Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:23 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_impulse/Venedig

Zitate venezianischer Baukunst für ein mediterranes Flair

Die flussnahe Lage einer Stadt als Chance für deren städtebauliche Qualitäten zu nutzen, das war im Ruhrgebiet keineswegs üblich.
Um 1929 nahm in Mülheim die Idee eines Stadthallenneubaus Form an. Traditionell sah man in fließenden Gewässern vor allem die Transportmöglichkeiten und die Hochwassergefahr. Mülheim jedoch ging anderen Städten diesbezüglich voran – heute gibt die Ruhr der Stadt ein nahezu mediterran anmutendes Flair. Begonnen hatte diese Entwicklung mit dem Bau von Schlossbrücke (1909/11 durch Hermann Billing) und Stadtbad (1910/12 durch Karl Helbing). Ihren Höhepunkt erreichte sie dann mit der Errichtung der Stadthalle. Für den 1926 fertiggestellten Bau zeichnete größtenteils das mit dem dritten Preis prämierte Architekturbüro von Arthur Pfeifer (Karlsruhe) und Hans Großmann (Mülheim) verantwortlich, das seit der Planung des neuen Rathauses in der Stadt einen guten Ruf genoss. Die Innenräume, wie etwa der Große Saal, wurden nicht von Pfeifer und Großmann, sondern durch den Düsseldorfer Architekten und Akademieprofessor Emil Fahrenkamp entworfen, der für seine außergewöhnlich elegante Raumgestaltung bekannt war.

Der blockhafte Bau der Stadthalle öffnet sich mit einer Arkadenreihe zum Flussufer, vom Wandelgang an der Ostseite des großen Saals gelangt man so auf die Uferterrasse. Diese großzügig und repräsentativ angelegte Inszenierung von Architektur und Wasser verbreitet einen Hauch von „Venedig an der Ruhr“.
Zwischen 1922 und 1930 entstanden weitere Bauten von Pfeifer und Großmann an und in der Ruhr, die auch den Fluss selbst zum Schauplatz anspruchsvoller Architektur machten: Das Wasserkraftwerk Kahlenberg, das heutige Haus Ruhrnatur, das Verwaltungsgebäude der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft, der Wasserbahnhof auf der Schleuseninsel und die Wohnanlage Luisental setzen das „venezianische“ Konzept der Öffnung der Stadt zum Fluss konsequent fort.

 

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