1961 wurde zum ersten Mal ein Werk von Henry Moore in Berlin aufgestellt, eine »Liegende« von 1956, die im Hansaviertel vor der Akademie der Künste ihren Platz fand und maßgeblich zur Anerkennung desjenigen Künstlers in Deutschland beitrug, der mit seinen Arbeiten die Entwicklung der Skulptur im öffentlichen Raum mitbestimmt hat.

Die Skulptur »Two Piece Reclining Figure No. 5«, von den Bürgern Recklinghausens »Große Liegende« genannt, schuf der aus Castleford in Yorkshire stammende Bildhauer 1963 und 1964. Sie steht vor dem Haupteingang des 1953 errichteten Festspielhauses. Ihre Aufstellung wurde vom Künstler persönlich überwacht.
Kennzeichen von Moores Skulpturen ist ihre Plastizität – sie entfalten sich dreidimensional im Raum und sind von allen Seiten zu betrachten. Er sah die Plastik als eine Kunst des Freiraums an, die Tageslicht braucht und am besten in der freien Landschaft zur Geltung kommt.

Besondere Bedeutung maß Moore dem Material und seiner Wirkung zu. Zunächst arbeitete er am liebsten mit Holz und Stein, nach 1945 vorrangig mit Bronze. Die Formen seiner Figuren – im späteren Werk vorwiegend Frauen – sind an die Natur angelehnt, aber vereinfacht und auf ihre besonderen Merkmale zurückgeführt. Mit dem Motiv der »Liegenden« hat er sich in den Jahren zwischen 1938 und 1983 immer wieder auseinandergesetzt.

Das Recklinghausener Theatergebäude wurde 1998 bis 1999 gänzlich umgestaltet, sodass auch die Skulptur in einen neuen Kontext und in eine neu geschaffene Vorplatzsituation eingebunden werden musste. Die »Große Liegende« wurde nun in das harmonische Gesamtbild als Mittler zwischen Theatervorplatz und Grünanlage des Stadtparks einbezogen und besteht doch als autonomes Kunstwerk.