht auf): na ja.
M u r x (springt diensteifrig an die Tür)
S c h e r w e n z: bitte . . .
F r a u R o h r b r u c h, S c h e r w e n z und R
o h r b r u c h (gehen raus)
K r o l l e r (lehnt hinter ihnen die Tür an, macht Faxen und balzt): o
M u r x (fiebernd): hast du die Beine gesehn? die Knöchel?
T e m b e c k (unwillig): Ist hier Viehmarkt?
M u r x: oh, Vieh (er stößt die geballten Fäuste nach unten) so
mal Vieh sein, ganz Vieh sein (schlägt die Faust vor die Brust) toben, sättigen,
leben, oooh . . . ich . . . ich glaube, danach wird man ein besserer Mensch.
T e m b e c k (tritt angeekelt zum Schreibtisch)
R o h r b r u c h (tritt ein zu Murx): es ist doch alles in Ordnung? keine Bilder?
und so
M u r x (gereizt): reg dich nicht auf!
R o h r b r u c h: gut daß ich das hier noch rechtzeitig sah
T e m b e c k (mürrisch): das hing noch aus deiner Zeit (nimmt das Bild vom
Schreibtischaufsatz und wirft es hinter den Vorhang) ich hab mich nicht weiter
drum gekümmert.
R o h r b r u c h (getroffen): ach (wütend) ihr seid alle miteinander (verschluckt
das Wort)
M u r x (im Herausgehen): und was bist du? du stinkst jetzt vor Feinheit.
R o h r b r u c h (lacht und sieht ihm kopfschüttelnd nach, wendet sich dann
zu Tembeck): wir können vielleicht schnell mal unsere Sache durchsprechen
(tritt zum Schreibtisch und blättert) was macht die Arbeit? Literatur en
masse, was?
T e m b e c k: danach wäre die Aufgabe längst gelöst.
R o h r b r u c h: ja, Papier (nimmt ein Blatt auf) schau (liest) die Natur des
Mannes muß als polygam angesprochen werden (legt das Blatt wieder hin, trocken)
das mach dir ab.
T e m b e c k. (erstaunt): wie?
R o h r b r u c h (kurz): Quatsch
T e m b e c k: ich glaube, das ist sogar noch ne Impfpocke von dir.
R o h r b r u c h (ärgerlich): früher, ja.
T e m b e c k (setzt sich auf die Bettkante): so.
R o h r b r u c h (ausbrechend): jawohl, krank, krank, immer krank. Ihr alle miteinander,
mindestens überreizt (tippt sich mit dem Finger auf die Stirn) das Blut steht
euch im Kopf, das Blut, die ganze Welt ist verzerrt, euch, ein Weib, ein Weib,
weiter nichts.
T e m b e c k (fährt sich über die Stirn)
R o h r b r u c h (klopft ihm vertraulich auf die Schulter): ich weiß Bescheid,
Junge, habs am eigenen Leibe erfahren. Und dann nicht mehr alle Gedanken voll
haben, immer nur von der einen Qual (stöhnt) Teufel, ja, arbeiten, immer
nur arbeiten, um etwas tot zu kriegen in sich
T e m b e c k (stiert vor sich hin)
R o h r b r u c h: Körper und Geist im Gleichgewicht haben, jawoll, im Gleichgewicht
(reckt die Arme) verheiratet sein, die ganze Welt, alles ist verändert, innen
und außen. Zentnergewichte fallen ab . . . du kriegst eine Kraft . . . eine
Ruhe
(lautes Gelächter draußen)
R o h r b r u c h (geht zur Tür und legt die Hand auf die Klinke)
T e m b e c k (schaut auf): was hast du?
R o h r b r u c h (unentschlossen, unruhig): nichts.
T e m b e c k (lächelt spöttisch)
R o h r b r u c h (barsch): was lachst du?
T e m b e c k: oh, die Ehe hat auch ihre Beunruhigungen, scheints
R o h r b r u c h (läßt die Klinke los und tritt ein paar Schritte
in das Zimmer zurück, wütend):
Beunruhigungen, verrückt, du bist verrückt (geht kurz entschlossen
wieder zur Tür) in einem Irrenhause soll man vorsichtig sein.
T e m b e c k (aufsässig): oh
R o h r b r u c h: ja, ihr seid eine Gefahr, ihr, grade ihr, für alle, eine
Gefahr für das Ganze.
T e m b e c k (lacht laut auf)
F r a u R o h r b r u c h (tritt lachend ein, hinter ihr die andern):
du, Männe, ich bin entzückt
R o h r b r u c h (mißtrauisch): wie?
F r a u R o h r b r u c h (zieht Murx am Arme vor): ja, hier, er ist
wirklich ein Schwärmer.
R o h r b r u c h (gepeinigt): so?
F r a u R o h r b r u c h: ja wer sein Mütterchen so in Ehren
hält
R o h r b r u c h (leicht erstaunt): Mütterchen?
F r a u R o h r b r u c h: ja, das Bild, über seinem Bett, hast
du das noch nicht gesehen, gleich neben dem Kopfkissen?
R o h r b r u c h (erschrickt und starrt fassungslos auf Murx)
F r a u R o h r b r u c h (stutzt und wendet sich zu Murx): ohhhh .
. .
M u r x (verteidigt sich): nein, gnädige Frau, das hängt schon da, so
lange, bitte sehr, bitte, die Tapete ist ganz dunkel dahinter
F r a u R o h r b r u c h (impulsiv): das muß ich sehen (sie
eilt raus)
M u r x (ihr nach): bitte sehr, bitte (die Tür bleibt offen)
R o h r b r u c h (aufatmend): das hat er wohl geschickt ausgewechselt, wie?
K r o l l e r (schlägt ihm auf die Schulter): Donnerwetter, Junge, dein Weibchen,
Donnerwetter! da packt einen der ganze Jammer.
S c h e r w e n z (nachdenklich): ja, Jammer
R o h r b r u c h (hat sich erholt und schwadroniert): ja, heiratet Kinder, das
ist das einzig richtige. Heiraten, je eher, um so besser. Wirklich, wenn ich euch
sagen kann
[20]
F r a u R o h r b r u c h (tritt ganz verstört in die Tür
und winkt ihrem Mann)
F r a u R o h r b r u c h (hält sich das Taschentuch vors Gesicht):
O, plötzlich, mir ist so (tritt ein und langt nach ihrem Mantel)
R o h r b r u c h und die übrigen springen diensteifrig zu
R o h r b r u c h (drängt alle beiseite und hilft seiner Frau in den Mantel):
was ist geschehen?
F r a u R o h r b r u c h (mühsam beherrscht): nichts, nichts,
die Herren müssen mich schon entschuldigen (sie geht mit leichtem Kopfnicken
raus)
(Alle stehen betreten, blicken sich gegenseitig an und verbeugen sich noch nachträglich)
R o h r b r u c h (rafft Hut und Mantel zusammen und eilt seiner Frau nach): was
ist denn nur los?
T e m b e c k (nach einer Weile): was war?
K r o l l e r: ich weiß nicht (er fährt dann plötzlich hoch) oh?!
T e m b e c k und S c h e r w e n z (blicken ihn an)
T e m b e c k (versteht): unmöglich
M u r x (tritt in die Tür, selbstgefällig lächelnd; er sieht sich
überrascht um): wo ist unser Besuch?
T e m b e c k (blickt ihn scharf an): fort
K r o l l e r (nimmt ihn ebenfalls scharf ins Auge): der jungen Frau ist schlecht
geworden
M u r x (erst bestürzt, nickt dann sicher und selbstgefällig vor sich
hin): jungen Frauen wird schon mal (lacht zynisch)
K r o l l e r (gibt die Beobachtung beruhigt auf und setzt sich): na ja
M u r x: das bringt das Heiraten mit sich.
S c h c r w e n z: aber Rohrbruch ist glücklich. Wie hat er sich verändert.
T e m b e c k (trocken): ja
K r o l l e r: Flitterwochen
S c h e r w e n z: er liebt seine Frau.
K r o l l e r (nachdenklich): Liebe, wißt ihr, was Liebe ist?
(Stumme Bewegung)
K r o l l e r (halb zu sich): ich hab manchmal son Gefühl ne Träne im
Auge, so zufrieden, mit Gott und der Welt, dankbar, müde, jugendduselig,
aber dann bin ich immer satt.
T e m b e c k (still): Tier
K r o l l e r (steht auf): nein, Mensch! ist s in dem Punkte verflucht unterscheidbar?
M u r x (lacht zynisch): un de Weiber sind nicht besser
K r o l l e r (grunzt höhnisch): du mußt s ja wissen
M u r x (steckt die Hände in die Taschen und geht selbstbewußt auf
und ab): ja!
K r o l l e r (wird wieder argwöhnisch, behält aber immer noch den spöttischen
Ton): so?!
M u r x (bleibt stehen und schreit ihm ins Gesicht): ja!
K r o l l e r (faßt ihn plötzlich am Arm): du hast doch etwas mit der
Frau gehabt!
M u r x (erst bestürzt, dann frech): ich?!
K r o l l e r: ja!
M u r x: nein!
K r o l l e r: Lügner!
M u r x (stürzt sich auf ihn, sie ringen)
K r o l l e r (wirft Murx zu Boden und kniet auf ihn)
M u r x (keuchend, wütend): Neidhammel!
K r o l l e r (stößt Murxs Arme von sich, daß die Fäuste
auf den Boden schlagen und steht auf)
M u r x (springt auf, schäumend vor Wut): Neidhammel! Neidhammel! ja . .
Großmäuler, ihr! ich rühr kein Weib an! ich? habt ihr nicht gesehen,
wie sie mich bevorzugt hat, vor euch allen? (mit Pose und verschränkten Armen)
nicht nein gesagt hat sie, nicht mal abgewehrt (prahlt und höhnt) ein Rendezvous
hab ich verabredet, ein Rendezvous mit ihr, jawoll, nichts gesagt hat se, aber
sie kommt, sie kommt, das hab ich ihr ange . . .
K r o l l e r (hebt die Fäuste gegen Murx, als wolle er ihn niederschlagen,
wendet sich dann aber voll Ekel ab)
(Alle wenden Murx den Rücken)
M u r x (verständnislos, betroffen): was, was, wenn ihr mal Weiber habt
K r o l l e r (wendet sich um und weist mit erhobener Hand zur Tür)
M u r x (schlotternd, stammelnd): w . . . w . . . das . . das . . . laß
ich mir nich gefal. . .
K r o l l e r (wendet ihm wieder verächtlich den Rücken)
M u r x: ge . . . g . . . ge . . fallen . . . (er ballt im Wutanfall die Fäuste
als wollte er sich auf Kroller stürzen, klappt dann aber plötzlich ab
und wankt raus)
K r o l l e r (trommelt erregt mit den Knöcheln auf den Tisch, nach einer
Weile): so. Was sagt ihr nun?
T e m b e c k (zuckt die Schultern und wendet sich zum Schreibtisch, wo er in
Papieren blättert)
K r o l l e r: . . . die . . . Blamage.
S c h e r w e n z (steht nachdenklich am Fenster): armer Kerl
K r o l l e r (braust auf): ein Schuft, ein Schuft!
S c h e r w e n z (hebt abwehrend die Hände)
K r o l l e r: du?!
S c h e r w e n z (ruhig): wir brühen alle in demselben Kessel
M u r x (stürzt rein in wilder Aufregung, zermürbt und zerschlagen,
schreiend): ihr . . . ihr . . . wie . . wie . . . helft . . . helft . . . mir
. . . mir doch . . . ich sehe . . . seh ich . . . sie war arglos . . . . so arglos
. . . . (schlägt sich verzweifelt vor die Brust) ich . . . Lump! elender
Hund! (alle haben sich von ihm abgewendet; Scherwenz steht am Fenster, Kroller
hat am Schreibtisch ein Zeitungsblatt aufgenommen und liest, Tembeck blättert
am Schreibtisch)
S c h e r w e n z (nach einer schweren Pause): die Sonne kommt heute nicht mehr
durch.
T e m b e c k (nimmt mit belegter Stimme das Gespräch auf): dann kommt sie
morgen
S c h e r w e n z: am morgen, ja, morgen (gähnt)
K r o l l e r (blättert in der Zeitung): da ist doch schon wieder, eins,
zwei, ja, alles Lustmorde. M u r x (der ganz vernichtet dagestanden und mehrfach
zum Sprechen ansetzend von einem zum andern geschaut hat, zuckt bei dem Worte
Lustmorde zusammen und stammelt etwas unverständliches; dann
schleicht er, sich noch einmal scheu umblickend, wankend hinaus)
T e m b e c k: was sagt er?
(Alle schweigen)
S c h e r w e n z (wendet sich nach einer Pause um, bestimmt): und er ist d
o c h ein armer Kerl! trotz allem (geht zur Tür) in solchen Stunden
braucht der Mensch einen anderen, ich werd ihm zureden, er soll umsatteln, Medizin
studieren, hat schon manchen geheilt, so n paar Leichen sezieren. Das macht nüchtern
(er geht raus)
K r o l l e r (macht eine Gebärde des Ekels): oah! (setzt sich und stützt
den Kopf in die Hand)
T e m b e c k (blättert am Schreibtisch)
S c h e r w e n z (tritt ein, bestürzt): er hat sich eingeschlossen, das
tut er doch sonst nicht
T e m b e c k (erschrocken): er hat Gift, er sprach von . . er hat sichs besorgt
K r o l l e r (unwillig): Quatsch! schlafen lassen, er schämt sich, das ist
alles. Zu weiterm langt seine Energie nicht mehr. Und w e n n, was
ist an ihm verloren?
S c h e r w e n z: was ist an uns verloren?
K r o l l er (steht auf): nun, ich bin noch nicht so weit! und ehe verstumpft,
verseucht, verzehrt, hols der Teufel (schenkt sich ein Glas ein) bei meines Vaters
Gut, der Nachbar, eine alte ehrliche Haut, mein Mädel hat Bäckchen wie
Äppel. Die Klitsche ist nicht groß, aber wenn man selbst mit arbeitet
. . . Ich häng den ganzen Dreck an n Nagel und werde Bauer (trinkt)
S c h e r w e n z (stumpfsinnig): eigener Herd auf eigenem Grund, am Ende ein
Weg für viele
T e m b e c k (schnappt auf): Bodenreform.
K r o l l e r (setzt das Glas auf): ihr seid alle beide verrückt! total verrückt!
S c h e r w e n z (geht raus): gute Nacht!
K r o l l e r: und der hat wirklich einen bösen Knacks.
T e m b e c k (hat sich an den Schreibtisch gesetzt und beginnt eifrig zu schreiben)
K r o l l e r (tritt zu ihm): was hast du?
T e m b e c k (fährt auf): nun wieder nichts, gar nichts! (er wirft ärgerlich
die Feder hin) eins, oder e i n e s doch (springt auf) w
i e es ist, ist es eine Verschwendung von Menschenkraft sondergleichen.
K r o l l e r (stutzt): so? ach. Na siehst du. Donnerwetter! schreib das hin!
führ es aus, beweis es, tausend Beispiele warten, genug zu tausend Doktorarbeiten.
T e m b e c k (lacht bitter auf)
K r o l l e r (ruhig und gleichmütig;): nun es ist doch was! mach du deine
Arbeit, und ich heirate. So hilft sich jeder wie er kann! nur gesund! Heilst du
nicht Jahrtausende mit den paar Bogen Papier, heilst du nur d i c h! so
meine ichs! (er tritt vom Tisch, schenkt ein, hebt das Glas, als trinke
er jemandem zu) Prost Rose! (trinkt, schlenkert das Glas aus, stellt es hin und
geht raus) ich reise noch heute!
Aus dem Nachlaß / Jugendarbeit
Quellen
D1 DS VII, Nr. 2, Maiheft 1916, S. 14-20.
D2 Die Unfruchtbaren, Sturm-Bücher XII, Verlag Der
Sturm, Berlin 1919, 43 S.
Varianten/ Emendationen
Tragikomödie] fehlt in D2
verschlossenem] verschossenem D2
Fauteuil] Sessel D2
EMENDATION R o h r b r u c h D2] R o r b r u c h D1
EMENDATION:Haben Sie? D2] Haben die? D1
EMENDATION:sehen D2] Sehen D1
EMENDATION:hat] hatt D1 D2
EMENDATION:loben.] loben, D1 D2
däs Mund] den Mund D2
EMENDATION:M u r x (in tiefem Tone):] M u r x (in tiefem Tone), D1
D2
EMENDATION:mit meinen Blumen] mit meinem Blumen D1 D2
EMENDATION:schüttet] schüttelt D1 D2
EMENDATION:letzthin] letzhin D1 D2
EMENDATION:entschlossen] entschossen D1 D2