Plaggenhütte der Agnes Schröder geb. Balzen genannt „Focken Agnes“  auf der „alten Börry“, Bönninghardt um 1890.

Pfälzer siedeln am Niederrhein

In Plaggenhütten mussten die Kolonisten aus der Pfalz hausen, als sie Mitte des 18. Jh. wüste Heidelandschaften am Niederrhein urbar machten. 

© Archiv der Interessengemeinschaft für Geschichte und Natur e.V. Bönninghardt

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»Wo Volk ist, da fließen Abgaben.«

 1740 stauten sich in der Hafenstadt Rotterdamdie Auswanderer auf ihrem Weg ins gelobte Amerika, weil aufgrund eines Seekrieges zwischen England und Spanien nur noch wenige Reeder die gefährliche Überfahrt wagten.
An der niederländischen Grenzfestung Schenkenschanz wurden drei Rheinschiffe mit Emigranten aus der Pfalz gestoppt. Wer keinen Kontrakt nach Übersee besaß durfte nicht weiter. Die Auswanderer wollen nicht zurück in ihre pfälzische Heimat, die von Kriegen, fürstlicher Misswirtschaft und konfessionellen Auseinandersetzungen gebeutelt wurde. In ihrer Not riefen sie die preußische Domänenkammer in Kleve an, ihnen einige Morgen wüsten Landes zur Kultivierung zu übertragen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten gelang eine Ansiedlung auf der Gocher Heide.

Geleitet von der Maxime des Merkantilismus „Wo Volk ist, da fließen Abgaben“ warb der Staat mit Hilfe von Agenten weitere Kolonisten an den Niederrhein - auch auf die Bönninghardt bei Alpen. Den sandigen Boden auf der Heide urbar zu machen, gleicht einer „Herkules Aufgabe“, so der Sonnsbecker Bürgermeister als im Jahre 1770 mittellose Familien vom Oberrhein eintrafen. Die Kolonisten errichteten aus Grassoden und rohen Holzstämmen Plaggenhütten, das Dach gedeckt mit Heidekraut. Ohne Zugtiere, ohne Dünger, das Wasser musste in Schubkarren von weit herbei geschafft werden, die Landwirtschaft auf der Heide war mühsam und nährt nur die wenigsten Familien. Aus Heidekraut banden einige Besen, die sie als wandernde Händler in den umliegenden Gemeinden verkauften. Mancher musste seine Kinder zum Betteln schicken.
Die Bönninghardt wurde zum Sorgenkind der Region, als sie zum Unterschlupf für zwielichtiges Gesindel verkam. Der Bau der evangelischen Schule 1851 und der Kirche 1868, mit Spenden auch aus dem Ausland finanziert, sollte den „moralischen Verfall“ der Siedlung stoppen. Als der Staat tiefe Brunnen anlegte, die Erfindung des Kunstdüngers auch Ernten auf schlechten Böden ermöglichte, und Bönninghardt 1885 Anschluss an die Eisenbahn bekam, sind auch die Bönninghardter „Steuerzahler“ geworden.

 

Externe Webseite zum Thema:

Webseite der Interessengemeinschaft für Geschichte und Natur e.V. Bönninghardt www.plaggenhuette.de

Pfälzer Dialektinsel am Niederrhein- Webseite des LVR Institut für Landeskunde www.rheinische-landeskunde.lvr.de/kompetenz/Sprache/sprache/dialektinseln.htm

Pfälzer Siedler

17 Bilder

Denkmale zum Impuls

Alpen - Pfälzer Ansiedlung Bönninghardt

Mitte des 18. Jahrhunderts siedelte der preußische Staat im Rahmen der inneren ... weiter

 


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