Musikliebhaber in aller Welt wissen die spektakuläre Raumform der Berliner Philharmonie mit ihrer brillanten Akustik zu schätzen. Hans Scharoun realisierte hier am Kulturforum ein zeltartiges Konzerthaus mit vielen Zipfeln, dessen Orchesterpodest inmitten der sich stufenartig erhebenden Zuschauerränge liegt. Dieser zwischen 1960 und 1963 erbaute Saal der Philharmonie ist Vorbild für die polygonale, muschelartige Aula der heutigen Scharoun-Schule in Marl, die inzwischen von der städtischen Musikschule genutzt wird.

Seit den 1950er Jahren versuchte die Stadt Marl, sich durch innovative und konsequent moderne Architektur als weltoffen und demokratisch zu präsentieren. Sie beauftragte den namhaften Vertreter des »organhaften Bauens« Hans Scharoun mit dem Bau einer Grund- und Hauptschule »auf der grünen Wiese« in dem neu aufgebauten Stadtteil Marl-Drewer.

Scharoun hatte seine Ideale einer humanen Schularchitektur seit Beginn der 1950er Jahre theoretisch entwickelt und dieses Konzept im Geschwister-Scholl-Gymnasium im westfälischen Lünen 1956 praktisch erprobt. Im Gegensatz zu den vorherigen Entwürfen ist in Marl jedoch die polygonale muschelförmige Aula als »Raum der Mitte« in das Zentrum der Gesamtanlage gestellt. Darum sind die flacheren polygonalen Pavillons mit den Klassenwohnungen gruppiert. Sie waren bereits im ersten Bauabschnitt von 1964 bis 1968 realisiert worden. Die Aula, Turnhalle sowie die Außenanlagen mit den Freiluftbereichen für die einzelnen Klassen sind 1969 bis 1970 in einem zweiten Bauabschnitt fertiggestellt worden.