Neue Synagoge in Recklinghausen

Neue Synagoge in Recklinghausen

Am Polizeipräsidium 3 / Am Steintor 5 • 45657 Recklinghausen

1953 konstituierte sich in Recklinghausen die Jüdische Kultusgemeinde Bochum-Herne-Recklinghausen. Die Gemeinde erweiterte das rückerstattete ehemaligen Gemeinde- und Jugendhaus von 1930 um einen Anbau mit einem Gemeindesaal. In den 1990er Jahren konzipierten die Architekten Hans Stumpfl und Nathan Schächter einen neuen Synagogenbau als Anbau an den Gemeindesaal.

© LWL-AfDW Bildarchiv

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»Wer ein Haus baut, will bleiben« – Jüdisches Alltagsleben in Recklinghausen

Recklinghausens jüdische Geschichte reicht bis ins ausgehende 13. Jahrhundert zurück. Vor allem aber im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Juden in der Stadt rasch an. Die Recklinghausener Gemeinde entschloss sich 1877 ein eigenes Gotteshaus zu errichten. 1880 konnte die erste Synagoge, ein schlichtes, einstöckiges Backsteingebäude auf rechteckigem Grundriss mit Satteldach, eingeweiht werden. Doch bald schon wurde das Gebäude angesichts der starken Zunahme der Mitgliederzahlen zu klein, sodass ein Neubau geplant wurde. An der Limperstraße erwarb die Gemeinde ein Grundstück; die hier entstandene neue Synagoge wurde 1904 eingeweiht.

In der Reichspogromnacht von 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt, der Bau widerstand aber den Flammen. Er wurde kurzerhand abgerissen. An seiner Stelle wurde 1941 ein Parkplatz angelegt. 1948 ließ die Gemeinde auf ihrem Friedhof am Nordcharweg ein Erinnerungsmal errichten für die Opfer der Shoa, in deren Verlauf mindestens 215 Recklinghauser Juden ermordet wurden. Bis heute wird hier alljährlich der Toten gedacht.

Nur langsam kehrte nach 1945 wieder jüdisches Leben in Recklinghausen ein. Ihre ersten Gottesdienste feierte die jüdische Gemeinde in Privatwohnungen, größere Feiern beging sie im städtischen Saalbau. 1953 konstituierte sie sich gemeinsam mit Bochumer und Herner Juden zur Jüdischen Kultusgemeinde Bochum-Herne-Recklinghausen. In den 1990er Jahren konzipierten die Architekten Hans Stumpfl und Nathan Schächter einen neuen Synagogenbau als Anbau an den alten Betsaal. Der Anbau war zweigeschossig. Innen fand über einem Festsaal mit Bühne der Betsaal mit Empore für die Frauen Platz. Die als Baldachin konzipierte Holzdecke symbolisiert den Schutz des Allmächtigen. 1997 konnte Ministerpräsident Johannes Rau den neuen Synagogenbau mit den Worten Salomon Korns »Wer ein Haus baut, will bleiben« einweihen.
Ein weiteres Zeugnis für das rege jüdische Leben in Recklinghausen legt das Schulhaus in der Straße Am Steintor 5 ab. Das 1906 erbaute Haus mit neobarocken Anklängen beherbergte einst die jüdische Schule. Im Verlauf der Renovierungsarbeiten wurde im Keller des Gebäudes eine Mikwe entdeckt und wieder instand gesetzt. Die Mikwe ist eine der wichtigsten Einrichtungen der jüdischen Gemeinden; ein solches jüdisches Ritualbad befand sich meist in Synagogen, teils aber auch in Privathäusern. Erhaltenen Mikwen sind sehr selten, da sowohl im Zuge der Säkularisierung im 19. Jahrhundert auf den Einbau verzichtet wurde, aber auch weil viele dieser Ritualbäder in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurden. Die Mikwe im Schulgebäude in Recklinghausen ist auch deshalb von Bedeutung, weil sie heute wieder in Benutzung ist und damit für das zeitgenössische jüdische Leben im Ruhrgebiet steht. 
 


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