Eigentümer
und Zugänglichkeit:
Land Nordrhein-Westfalen. Die Anlage ist öffentlich
zugänglich.
Naturräumliche
Situation, Lage und Größe:
Weserbergland/Lipperland; am südwestlichen
Randbereich der Altstadt; Größe etwa 7,5 Hektar.
Allgemeine
Angaben zur Geschichte:
Der Garten entstand am Lustschlösschen "Favorite",
das Graf Friedrich Adolph zur Lippe in den Jahren 1706 - 1718 vor den Toren der
Residenzstadt erbaute und seiner zweiten Gemahlin Gräfin Amalia von Solms als
Witwensitz schenkte. An der "Friedamadolphsburg"
- eine Bezeichnung, die aus der Zusammenziehung beider Vornamen des Paares
entstand - wurde etwas später ein als "Burggarten"
benannter etwa 2,4 Hektar großer Barockgarten geschaffen.
Zur Mitte des 19.
Jahrhunderts erfolgte durch Fürst Leopold II. (1796 - 1851) der Umbau des Gebäudes
zu einer Residenz im spätklassizistischen Stil, dem "Neuen
Palais". Leopold III. (1821 - 1875) führte das Erbe seines Vaters fort und
veranlasste 1851 die Umgestaltung des barocken Gartens in einen
Landschaftsgarten. Seit der Fertigstellung im Jahre 1854 wird die Anlage als "Palaisgarten"
bezeichnet.
Nach der Abdankung von Leopold IV. im Jahre 1918 ging das "Neue
Palais" in das Eigentum des neu gegründeten Landes Lippe über. Der Garten
wurde ab 1920 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der
zwischenzeitlichen Nutzung des Gebäudes als Museum - einem Vorläufer des
heutigen Lippischen Landesmuseums - hat nach dem 2. Weltkrieg die Hochschule
für Musik ihren Lehrbetrieb im "Neuen
Palais" aufgenommen. Größerer Raumbedarf der Musikakademie führten nach
Abriss des einstigen Marstall- und Remisengebäudes auf der gleichen Fläche in
den Jahren 1965 bis 1968 zum Neubau des großen Chor- und Orchestergebäudes ("Aula")
im westlichen Bereich des Parks.
Gebäude
und Ausstattung:
Die Wasserkünste sind seit ihrer Entstehung in den Jahren
1851 - 1858 eine der wichtigsten Attraktionen im Palaisgarten. Außerhalb der
Mittelachse des Gebäudes wurde das ovale Bassin mit der großen Fontäne
angelegt. Aus mächtigen Steinblöcken mauerte man nicht weit vom Fontainebecken
eine "Kleine
Kaskade" und als östlichen Abschluss des Gartens eine "Große
Kaskade" auf. Mit figürlichem Schmuck sind die Froschfontäne, der
Delphin-Brunnen und der Schwanenteich ausgestattet.
Zum Betrieb der Wasserkunst
errichtete man 1855 südlich vom Palais ein Maschinenhaus. Dort befinden sich noch
heute die Turbine und Pumpenanlage für die Fontänen und Brunnen. In den Formen
des späten Klassizismus wurde von 1863 - 1865 das Gärtnerhaus erbaut.
Aus der
Entstehungszeit der Anlage stammt der sogenannte "Steinerne
Tisch". Die mehr als 5 Tonnen schwere Tischplatte hatte ursprünglich als
Trittplatte vor dem Gartenportal des barocken Lustschlösschens gelegen.
Art der
Grünanlage:
Historischer Landschaftspark mit modernem Rosengarten.
Entstehungs-
/ Entwicklungsgeschichte:
Der Burggarten war ein intimer, von einer hohen Mauer
umgebener "hortus
conclusus" (verschlossener Garten) . Der dreistufig terrassierte Garten war durch ein axiales
Wegenetz gegliedert und in unmittelbarer Hausnähe mit einem quadratischen
Broderieparterre und einem runden Fontainebecken ausgestattet. Daran schlossen
sich regelmäßig aufgeteilte Pflanzbeete und Quartiere zum Anbau von Gemüse und
Obst für die Küche der adeligen Hauswirtschaft an. Die überschüssigen
Erzeugnisse des Gartens verkaufte man auch auf dem Detmolder Wochenmarkt. Südlich
vom ummauerten Barockgarten, im bewaldeten Gelände des Büchenberges, begann man
1746 mit der Einrichtung eines umzäunten Tiergartens.
Unter Einbeziehungen von
Teilbereichen des Tiergartens wurde der Garten ab 1851 bis auf die heutige
Größe erweitert. Zeitweise waren bis zu 80 Arbeiter mit den umfassenden
Modellierungen des Geländes beschäftigt. Erste Anregungen zur Neugestaltung des
Gartens bekam der junge Fürst Leopold III. während seines Aufenthalts in Berlin
und Potsdam, wo er die Gärten des Preußischen Königshauses kennenlernte. Ebenso
bestanden enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen dem Hause Lippe und dem
Anhaltinischen Fürstenhaus.
Gärtnerische Gestaltungsmerkmale dieser Zeit sind im Bereich des ehemaligen "Burggartens"
weite und abwechslungsreich modellierte Wiesenflächen und die Bepflanzung mit
fremdländischen Gehölzen. Unter den zahlreichen dendrologisch interessanten
Laub- und Nadelgehölzen ragen besonders verschiedene Blut- und Hängebuchen,
Wal- und Schwarznussbäume, Tulpenbäume sowie Zedern, Sicheltannen,
Sumpfzypressen und zwei Mammutbäume heraus. Die Mammutbäume brachte Leopold
III. 1858 von einer Italienreise mit. Der wertvolle Baumbestand des
Palaisgartens wird durch mehrere auffällige Baumrondelle ergänzt. Ein Rondell
aus großen Eichen befindet sich unmittelbar am "Neuen
Palais" im südwestlichen Bereich. Ein Ahornrondell - der mächtige "Baumsaal"-
ist im Bereich der "Großen Kaskade" angelegt worden. Die markanteste Baumgruppe
findet sich auf einem großzügigen Aussichtsplatz am ansteigenden Hang des
Papenberges. Die "12 Apostel", ein Rondell aus alten Linden, von
denen elf Exemplare kreisförmig um eine Linde im Zentrum angeordnet wurden.
Die
gärtnerische Neugestaltung der Außenanlagen an der Aula ist nach Plänen des
prominenten Gartenarchitekten Prof. Hermann Mattern ausgeführt worden. Das
moderne Ensemble wird durch eine große 1968 geschaffene Betonplastik des
Bildhauers Karl Ehlers ergänzt.
Heutiger
Zustand / Nutzung:
Als sichtbare Zeugnisse aus der Zeit des "Burggartens"
haben sich die umlaufende, hohe Natursteinmauer im Norden und Osten sowie ein
Teil der südlichen Außenmauer im Bereich der später entstandenen "Kleinen
Kaskade" erhalten. Bis heute hat sich die in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts geschaffene Grundstruktur des Palaisgartens im wesentlichen erhalten.
Als Reminiszenz an den Nutzgartencharakter des "Burggarten"
ist im Südosten eine Obstwiese angelegt worden. Das Gärtnerhaus wurde erst zur
Bibliothek und danach zum Schlagzeughaus der Staatlichen Hochschule für Musik ausgebaut.
Sonstiges:
Unmittelbar
vor dem "Neuen
Palais" liegt die "Allee".
Im Zentrum der Allee liegt der "Canal",
ein ausgebautes und begradigtes Gewässer, welches das Schloss im Zentrum der
Altstadt mit dem "Neuen
Palais" und den Friedrichstaler Anlagen verbindet. Im Rahmen einer
Stadterweiterung über die Hornsche Straße hinaus im 18. Jahrhundert wurden parallel zum
Kanal Promenaden mit Alleebäumen angelegt, die seitlich von einer weitgehend einheitlichen
barocken Bebauung eingefasst werden. In der Altstadt wird der Kanal heute von
dieser Grünanlage begleitet, der Bereich der Allee ist in seiner Grundstruktur
bis heute gut erhalten.
Seit 2007 ist der "Palaisgarten Detmold" Bestandteil des Europäischen Gartennetzwerkes (EGHN).
Quellenangaben
- Wörner, Gustav / Wörner, Rose (1996): Parkpflegewerk Palaisgarten Detmold. Vorschläge zur Erhaltung, partiellen Wiederherstellung und Pflege des historischen Bestandes. Detmold.
- Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur (Hrsg.) (2012): http://www.eghn.org/ethg-detmold-prolog. Zuletzt aufgerufen 02.03.2012, Jüchen.
- Königlich Preußische Landesaufnahme 1:25000 - Neuaufnahme (1912): Blatt 4019, Detmold. Kartierung 1910, Herausgegeben 1912, Berlin. Neuherausgegeben Geobasis NRW, Köln.
Literaturangaben
- Meier, Burkhard / Hesterbrink, Bernhard (1998): Lippische Residenzen. Schlösser und Burgen zwischen Teutoburger Wald und Weser. Lippischer Heimatbund (Hrsg.), Detmold.
- Suffert, Oskar (1972): Vom Detmolder Palaisgarten in früherer Zeit. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Band 41, Detmold, Seite 249 - 262.
- Peters, Gerhard (1984): Das Fürstliche Palais in Detmold. Architektur und Geschichte 1700 - 1950. Sonderveröffentlichung des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, Band 34, Detmold.
- Bufe, Thomas (2000): Gartenreise - Ein Führer durch Gärten und Parks in Ostwestfalen-Lippe. Münster, Seite 130 - 134.
- Voithenberg, Erdmuthe von (1987): Parkanlagen in Detmold - gestern und heute. In: Heimatland Lippe, 9/1987, Detmold, Seite 284 - 291.
- Dann, Thomas (2010): Das Neue Palais in Detmold. Lippische Kulturlandschaften, Heft 16, Detmold.
- Harms, Harry (1980): Gehölze in den Parkanlagen von Lippe. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Band 49, Detmold, Seite 168 - 284, Seite 261 - 265.
- Hoppe, Dirk (1986): Untersuchung zur Nutzung einer historischen Parkanlage unter besonderer Berücksichtigung des Gehölzbestandes am Beispiel der Palaisgartens in Detmold. Gesamthochschule Paderborn, Abtl. Höxter (Dipl.-Arb.), Höxter.
- Altmiks, Klaus (1986): Analyse der historischen Entwicklung des Palaisgartens Detmold vom Barockgarten zum Landschaftsgarten unter Berücksichtigung der Pflanzenverwendung. Gesamthochschule Paderborn, Abt. Höxter (Diplomarbeit), Höxter.
- Bufe, Thomas / Neuling, Walter et al. (2002): Garten-Landschaft OstWestfalenLippe. Dokumentation bedeutender Park- und Gartenanlagen im Regierungsbezirk Detmold. Beiträge zur Landschafts- und Baukultur in Westfalen-Lippe. Band 3.2: Kreis Lippe. Zugleich CD-ROM, Münster.
- Schmitt, Michael / Schuchert, Patrick (2007): Lippe. In: Westfalia Picta, Band 10, Münster.
Externe ID:
|
LWL-GUP00128 |
Erfassungsdatum:
|
01.01.2000 |
Kategorie:
|
Landschaftsgarten |
Erfassungsmaßstab:
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keine Beschränkung |
Erfassungsmethode:
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- Literaturauswertung
- Archivauswertung
- Auswertung historischer Fotos
- mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
- Auswertung historischer Karten
- Geländebegehung/-kartierung
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Touristische Bedeutung:
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hoch - ist einen Umweg wert |
Naturnähe:
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verändert/beeinflusst |
Historischer Zeitraum:
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ab 1709 |
Datenherkunft: |
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
|
Seiten-URL: |
https://www.lwl.org/geodatenkultur/objekt/10032241 |