Vor der Schifferbörse in Ruhrort 1922

Niederländer in Ruhrort

Ende des 19. Jahrhunderts trieb eine Wirtschaftskrise Zehntausende Niederländer auf der Suche nach Arbeit ins Ausland. Viele ließen sich im Raum Duisburg nieder und wurden Bergleute, Dienstmädchen, Gärtner oder Hafenarbeiter.

© Museum der Deutschen Binnenschiffahrt, Duisburg; Felix Schwarmstädt

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Zuwanderung in Duisburg

Seit Jahrhunderten pflegten Niederländer enge Kontakte zum Niederrhein – und umgekehrt. Ende des 19. Jahrhunderts trieb eine Wirtschaftskrise zehntausende Niederländer auf der Suche nach Arbeit ins Ausland. Viele ließen sich im Raum Duisburg nieder und wurden Bergleute oder Gärtner, arbeiteten in den Häfen oder als Dienstmädchen. Viele kehrten bald zurück, andere blieben für immer. Die der calvinistischen Glaubensströmung anhängenden Niederländer fanden sich nur schwer in der Liturgie der deutschen Lutheraner zurecht. Sie erschien ihnen fremd, beinahe katholisch. Sie wollten ihren Glauben gemeinsam in vertrauter Form und Sprache feiern zu können.
Zwischen 1898 und 1904 entstanden in Duisburg und Ruhrort vier niederländische Gemeinden, zwei streng-calvinistisch ausgerichtete und zwei gemäßigte. Niederländische Pfarrer betreuten die Gläubigen, missionierten ihre zahlreichen Landsleute unter den Binnenschiffern und kümmerten sich um die Diasporagemeinden.
Schon im Jahr der Reichsgründung 1871 wurden im Deutschen Reich 22.042 Niederländer gezählt, 1895 waren es etwas mehr als 50.000 und 1905 mehr als 100.000. 1910 lebten 144.175 Niederländer in Deutschland. Die weitaus meisten lebten in Preußen, 1910 waren es hier 137.440. Sie stellten 1910 deutschlandweit mit 11,4 Prozent nach den Zuwanderern aus Österreich-Ungarn (667.000 oder 53,0 Prozent) die zweitgrößte Gruppe, knapp vor den Russen (137.000 oder 10,9 Prozent) und den Italienern (104.000 oder 8,3 Prozent). In Preußen lag der Anteil der Niederländer an den Reichsausländern sogar bei 20,0 Prozent. Sie kamen überwiegend aus den ländlich-agrarisch strukturierten, ärmeren Provinzen in den östlichen Niederlanden, aus den Provinzen Gelderland, Overijssel und Drenthe.

Anstelle der saisonalen Binnenwanderung innerhalb der Niederlande gingen viele Niederländer aus den strukturschwachen Provinzen „over de grens“. So stellten sie die weitaus größte Gruppe der ausländischen Arbeitskräfte beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals zwischen 1892 und 1899. Viele der deutschen Subunternehmer, die am Bau der Strecke beteiligt waren, stellten bevorzugt Niederländer und Italiener aus der Lombardei ein.
Die genaue Zahl der Niederländer in Duisburg um 1900 (verstanden als heutiges Stadtgebiet) lässt sich nicht feststellen. Die Arbeitsmöglichkeiten in der Stadt mit ihrem Hafen und ihrer Industrie waren gut, so dass Duisburg auch aufgrund der Nähe zu den Niederlanden als Ziel für Zuwanderer von dort attraktiv war. Die von der Duisburger Stadtverwaltung geführten „Holländerverzeichnisse“ geben für 1890 – also vor Beginn der größeren Zuwanderungswelle – 506 in Alt-Duisburg lebende Niederländer an, von denen viele seit wenigen Wochen in der Stadt anwesend waren, andere aber bereits seit Jahrzehnten. Die meisten galten als arm, nur sehr wenige als vermögend. In Ruhrort war es nicht anders.
In Duisburg bestand um 1900 eine von der niederländischen Regierung unterstützte Arbeitsvermittlungsstelle.
Abseits der Kirchengemeinden bestanden um 1900 mehrere niederländische Vereine, zwei Gesangsvereine (Onder ons [Unter uns, 1913], Oefening baart Kunst [Übung macht Kunst, 1910]), ein Unterstützungsverein für hilfsbedürftige Niederländer (Weldadigheids Vereeniging Koningin Wilhelmina [Unterstützungsverein Königin Wilhemina, 1905]; begründet vom niederländischen Konsulat) und die Nederlandsche Vereeniging gevestigt te Ruhrort von 1892. Doch ließ das Bedürfnis, sich außerhalb der Kirchengemeinde landsmannschaftlich zu organisieren, offenbar rasch nach.
 

Denkmale zum Impuls

Duisburg - Evangelisches Gemeindezentrum Ruhrort

Zwischen der niederländischen Bevölkerung und derjenigen am Niederrhein bestanden ... weiter

 

Duisburg - Schifferbörse in Ruhrort

Seit Jahrhunderten pflegten Niederländer enge Kontakte zum Niederrhein – und ... weiter

 


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