Für ledige Arbeiter betrieb der Bergbau schon lange Wohnheime wie das Ledigenheim der Zeche Lohberg.

Es wurde 1916 eingerichtet und bot 542 Männern Wohnraum. Nach dem Zweiten Weltkrieg warben die Ruhrzechen um Neubergleute. Viele Kumpel waren gefallen und die zahlreichen Zwangsarbeiter in ihre Heimat zurückgekehrt. Nun kamen Neubergleute aus allen Teilen Deutschlands.

Die Bergleute lebten ungern im Heim – strenge Hausordnungen, Mehrbettzimmer und die reine Männergesellschaft blieben zweite Wahl. In der 1957 beginnenden Kohlenkrise wurden die meisten Heime geschlossen. Das Lohberger Heim wurde 1973 zur Sparkassenfiliale. Deutsche und türkische Vereine, christliche und islamische Religionsgemeinschaften sowie Einzelhändler nutzten in den darauf folgenden Jahrzehnten das Gebäude.

Ein anderes Konzept für zuziehende minderjährige Jungbergleute verfolgten die Pestalozzi-Dörfer, die der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi in den 1770er Jahren entwickelt hatte. Etwa 30 Dörfer dieser Art entstanden zwischen 1950 und 1955 im Ruhrgebiet. Das Pestalozzi-Dorf in Dinslaken-Lohberg war 1950 das erste der in Deutschland gegründeten Dörfer. Viele Jugendliche waren zwar körperlich bergbautauglich, litten aber unter psychischen Problemen vielfältiger Art. Die Unterbringung in einer Art Familienverband sollte den Jugendliche helfen, sich einzugliedern. Jedes Haus wurde von »Pflegeeltern« und sechs Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren bewohnt. Die Pestalozzi-Eltern sollten den Lehrlingen eine geborgene Familiengemeinschaft bieten und ihnen die neue Heimat, das Ruhrgebiet, näher bringen, um sie sesshaft zu machen und sie an ihre Ausbildungszeche zu binden. Angesichts der häufig ländlichen Herkunft der Lehrlinge folgte die Architektur dem klassischen Angerdorf mit Wiese und lockerer, eingeschossiger Bebauung.