Haus Beck in Bottrop

Haus Beck in Bottrop

Am Dornbusch 39 • 46244 Bottrop-Kirchhellen

Dem französischen Vorbild folgend entstand Haus Beck als Corp de logis mit zwei Nebengebäuden, die um einen zentralen Hof gruppiert sind.

© Dietrich Hackenberg

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Maison de plaisance und Wirtschaftshof

 Freiherr von der Wenge beabsichtigte zunächst nur, seine mittelalterliche Burg Alt-Beck zu einem funktionalen Wirtschaftshof zu erweitern. Ab 1746 aber brachte der westfälische Barock-Architekt Johann Conrad Schlaun den Gedanken an einen Neubau auf. Allmählich entwickelte er die Idee, statt eines westfälischen Wasserschlosses ohne Gartenbezüge eine Maison de plaisance nach französischem Vorbild zu bauen, bei der Garten, Vorwerk und Wohnhaus zusammen auf einer Insel liegen und eine Einheit bilden. Von der Wenge war jedoch die Funktionalität seines Wirtschaftshofes äußerst wichtig, sodass der Architekt viele Zugeständnisse machen musste und sich die Realisierung des Bauvorhabens über zwanzig Jahre hinzog.

In dem schließlich gebauten Entwurf hat das Wohnhaus abweichend vom französischen Vorbild der Maison de plaisance einen hochgelegenen Keller, in dem die große Küche untergebracht war, sodass der Zugang zum Wohnhaus nicht ebenerdig ist, sondern über eine Treppe mit zwölf Stufen erfolgt. Diese »Hochbeinigkeit« des Wohnhauses ist auch wegen des durch die Gräfte bedingten hohen Grundwasserspiegels sinnvoll. Auch bei der Gestaltung des Vorwerks realisierte Schlaun die Wünsche des Gutsherrn: Dieser benötigte zweigeschossige Nutzgebäude mit großen Walmdächern, in denen große Mengen von Heu und Stroh untergebracht werden konnten. Die Misthaufen sollten auf dem Hof geradezu ostentativ zu Schau gestellt und nicht hinter den Vorwerken versteckt werden. Schließlich waren sie in den Zeiten vor der Erfindung des Kunstdüngers das Statussymbol eines jeden Landwirts.

Dennoch konnte Schlaun in Haus Beck, abgesehen vom hochgelegten Erdgeschoss, alle zentralen Elemente einer Maison de plaisance realisieren: Das sind die symmetrische Anlage der Räume mit rundem Vestibül und dahinterliegendem Salon mit abgerundeten Ecken, die Gartenenfilade mit zu den Seiten kleiner werdenden Räumen und die Hofenfilade, die das Treppenhaus mit einbezieht. An den Seiten fügte Schlaun noch Nebentreppen ein, durch die das Personal, ohne das Haupttreppenhaus zu benutzen, vom Keller bis zur Mansarde verkehren und beispielsweise Speisen servieren konnte. Diese entsprechen in ihrer Funktion den Dégagements der französischen Maison de plaisance.

Nachdem auf dem Gelände von Haus Beck lange Zeit eine Spirituosenfabrik betrieben worden war und es seit 1850 an die Familie Metternich überging, kaufte 1956 das Bergbauunternehmen Hibernia AG das Areal mit dem Schlossgebäude. Seit 1958 veranstaltete der Verband westfälisch-lippischer Jugendbildungsstätten dort Kurse und Tagungen. 1966 erwarb die Familie Kuchenbäcker die stark verfallene Anlage und begann, das Schloss und die angrenzenden Wirtschaftsgebäude schrittweise zu restaurieren. Zur Finanzierung der Arbeiten griffen sie einen neuen fremden Impuls auf: den der kommerziellen Vergnügungsparks, die seit dem 17. Jahrhundert in den europäischen Hauptstädten eröffnet hatten - Vauxhall Garden bei London, »die« Prater in Wien, das Pariser Jardin spectacle Tivoli und das Tivoli in Kopenhagen.

Ein Freizeitpark in einem denkmalgeschützten ehemaligen Adelssitz mag zunächst befremdlich anmuten. Ein Hotel oder ein gastronomischer Betrieb hätte in dem Gebäude jedoch größere Eingriffe wie zum Beispiel den Einbau von Fahrstühlen erforderlich gemacht. So ist Haus Beck heute der einzige Schlossbau Schlauns, der in Disposition und Ausstattung nahezu unverändert geblieben ist.
 


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